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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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Giorgio identifiziert wird, kommt die
Polizei …«
    »Die Polizei wird nicht kommen.«
    »Aber wenn doch, dann sollte sie hier besser nicht auftauchen,
sonst …«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß die Polizei nicht kommt.« Ich
zahlte und fügte ein beachtliches Trinkgeld hinzu. »Ich danke Ihnen für
Ihre Hilfe. Sie brauchen sich keinerlei Sorgen zu machen.«
    Der Barkeeper legte die Hand auf das Geld, nahm es aber nicht
von der Theke. Ich half Julietta von ihrem Hocker, dann gingen wir.
    Unterwegs, auf der Rückfahrt nach Zonico, reichte ich ihr den
Zettel. Die Namen auf meiner Liste lauteten in der Reihenfolge:
    Luigi Hoffmann
Ted Middlekey
Bis de Jong.
    Der Barkeeper hatte auf Numero Eins und Drei
mit Ja geantwortet.

21
    E s war nicht so sehr eine Angelegenheit
logischer als vielmehr beunruhigender Folgerungen. Mein Einblick in die
schwarzen Untiefen dessen, was sich wirklich ereignet hatte, war
unzulänglich. Aber die Wahrheit, so fand ich heraus, kommt nie mit
Riesenschritten, sondern immer nur mit kleinen Ausrutschern.
    Um mit der jüngsten beunruhigenden Folgerung zu beginnen. An
jenem Nachmittag hatte ich zwei leblose Körper getragen. Ich hatte den
bewußtlosen Bis bei den Schultern genommen, während Julietta die Füße
hielt, und auf diese Weise hatten wir ihn in sein Zimmer geschleppt.
Kurz darauf hatte ich Giorgio auf sein Bett gehoben. Mir war zwar nicht
sofort klar gewesen, was mich dabei beunruhigte, doch später, als ich
mit Bis über das Geschehene sprach, fiel mir plötzlich auf, wie
unterschiedlich sich die Körper der beiden Männer angefühlt hatten, als
ich sie hochnahm. Deswegen hatte ich das Experiment auch mit Julietta
gemacht. Bei Bis hatte ich trotz seiner angeblichen Leblosigkeit eine
gewisse Muskelspannung bemerkt. Als wir ihn durch die Tür trugen, war
seine Schulter gegen den Türrahmen gestoßen, und er hatte durch
instinktives Muskelspannen verraten, daß seine Bewußtlosigkeit
vorgetäuscht war. Das Experiment mit Julietta hatte mir das bestätigt.
    Ein weiteres beunruhigendes Moment war Bis' Behauptung, die
angeblichen Angreifer hätten ihre Fäuste gebraucht. Das würde heißen,
daß sie ohne Revolver, Messer oder andere Waffen gekommen waren. Höchst
unwahrscheinlich. Außerdem – warum sollten sie ausgerechnet in
Dans Zimmer sein? Falls sie hinter der Information der Schweizer Bank
her waren, die Giorgio hatte – und hinter der waren sie
vermutlich her, denn ich hatte weder bei ihm selbst noch in seinem
Koffer etwas gefunden –, dann war es doch seltsam, daß sie in
Dans Zimmer suchten, nicht wahr?
    Also, warum waren sie dann in Dans Zimmer?
Giorgio wußte, daß ich mit Ted und Bis in Tremezzo war, also war Dan
der einzige Mensch in der Villa, dem Giorgio die bestürzende Entdeckung
mitteilen konnte, die er in Lugano gemacht hatte – die
Entdeckung, daß Bis de Jong zur selben Zeit ein Nummernkonto eröffnet
hatte, zu der das meine eröffnet worden war. Daß Bis in der Villa war,
konnte Giorgio nicht wissen. Mir kam der Verdacht, daß Bis seinen
plötzlichen Aufbruch vom Schiff bewußt inszeniert hatte, damit er
Giorgio in der Villa abfangen und feststellen konnte, ob er die Namen
der Nummernkonteninhaber tatsächlich in Erfahrung gebracht hatte. Als
er Giorgio ins Haus kommen hörte, mußte Bis sich versteckt, die Mädchen
im Keller eingeschlossen haben und dann Giorgio bis zu Dans Zimmer
nachgeschlichen sein.
    Einige meiner Verdachtsgründe jedoch datierten aus einem
Zeitraum, der ganz beträchtlich vor dem Giorgio-Zwischenfall lag. Die
Kiste vom Mera-Fluß war der Anfang gewesen. Ich hatte nie so recht
daran glauben können, daß der Behälter, den Bis überhaupt nicht erwähnt
hatte und den Dan und ich rein zufällig fanden, leer gewesen sein
sollte, als Bis darauf stieß.
    Außerdem hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie seltsam
es war, daß der Wagen mich damals auf der Straße um Haaresbreite
verfehlt hatte. Falls jemand am Steuer gesessen hatte, der mich
tatsächlich umbringen wollte, so hätte er dieses Ziel mühelos erreichen
können. Aber nein – der Wagen war genau im richtigen
Augenblick herumgerissen worden. Wer immer ihn lenkte, wollte mich
loswerden, umbringen wollte er mich jedoch nicht.
    Das alles hatte ich Julietta auf der Rückfahrt von Lugano
erzählt. In Dongo angekommen, fuhr ich zum Postamt, weil ich hoffte, in
unserem Fach einen Brief von Giorgios Buchmacher zu finden. Schon als
ich den Schlüssel ins Schloß schob, sah ich durch die

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