Der Schatz von Dongo
nun
schäme.«
Der Dolmetscher übersetzte die Auskunft, und ich machte mir
eifrig entsprechende Notizen.
»Als Versteck des Schatzes bezeichnete er sodann eine Stelle
zwei Kilometer südöstlich des Hauses, in dem Mussolinis Witwe, Donna
Rachele, jetzt lebt. Es liegt in einer Ortschaft namens Carpignano.
Aber diese Informationen haben wir ja bereits an Ihre Mailänder
Dienststelle übermittelt …«
Ich wäre fast in die Falle gegangen und hätte auf sein
Englisch geantwortet, aber ich fing mich noch rechtzeitig und wartete
geduldig auf die Übersetzung. »Ja«, sagte ich dann auf italienisch,
»wir haben die Information bekommen, aber das Versteck ist ein
Bauernhof, auf dem noch nichts gefunden wurde. Wir hofften, daß die
Akte noch irgend etwas Zusätzliches enthalten würde, das als genauere
Beschreibung des Verstecks dienen könnte.« Übersetzung.
»Nein, das ist alles. Der Italiener war, wie dem Bericht zu
entnehmen ist, sehr nervös und brach die Beichte mitten im Satz ab.«
Übersetzung.
»Er hat keinerlei Anhaltspunkte für seine Identität gegeben?
Seinen Wohnort, seine Kirchengemeinde oder so?« Übersetzung.
»Nein, und selbst wenn er es getan hätte, so hätte der
Beichtvater uns nichts davon mitgeteilt. Das Beichtgeheimnis wird sehr
streng gewahrt.« Übersetzung.
»Hat er denn angedeutet, ob Signora Mussolini etwas mit dem
vergrabenen Schatz zu tun hat?« Übersetzung.
»In keiner Weise.« Übersetzung.
»Wie steht es mit seinem Akzent? War Ihr Priester selbst
Italiener?« Übersetzung.
»Ja. Er berichtete, der Beichtende habe einen leichten Akzent
gehabt, den er aber nicht identifizieren könne.« Übersetzung.
Ich bedankte mich bei McDermott, dann begleitete mich der
Dolmetscher bis an den Ausgang und verabschiedete sich mit einem
akzentbeladenen » Arrivederci .«
Das Gästezimmer im Hause Middlekey befand
sich im ersten Stock neben der Bibliothek. Ich wachte am folgenden
Vormittag auf, weil ich in der Bibliothek Stimmen hörte. Die eine
erkannte ich als die von Susanne Middlekey.
»Ich versichere Ihnen, Hines« – die Stimme hob
sich –, »daß Mr. Middlekey alles sofort in Ordnung bringen
wird, wenn er heute abend nach Hause kommt.«
»Aber er wollte es schon sofort in Ordnung bringen, als ich
vor sechs Tagen mit ihm sprach, Madam.«
»Er hat augenblicklich sehr viel im Kopf.«
»Aber doch sicher nichts, was ihn daran hindern könnte, mir
einen Scheck für fünf Wochen ausstehenden Lohn auszustellen.«
»Werden Sie nicht impertinent!«
»Ich werde gar nichts, Madam. Ich möchte nur meinen
ausstehenden Lohn.«
»Den werden Sie auch bekommen, Hines.«
»Aber heute noch, Madam, sonst sähe ich mich morgen früh nicht
in der Lage, den Wagen aus der Garage zu holen.«
Um fünf Uhr nachmittags traf ich mich mit
Ted im Royal Automobile Club. Wir hockten im selben Saunaraum wie am
Tag zuvor, um unseren Körper, wie Ted es ausdrückte, von seinen
Giftstoffen zu befreien und uns auf die Gelage des kommenden Abends
vorzubereiten. Ich konfrontierte ihn mit dem, was ich gehört hatte, und
er machte keinen Versuch, den Zwischenfall zu bagatellisieren. »Ich
habe mich übernommen, das ist es. Viel Kapital, aber keinen lausigen
Schilling Bargeld, verstehst du? Unmöglich, etwas flüssig zu machen,
ohne großes Geschrei über die mangelnde Liquidität von ›PR, Ltd.‹ zu
provozieren. Um weiterzumachen, muß die ›PR, Ltd.‹ ihre eigenen Kinder
fressen und ihr eigenes Blut trinken. Da hast du es. Ted Middlekey,
nach außenhin der reichste Mann, sitzt im Armenhaus.«
»Warum sträubst du dich dann gegen eine Beteiligung an der
Schatzsuche?«
»Ich hatte gehofft, dir den Plan ausreden zu können. Ich hatte
gehofft, wenn du dich entschließen könntest, das Risiko nicht
einzugehen, dann brauchte ich es ebenfalls nicht zu tun. Das Luxusleben
hat mich zum Feigling gemacht. Aber die Gefahren eines Bankrotts in
England sind, weiß Gott, nicht geringer als das, was uns womöglich in
Dongo erwartet. Ist dir eigentlich je der Gedanke gekommen, daß uns
gewisse Leute wahrscheinlich als die ehemaligen Schatzsucher des
alliierten Untersuchungsteams erkennen werden, wenn Bis und ich in
Dongo plötzlich als Mitglieder deiner Archäologenmaskerade auf der
Bühne erscheinen?«
»Doch, Ted, dieser Gedanke ist mir gekommen, aber ich sehe die
Sache so: Falls man uns erkennt, muß sich jeder, den diese Tatsache
beunruhigt, den Kopf darüber zerbrechen, ob ihr nun echte Archäologen
seid, die zufällig
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