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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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geräuschlos. Als Hoffmann erschien,
hatte ich von den langen Entbehrungen des Krieges die Nase voll und
fürchtete mich vor der Zukunft. Ich hatte nicht die Absicht, zu
Scotland Yard zurückzugehen, hatte aber auch nicht die Mittel, etwas
anderes zu beginnen. Also bedurfte es von seiten Hoffmanns und de Jongs
keiner großen Überredungskunst. Sie hatten mich bald überzeugt, daß ich
mich an ihrer ›Vereinbarung‹ beteiligen müsse, die mir recht
narrensicher erschien und die, wie Hoffmann mir versicherte, ganz gewiß
keinem Menschen Schaden zufügen würde.
    Komplikationen gab es jedoch, als Lefèvre spürte, daß sich da
etwas Illegales tat, und Bis zur Rede stellte. Bis wies Lefèvres
Anschuldigungen zurück, konnte ihn aber nicht ganz überzeugen. Zum
Glück für Bis war auch Lefèvre lange im Krieg gewesen und hatte keine
Lust, seinem Verdacht weiter nachzuspüren. Aber er beschimpfte uns und
zog sich sehr geschickt aus der Affäre, indem er einen Gelbsuchtanfall
vortäuschte, der in seiner Krankengeschichte bereits einmal aufgetaucht
war, und sich nach Frankreich versetzen ließ. Jetzt weißt du, warum er
sich dir gegenüber so ablehnend verhielt, als du ihn in Paris aufsuchen
wolltest.
    Eine weitere Komplikation bestand darin, daß Hoffmann den
Schatz zurückhaben wollte, den ihr in seiner Villa gefunden und nun in
eurem Comer Haus versteckt hattet. Um das zu erreichen, schickte euch
Hoffmann die Nachricht mit der Bitte um ein Rendezvous bei Leonardo.
Während ihr fort wart, wollten seine Männer den Schatz herausholen und
die kompromittierende Bankchiffre in dein Notizbuch eintragen. Von dem
Teil des Unternehmens, der dich kompromittieren sollte, wußten Bis und
ich allerdings nichts. Wir wußten nur, daß Hoffmann den Schatz aus der
Villa holen wollte. Hätten wir geahnt, daß er dir eine Falle stellen
wollte, hätten wir natürlich protestiert. Doch Hoffmann erklärte uns
später, es sei unerläßlich gewesen, dich zu kompromittieren, weil das
alliierte Hauptquartier in Mailand bereits von dem gefundenen Schatz
unterrichtet war. Auf diese Weise würde man dich mit dem Verschwinden
der Wertsachen in Verbindung bringen, und Hoffmann hätte damit
gleichzeitig sein zweites Ziel erreicht: einen Vorfall zu kreieren, der
dazu führte, daß unsere Nachforschungen eingestellt und unser Team
aufgelöst wurden. Für den Fall, daß ihr nicht beide zu Leonardo gingt,
hatte Hoffmann dafür gesorgt, daß derjenige, der zurückblieb, unter
Drogen gesetzt wurde. Daß jemand umgebracht würde, war auch in
Hoffmanns Plan nicht vorgesehen. Davon bin ich fest überzeugt.
    Aber Enrico, der zwar in Dongo nur unser Assistent, doch
ungeheuer gewitzt und klug war, bekam Wind von dem, was da vor sich
ging, war hellauf empört und lief zu Leonardo, um Arnoldo zu warnen.
Ehe Hoffmann und Bis eintrafen, konnte er Arnoldo gerade so viel
erzählen, daß Arnoldo von Bis' Mittäterschaft unterrichtet war. Jetzt
mußte Hoffmann Arnoldo gegenüber mit offenen Karten spielen –
genau das, was er hatte vermeiden wollen. Er nahm Arnoldo mit zu einem
abgelegenen Ort und versuchte ihn zu einer ähnlichen Vereinbarung zu
überreden, wie er sie mit Bis und mir getroffen hatte. Arnoldo jedoch
wollte nichts davon hören und griff Hoffmann sogar tätlich an. Es
entspann sich ein Kampf, in dessen Verlauf Arnoldo von einem von
Hoffmanns Leuten erschossen wurde. Enrico dagegen wurde mit kalter
Überlegung ermordet und seine Leiche in Hoffmanns Lieblingsfriedhof,
dem Comer See, versenkt.
    Arnoldos Leiche bot ein größeres Problem, denn sein
Verschwinden – oder das Auffinden seiner Leiche –
würde eine militärische Suchaktion in diesem Gebiet auslösen, und das
war das Letzte, was Hoffmann riskieren wollte. Also beschloß er, deine
Verbrechen, Paul, von Unterschlagung auf Mord auszudehnen. Bis, der
während der Morde entsetzt und hilflos hatte dabeistehen müssen,
versuchte es Hoffmann auszureden, war aber schon so tief in die Sache
verwickelt, daß er nichts ausrichten konnte.«
    Ich wollte nichts weiter hören – dieser
Scheißkerl! –, aber es gab noch verschiedene Fragen zu klären.
    »Also Hoffmann hat den Schatz aus dem Orgelpodium unserer
Villa gestohlen und gleichzeitig in Gestalt der Kontochiffre einen
Beweis gegen mich in mein Notizbuch geschmuggelt. Wie aber war es
möglich, daß er die Kontonummer schon wußte, als er das Geld für das
Konto doch erst stahl?«
    »Ein weiteres Beispiel Hoffmannscher Jonglierkunst. Er kannte
den

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