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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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und
stemmte sich hoch. »Gott weiß, was ihr sonst noch an kleinen
Geheimnissen habt! All diese Lügen über deinen Knöchel und Juliettas
Schrammen und Kratzer – und wir sind angeblich deine Partner!
Ist es dir denn nicht klar, daß ein Anschlag auf dein Leben uns eine
Warnung ist, besser auf das unsere aufzupassen?«
    »Es tut mir wirklich leid, Bis. Du hast recht. Ich war einfach
selbstsüchtig. Ich wollte verhindern, daß ihr es mit der Angst bekommt
und wieder abreist.«
    »Na, auf mich brauchst du nicht mehr zu rechnen, Paul. Auf gar
keinen Fall! Ich wollte von Anfang an nichts mit dieser verrückten
Geschichte zu tun haben, und jetzt hast du mich endgültig davon
überzeugt, daß ich recht hatte. Meinen Anteil von dem, was wir hier
gefunden haben, schenke ich dir! Du kannst damit machen, was du willst.
Aber mich laß bitte aus dem Spiel. Ich will nichts von diesem
gefährlichen Zeug! Ich mache, daß ich von hier und aus Zonico wegkomme,
so schnell ich kann.« Er begann, Sachen in seinen Seesack zu stopfen.
»Ich kehre zur Villa zurück – mit dem Lastwagen. Ich werde
packen und sofort abreisen. Ted, was ist mit dir? Willst du noch
weiterhin hierbleiben und darauf warten, daß deine Beerdigung
stattfindet?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sich Bis wieder an
mich und schob mir sein verzerrtes Gesicht dicht unter die Nase. »Du
bist ja verrückt! Verrückt! Daß du etwas gefunden hast, bevor sie dich
umgelegt haben, wie sie die anderen umgelegt haben, die ihnen
Schwierigkeiten machten, grenzt an ein Wunder. Ein gottverdammtes
Wunder. Und bei deiner Vergangenheit … Falls man dich tot oder
halbtot findet, glaubst du etwa, daß das jemanden kümmert? Und glaubst
du etwa, die wüßten das nicht?«
    Jetzt wandte er sich an Julietta und schrie: »Können Sie ihn
denn nicht zur Vernunft bringen? Sie mögen ihn doch, nicht wahr? Na
also! Wollen Sie hinter seinem Sarg zum Friedhof marschieren? Sie waren
auf der Straße, als man ihn überfahren wollte. Und trotzdem lassen Sie
ihn weitermachen? Verrückt! Alle beide!«
    Er war mit dem Packen fertig. »Was wirst du also jetzt tun,
Ted?«
    »Ich werde morgen helfen, das Schiff zurückzubringen.«
    »Und dann?«
    »Helfe ich Paul, wenn es ihm recht ist, den Laden in Zonico
abzuwickeln. Sonst … Tut mir leid, Paul, aber Bis hat recht.
Er ist zu aufbrausend, aber er hat recht. Dies ist kein Platz für
vernünftige Menschen, die noch gern weiterleben möchten.«
    Bis sagte: »Na schön, ich bin zu aufbrausend. Aber ich weiß
genau, was ich sage.« Er schwang sich den Seesack über die Schulter und
kletterte die Stufen zum Deck empor. Kurze Zeit später hörten wir den
Außenbordmotor starten, und Bis war fort.
    Ted füllte den Schatz wieder in die Säcke, verschnürte sie,
reichte sie mir und verließ mit einem kaum vernehmbaren »Gute Nacht«
die Kajüte.
    Julietta und ich blieben noch eine Weile am Tisch sitzen, dann
ging ich ebenfalls an Deck. Der Regen war in Nebel übergegangen. Ich
stand an der Steuerbordreling, den Kranz der Lichter von Tremezzo vor
mir, und versuchte mir auszumalen, was diese Desertion zu bedeuten
hatte, oder vielmehr, ob ich ohne die beiden weitermachen konnte. Und
möglicherweise ohne Julietta. Ganz sicher ohne Julietta, weil Bis mit
seiner Einschätzung der Lage, daß es Leichtsinn sei, angesichts
offenbarer und eindeutiger Gefahr weiterzumachen, recht hatte und
Julietta nicht länger hierbleiben durfte.
    Julietta kam auch herauf und stellte sich neben mich. Sie
legte mir tröstend den Arm um die Schultern. Ich versuchte zu
überlegen. Meine Gedanken wanderten zurück zu der endlosen Monotonie
der Jahre in jenem Alptraum von Zelle, den Schwüren, die ich mir
gegeben hatte, so stet wie die Tropfen aus einem undichten Hahn, Schwur
um Schwur – mich zu entschädigen: für die Ratten, für die
sadistischen Wärter, für die abstoßenden Mitgefangenen, für das
widerliche Essen, für den Verlust von Leben, Freiheit und
Liebe … Liebe … Dieser Arm, der jetzt um mich lag,
und ihr Gesicht, das im dichter werdenden Nebel zu mir emporgewandt
war. O Gott, soll denn aus nichts von alldem etwas werden, aus gar
nichts? Warum nicht? Warum, nicht? Warum muß es
weiter und weiter gehen, von Gefängnis zu Gefängnis zu Gefängnis?
    Ich spürte, wie sich der Druck ihres Armes verstärkte und sie
mich davonführte, von der Reling zur Plicht, dann die Treppe hinab, aus
dem Nebel hinaus. Wir gingen in die vordere Kajüte. Ich setzte mich auf
eine

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