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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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hat?« Ich erzählte ihm von der
alten Frau.
    »Das verstehe ich nicht. Warum hast du uns nichts davon
gesagt? Wieso hast du uns das verschwiegen?«
    »Na ja, wir waren noch ganz durcheinander von unserem eigenen
Unfall, von dem Sturz in den Graben. Und dann seid ihr am nächsten
Morgen früh abgefahren. Außerdem erschien es mir nicht so wichtig, ich
hielt es einfach für Klatsch. Ob nun ein Priester zufällig oder
absichtlich überfahren wird – was hat das mit uns zu tun?«
    Ich hatte keineswegs die Absicht, ihm von dem Briefchen zu
erzählen, das ich erhalten hatte. In Anbetracht der Sorgen, die Bis
sich um meine Sicherheit machte, war es durchaus möglich, daß er auf
der Stelle nach Stockholm abreiste, wenn er das hörte.
    »Selbstverständlich kann das mit uns etwas zu tun haben«,
sagte Bis sehr gereizt. »Wer weiß? Wenn viele Töpfe auf demselben Feuer
kochen, tragen alle dazu bei, daß es dampft. Ein schwedisches
Sprichwort.«
    »Weißt du, warum ich dich nach dem Kloster frage …
Wieso sollten zwei Männer auf der Straße einen Mönch umbringen? Was hat
das zu bedeuten, Bis?«
    »Es hat zu bedeuten, daß der ermordete Priester – wie
sagtest du, war sein Name? Laekla? –, daß dieser Priester
gegen die Ordensregeln gesündigt hat, die absolute Zurückhaltung von
der Außenwelt vorschreiben.«
    »Also, hör mal, Bis, was für ein horrender theologischer
Unsinn! ›Gesündigt‹ – großer Gott!«
    »Na schön. Es hat zu bedeuten, daß der Tote vermutlich
versucht hat, sich ein paar weltliche Güter unter den Nagel zu reißen.
Klingt das vielleicht besser in deinen Ohren?«
    »Klassisch! Aber was ist mit diesem Laekla? Er hat mit Pater
Piccionastro zusammengearbeitet, nicht wahr? Und was ist mit diesem
frömmelnden falschen Fuffziger?«
    »Ich glaube nicht einmal, daß er das ist … Ein
falscher Fuffziger, meine ich. Er ist einer von den Kirchenmännern, die
sich ewig aufdrängen und die es überall gibt. Die sich aufblähen und
breitmachen und den Ausgleich bilden für alle ihre demütigen Brüder,
die ihre Augen ausschließlich gen Himmel richten. Immerhin ist die
katholische Kirche eine der streitbarsten Institutionen der Welt und
braucht ihre eigene kanonische Mafia, um es zu bleiben.«
    »Trotzdem – ich würde gern mit Piccionastro über
Laekla sprechen.«
    »Na schön. Gleich wenn wir wieder zu Hause sind.«
    »Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen.«
    »Gewiß. Wir werden ihn zum Essen einladen.«
    Der würzige Duft der Bouillabaisse erfüllte die Luft.
    »Gelobt seien die Götterboten, die meine Nüstern erfreuen,
voll List meinen Magen aufreizen und meinen Mund mit einem Strom von
Speichel füllen!« Ted hatte lesend auf dem Bugspriet gesessen, sich
jetzt aber für diese Deklamation erhoben. Er balancierte aufrecht, die
Arme weit ausgestreckt, auf den Wanten.
    »Ist dies eine Verheißung kommender Freuden? Dann schreibt
mich in eure Schriftrollen ein, denn ich bin eurem Zauber verfallen und
will euch getreulich folgen, ihr süßen Boten, wohin ihr mich auch
führen mögt, in den höchsten Himmel oder in die finsterste
Tiefe …«
    Bis packte einen Karpfen beim Schwanz, beugte sich aus der
Kombüse, schleuderte den Fisch auf die deklamierende Galionsfigur und
traf Ted mit klatschendem Geräusch am Hals, so daß er rücklings ins
Wasser fiel und sofort unterging, während der Karpfen und das Buch als
Bojen an der Oberfläche schwammen, die Stelle markierend, an der er
versunken war.
    Julietta wollte mir etwas zeigen. Sie hatte
während des Nachmittags auf einem Block herumgekritzelt und versucht,
das Rätsel der Zeichen C, S und + zu lösen. Auf ihren Zettel hatte sie
neben das C ›Comunisti‹ geschrieben und neben das S, mit einem
Fragezeichen versehen, ›Stranieri‹.
    »Ausländer«, sagte sie. »Warum eigentlich nicht? Luigi
Hoffmann war doch auch einer. Vielleicht gab es sogar noch mehr.«
    »Ja, ja, das ist nicht ausgeschlossen!« Ich fragte Bis und Ted.
    Sie stimmten mir zu, daß es möglich sei, zeigten aber weit
weniger Enthusiasmus als ich.
    »Was ist denn los mit euch? Wenn wir jetzt noch das
Plus-Zeichen entziffern können, dann kennen wir die genaue Aufteilung
der Liste.«
    »Und dann?« fragte Bis. »Gut, wir wissen dann, daß
Kommunisten, Ausländer und Plus-Leute den Schatz besitzen. Aber welche
Kommunisten? Welche Ausländer?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, daß wir mehr
wissen werden, wenn wir das Plus entziffert haben. Und wenn Giorgio

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