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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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Rex Company heißt
sie – und ist heute der größte Produzent von Fertighäusern in
Deutschland.«
    »Woher hatte er das Geld für das Geschäft? War er denn
wohlhabend?«
    »Sie meinen, als er noch bei uns wohnte? Keineswegs. Ich weiß
noch, wie sie sich stritten, meine Mutter und er, weil er nie etwas
kaufte und überhaupt nichts zum Haushalt beitrug. Wir hatten es damals
sehr schwer, Vater hatte uns nicht viel hinterlassen. Und Onkel Pietro
war zweifellos sehr arm.«
    »Was könnte denn nur geschehen sein, daß er nach Deutschland
ging?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Wissen Sie, warum er wegging? Und warum ausgerechnet nach
Deutschland? Hat er jemanden kennengelernt? Oder hatte er Freunde dort?«
    »Das glaube ich nicht. Meine Mutter war sehr erstaunt. Onkel
Pietro war immer so antideutsch gewesen, so voller Haß auf die Nazis.
Ah, jetzt begreife ich, was sie denken: das Mussolini-Geld!«
    »Wäre es möglich? Haben Sie je etwas gehört, was …«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Er war so aufgebracht über den Tod
meines Vaters … Pietro war ein sehr hitzköpfiger Mann,
jähzornig, ich habe furchtbare Dinge von ihm gehört, die er als
Partisan getan haben soll. Und dann Sie. Ich erinnere mich noch an
seine Ausbrüche, als Sie in den Jahren vor ihrem Prozeß im Gefängnis
saßen: daß er ins Gefängnis gehen und Sie mit eigenen Händen umbringen
werde. Nein, was ich über Pietro und den Schatz gehört habe, war alles
nur in diesem Stil.«
    »Hat er Ihrer Mutter Geld geschickt, als er Erfolg hatte?«
    »Nie. Nicht mal ein paar Lire.«
    »Wie haben Sie sich durchgeschlagen?«
    »Einige Zeit nach Vaters Tod erfuhr Mutter, daß er am See in
Bellagio eine ziemliche Menge Grund und Boden besaß, der im Wert
ungeheuer gestiegen war. Mutter verkaufte ihn, und davon lebten wir,
bis sie starb. Deswegen hatte sie mich auch in die Schweiz schicken
können.«
    »Wo Sie Ihr ausgezeichnetes Englisch lernten.«
    »Es war eine gute Schule.«
    »Ich möchte jetzt etwas sagen, was Sie schockieren wird. Ihr
Onkel Pietro gehörte zu den wenigen Personen, die wußten, was in der
Villa vorging, in der ich mit Ihrem Vater wohnte: worin unsere Aufgabe
bestand, was wir unternehmen würden. Ihr Vater und Pietro waren ständig
in Verbindung, weil Pietro und seine Partisanengruppe uns bei der Suche
halfen. Ich habe Ihnen ja von den Sachen erzählt, die aus dem
Orgelpodium der Villa verschwanden. Damit hätte man leicht ein
Baugeschäft finanzieren können.«
    Sie dachte nach. »Nein. Ich glaube nicht, daß Onkel Pietro das
getan hat. Ich glaube nicht, daß er dazu fähig gewesen wäre.«
    »Na schön, aber denken Sie noch ein bißchen mehr darüber nach.
Vielleicht fallen Ihnen Kleinigkeiten ein, die damals unwichtig
schienen. Ich bitte Sie lediglich, darüber nachzudenken. Und falls ich
Ihren Onkel aufsuchen möchte, würden Sie mir dabei helfen?«
    »Sie wollen nach Stuttgart fahren?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Mr. Selwyn, ich bin mir noch immer nicht ganz im klaren über
Sie. Sie präsentieren Ihre Geschichte sehr überzeugend, aber ich wäre
vermutlich ebenso von der gerechten Sache der Gegenseite überzeugt,
wenn ich die Version des Staatsanwaltes hörte. Und außerdem …
Warum sollte ich mich in diese Angelegenheit einmischen? Ich wüßte
nicht, warum …«
    »Sie sagten, daß Sie Geld brauchen können …«
    »Nicht für mich.«
    »Gut. Aber Sie können es brauchen. Was nun, wenn ich Ihnen
unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraue, daß ich bereits einen
kleinen Teil des Schatzes gefunden habe und daß ich Sie, wenn Sie mir
helfen, soweit Ihnen das möglich ist, an allem, was ich besitze,
beteiligen werde?«
    »Nein, nein, ich glaube nicht, daß ich das guten
Gewissens … Nein. Ich muß jetzt gehen.« Sie wollte aufstehen,
aber ich legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Bitte! Nur noch ein paar Minuten.«
    »Mr. Selwyn, ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen, was meinen
Vater angeht – falls Ihnen das ein Trost sein sollte. Aber das
ist nicht der richtige Zeitpunkt für mich, in eine Sache
einzusteigen … Ach, überhaupt so etwas zu tun.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber …
Verflixt, es ist alles so verdammt schwierig, und ich fürchte mich,
jemandem Vertrauen zu schenken. Ich bin so lange aus diesem widerlichen
Konkurrenzkampf heraus, daß ich mich einfach nicht sicher fühle. Das
kommt bestimmt von der Zuchthauszeit. Dort ist es normal, allein zu
sein, und anormal, Kontakt zu haben, und

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