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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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langen Jahre im Zuchthaus immer wieder nachgedacht: Wenn
ich an jenem Abend mit Arnoldo gegangen wäre, dann wäre er vielleicht
nicht ermordet worden. Gewiß, wir hätten beide umgebracht werden können. Aber der springende Punkt ist eben, daß ich
ihn hätte begleiten sollen. Es war feige von mir, es nicht zu tun.
Deswegen wollte ich Ihnen erzählen, was wirklich geschehen ist. Sie
sind ein Teil von ihm, und ich möchte, daß Sie die Wahrheit über mich
erfahren. Um mich auf diese Weise dafür zu rechtfertigen, daß
ich … na ja, daß ich ihn im Stich gelassen habe.«
    »Warum sollte ich mir das anhören wollen? Was hat das mit mir
zu tun?«
    »Ich dachte … Ja, interessiert Sie das denn nicht?
Die Wahrheit zu erfahren?«
    »Nein.«
    »Aber Sie müssen doch überlegt haben, was Ihrem Vater
tatsächlich zugestoßen ist!«
    »Das Gericht hat erkannt, daß Sie ihn umgebracht haben. Sie
haben Ihre Version erzählt – ich nehme an, die gleiche, die
Sie mir jetzt erzählen wollen –, und das Gericht hat Ihnen
nicht geglaubt. Diese Wahrheit genügt für mich.«
    »Aber ich sage Ihnen doch, daß es nicht die Wahrheit ist! Auch
ein Gericht kann sich irren …«
    »Was geht es mich an? Mein Vater ist tot. So viele Männer sind
im Krieg gefallen. Welche Rolle sollte es da für mich spielen, ob Vater
ein Held war, ein Offizier, der seine Truppen in die Schlacht führte,
als ihn die Kugel traf, oder ob er von einem hinterhältigen Freund in
den Rücken geschossen wurde? Die einzige Wahrheit, die für mich zählt,
ist die, daß er tot ist. Alles andere ist mir unwichtig.«
    »Aber woher wollen Sie wissen, was wirklich wichtig ist, wenn
Sie nicht hören wollen …«
    »Ich will nichts hören! Ich will nicht, daß alles wieder
aufgerührt wird. Wozu? Warum?«
    »Ich war der Freund Ihres Vaters. Ich bin hier oben, weil ich
einer Sache auf der Spur bin, an der ich Sie teilhaben lassen will. Sie
sollen Arnoldos Anteil haben. Uns beiden steht noch etwas zu.
Vielleicht wissen Sie etwas, was mir weiterhilft. Aber ob Sie etwas
wissen oder nicht, ist mir gleichgültig. Es steht Ihnen als seiner
Tochter zu.«
    »Was reden Sie da? Was wollen Sie hier?«
    »Nicht hier. Nicht in Como. In Como bin ich nur Ihretwegen.
Ich bin in Dongo. Und was ich will, ist der verschwundene Schatz, der
uns zum Verhängnis wurde. Man kann mich zwar niemals materiell für die
Jahre im Zuchthaus entschädigen, genauso wie man Sie nicht für den Tod
Ihres Vaters entschädigen kann. Aber warum sollte uns das Leben nicht
etwas leichter gemacht werden? Sie sind nicht verheiratet. Sie müssen
sich allein durchschlagen. Dies könnte Ihnen ein wenig von Ihrer Last
abnehmen.«
    »Aha, jetzt kommt es heraus! Nach all dem Unsinn über Ihr
Schuldbewußtsein und so stellt sich heraus, daß Sie im Grunde nur
gekommen sind, weil Sie erfahren wollen, ob ich etwas weiß, was Ihnen
helfen kann, diesen verdammten Schatz zu finden!«
    »Nein, nein! Ich versichere Ihnen …«
    »Diesen Schatz, der mein Leben zerstört hat … Warum,
glauben Sie, ist meine Mutter so jung gestorben? Aus Kummer über den
Tod meines Vaters. Über die ganze Grausamkeit und Plötzlichkeit, die
darin lag. Und nun wollen Sie, daß ich mich mit meinem eigenen Leben da
hineinziehen lasse?« Sie stand so hastig auf, daß sie das Glas mit dem
unberührten Drink umstieß. Die Flüssigkeit spritzte bis zu mir herüber,
aber ich machte keinerlei Anstalten, die Nässe abzuwischen. Und sie
entschuldigte sich nicht. Ihre Wangen waren hochrot, und sie hielt mit
beiden Händen den Griff ihrer Handtasche umkrampft.
    »Schuldbewußtsein ist nicht das richtige Wort für Sie, Mr.
Selwyn. Habgier würde viel besser passen. Sie haben beim erstenmal
nicht alles bekommen, deswegen sind Sie jetzt wieder hier, um sich den
Rest auch noch zu holen. Und ich soll Ihnen dabei helfen, dem Mann, der
meinen Vater ermordet hat!« Damit war sie fort. Der Kellner kam und
wischte den Negroni vom Tisch. Ich bestellte mir einen Scotch. Ich
kippte den Rest aus meinem ersten Glas und wartete ungeduldig auf das
neue. Ich wollte nicht denken. Ich hatte ihr die Wahrheit gesagt, als
ich von meinem Schuldbewußtsein ihrem Vater gegenüber sprach. Ich hatte
versucht, aufrichtig zu sein. Ich wünschte mir so verzweifelt,
irgendwie zu ihr durchzudringen, irgendwie den Kontakt herzustellen,
ein dünnes Seilende, das man dennoch als Anfang zu einer Brücke
betrachten konnte! Nicht wegen unseres Unternehmens. Kein Mensch konnte
erwarten, daß

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