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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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gleichgültig. Ich will es überhaupt nicht wissen,
ich will nicht in die Sache verwickelt werden. Ich möchte nur das
alles … loswerden. Wenn Sie also wollen, kommen Sie heute
abend in meine Wohnung.«
    »Wäre es Ihnen sehr unangenehm, wenn ich jetzt gleich
mitkäme?« Ich wollte ihr keine Zeit zum Nachdenken lassen, damit sie es
sich nicht noch anders überlegte. »Ich wäre, sagen wir, in einer halben
Stunde bei Ihnen.«
    »Also gut. Ich wohne ganz in der Nähe. In einer halben Stunde
paßt es mir ausgezeichnet.«
    Was sie besaß, war nicht die ganze Liste,
sondern der Kohledurchschlag einer einzigen Seite. Sie erklärte mir,
daß die gesamte Abschrift der Liste aus einem Original und fünf
Durchschlägen bestand, daß sie aber beim Ordnen der Durchschläge
festgestellt habe, daß von der letzten Seite unerklärlicherweise eine
überzählige Kopie gemacht worden sei. Die einzelnen Positionen der
Liste auf dieser Seite boten mir keinerlei Überraschung: ausländische
Valuta, verschiedene Eintragungen von Gold, die lediglich die Form
angaben, in der das Gold erschien – Barren, Goldabfälle,
Münzen –, einzeln aufgeführte Juwelen. Insgesamt
zweiundfünfzig Positionen auf dieser einen Seite.
    Wie gesagt, die Positionen selbst boten nichts Neues, neu
waren jedoch für mich die Symbole, die auf dem freien Rand neben jeder
Position auftauchten. Es gab deren drei: +, C und S.
    »Was bedeuten diese Zeichen, Signorina?«
    »Das weiß ich auch nicht. Auf der ursprünglichen Liste gab es
sie nicht. Erst einige Tage, nachdem wir die erste Liste abgetippt
hatten, kam Gianna wieder und brachte die Liste zurück, aber es waren
mehrere neue Positionen und diese Zeichen hinzugefügt worden, so daß
ich alles noch einmal abtippen mußte.«
    »Haben Sie Gianna danach gefragt?«
    »Nein, ich habe überhaupt keine Fragen gestellt. Ich bin nicht
neugierig. Außerdem beherrschten damals Waffen, Terror und Exekutionen
die Piazza, und da ich sogar unter normalen Umständen ängstlich
bin … Na ja, Sie können es sich gewiß vorstellen.«
    »Gab es über diese Liste Diskussionen, die Sie zufällig mit
angehört haben? Zum Beispiel darüber, wohin die einzelnen Positionen
geschafft werden sollten?«
    »Nein. Alles, was diese Liste betraf, ging ausschließlich
Gianna an. Ich tippte sie ab, sie überprüfte die Abschriften
sorgfältig, und dann nahm sie die Liste mit – irgendwohin.«
    »Darf ich mir diese Seite abschreiben?«
    »Nehmen Sie sie mit. Ich will sie loswerden. Ich will
überhaupt alles loswerden. Ich habe mich so sehr geschämt,
deswegen – die ganzen Jahre lang.«
    »Geschämt? Wegen dieser Liste?«
    »Na ja, nicht nur wegen der Liste. Ich habe da noch etwas. Ein
paar Tage, nachdem ich die zweite Liste getippt hatte, bekam ich Besuch
von einem Herrn, der mir für meine Mitarbeit dankte und sagte, das
Zentralkomitee der Widerstandsbewegung wäre mir besonders verbunden,
wenn ich alles vergäße, was ich geschrieben hätte. Als Zeichen der
Dankbarkeit übergab er mir ein in Zeitungspapier gewickeltes Päckchen,
das ich erst öffnen sollte, wenn er wieder gegangen war. Ich bat ihn,
mir nichts zu geben, ich sagte, ich wolle keinen Lohn für das, was ich
getan hätte. Aber er antwortete, er müsse mir
dieses Päckchen geben, weil ich dadurch so in die Angelegenheit
hineingezogen würde, daß sie meiner Vergeßlichkeit im Hinblick auf die
Liste sicher wären. Ich war zu verängstigt, das Päckchen noch am selben
Abend zu öffnen. Eigentlich fürchtete ich mich viel mehr vor diesem
Mann als vor dem Paket.«
    »Wie sah er aus?«
    »Er war sehr groß, sehr kantig, ein Mann mit ausgezeichneten
Manieren und eigentlich gutaussehend. Ich war damals noch jung und
merkte mir derartige Dinge an Männern. Aber er hatte etwas an sich,
das … das … Ja, wie könnte ich es beschreiben? Etwas
von einem Mystiker. Er wirkte so unsagbar beherrscht. Er beherrschte
nicht nur sich selber, sondern auch mich. Er sah mir direkt in die
Augen, sprach mir direkt in die Augen. Und ich reagierte, als wäre ich
hypnotisiert.«
    »Vielleicht wurden Sie wirklich hypnotisiert.«
    »Ich weiß nicht. Ich bin noch nie hypnotisiert worden. Aber
ich habe ›Trilby‹ gelesen und erkenne die darin beschriebenen
Charakteristika.«
    »Vielleicht hat man Ihnen in der Hypnose befohlen, das
Päckchen erst am folgenden Morgen zu öffnen. Und den Inhalt der Listen
nicht zu verraten, weil sich die Gegenstände, die dieses Päckchen
enthielt, in Ihrem Besitz

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