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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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Dan kam von Mailand herauf und
engagierte einen ortsansässigen Anwalt für mich, der mir aber auch
nicht mehr helfen konnte. Mir konnte niemand mehr helfen. Die Suche
nach dem Schatz wurde abgebrochen. Middlekey und de Jong besuchten mich
vor ihrer Abreise noch einmal, um mir zu sagen, daß sie nicht den
leisesten Zweifel an mir hegten und daß ich mit Sicherheit äußerst
geschickt hereingelegt worden sei. Doch ohne Beweise war ihr Vertrauen
für mich keinen Pfifferling wert. Auf meinen Prozeß mußte ich bis zum
Jahre 1948 warten. Bis dahin ließ man mich in jener stinkenden Kloake,
die der Polizei in Como als Gefängnis dient, fast ganz vermodern, und
die wenigen Menschen, die mir zu helfen versuchten, hatten, als es
endlich soweit war, gänzlich den Mut verloren, etwas für mich zu
unternehmen.
    Das war das Ende. Aus. Punktum.
    »Also, das wär's, Mr. Gibio«, sagte ich.
»Vierundzwanzig Jahre in italienischen Strafanstalten – die
besten Jahre eines jungen Mannes –, und nun sehe ich die
einzige Möglichkeit, mich für diese Jahre in einem gewissen Maße zu
entschädigen, in der Chance, den Rest meines Lebens mit eben dem Schatz
zu finanzieren, mit dem das Ganze überhaupt angefangen hat. Und hier
beginnt Ihre Rolle, Mr. Gibio – und deine, Dan. Ich brauche
einen bestimmten Geldbetrag, und ich brauche Verbindungen und
Informationen. Um die zu bekommen, bin ich bereit, Ihnen einen hübschen
Batzen von allem abzutreten, was ich finde.«
    »Schön und gut, Mr. Selwyn«, wandte Gibio ein. »Ihre Gründe
und Ihre Entschlossenheit in allen Ehren, aber haben Sie schon einen
Aktionsplan ausgearbeitet, oder wollen Sie einfach in die
Dongo-Como-Gegend hinauffahren und auf das Beste hoffen?«
    »Ich habe einen Plan ausgearbeitet. Die ganzen letzten
fünfzehn Jahre lang habe ich nichts anderes mehr getan. Zuerst möchte
ich Ted Middlekey und Bis de Jong ausfindig machen und sehen, ob sie
einsteigen wollen – natürlich gegen einen Anteil von allem,
was wir in die Finger kriegen. Wenn ich die beiden
finde und wenn ich sie zu einer Beteiligung
überreden kann, dann brauchen wir als nächstes eine Tarnung für unser
Unternehmen. Auch diesen Aspekt habe ich mit allen Einzelheiten
durchdacht. Wir treten als Archäologenteam auf.«
    »Unter welchem Vorwand?«
    »Sind Sie schon einmal in Sirmione am Gardasee gewesen? Es
liegt auf der Halbinsel, die in den See hineinragt.«
    »Ja. Ich habe mir das römische Bad angesehen, das man dort
ausgegraben hat.«
    »Sehen Sie. Also, ich denke nun, wenn die Römer am Gardasee
einen solchen Badeort angelegt haben, dann scheint es glaubhaft, daß
sie am Comer See ebenfalls einen angelegt haben, nicht wahr? Gewiß, um
die notwendigen Genehmigungen für unsere Expedition zu bekommen, müßte
ich den italienischen Behörden eine wasserdichte Begründung vorlegen,
doch dank unserer Gefängnisbücherei habe ich viel über die römische und
etruskische Archäologie gelesen und alles eingehend studiert. Die
Bücherei konnte mir praktisch jedes wichtige Buch, das ich brauchte,
leihweise besorgen. Daher bin ich wohl überzeugt, daß das Kollegium für
Schöne Künste sowohl meine Rolle als Archäologieprofessor als auch die
wissenschaftlichen Anhaltspunkte akzeptieren wird, die ich
zusammengestellt habe, um eventuelle Ausgrabungen in der Umgebung von
Dongo zu rechtfertigen. Nach meiner zehnjährigen Forschungsarbeit
bezweifle ich, daß irgendein Mitglied des Kollegiums mehr über das
Leben der Römer in diesem Gebiet weiß als ich.«
    »Dann haben Sie also vor, in Dongo ein Hauptquartier
einzurichten, das Sie als amerikanische archäologische Expedition
tarnen wollen …«
    »Als internationale Expedition …«
    »… die nach den Resten eines antiken römischen Bades
sucht. In Wirklichkeit aber würden Sie statt dessen alle Spuren
verfolgen, die Sie zu dem Schatz führen könnten – Spuren, von
denen Sie entweder schon Kenntnis haben oder solche noch erhalten
werden.«
    »Das ist nur ein Teil meines Plans. Nicht weniger wichtig ist
meines Erachtens der psychologische Druck, der entsteht, sobald etwas
von den wahren Hintergründen unseres Unternehmens durchsickert. Ich
kann mir vorstellen, daß es Leute gibt, die dann sehr nervös werden.
Und andere, die vielleicht unter einem entsprechenden
Vorwand – heftiges Verlangen zeigen, mit uns unter vier Augen
zu reden.«
    »Vorhin erwähnten Sie ganz allgemein, daß Sie Dan und mich bei
Ihren Plänen brauchen. Könnten Sie sich genauer

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