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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Vorfahren vor rund 100 Jahren bekannt machte, reift mein Entschluss. Ich würde Hattens Stargast folgen, werde ihn unter die Lupe nehmen und seiner Geschichte auf den Grund gehen. Sollte dieser Schutte tatsächlich fündig werden, bin ich dabei. 
    Ums Feuer toben derweil Manhattens Kids, die kleinen Gipfel der Umgebung. Angeführt von Meru, dem ältesten, freuen sich die Kinder mit den Erwachsenen am plötzlichen Wohlstand der Familie. über die 80.000 Shilling des Großvaters plus die mehrfachen Hunderttausend, die Manhatten mit nach Hause brachte: Weihnachten war für ein paar Tage klasse. 
    Als ich meinen Bruder für einen Moment allein erwische, brennen mir sofort wieder Fragen unterm Nagel. „Hast du eigentlich den Brief gesehen?“, platzt es aus mir heraus. 
    „Welchen Brief?“
    „Den mit dem Schatz, Herrgott noch mal. Der muzungu hat dir doch daraus vorgelesen, oder?“
    „Was hätte ich da sehen sollen? Das war doch alles deutsch“, wehrt Hatten ab.
    „Hast du das Papier gesehen, mit eigenen Augen draufgeschaut?“
    „Ja. – Was willst du denn? Du nervst!“
    „Wie sah es aus? Weiß?“
    „Wahrscheinlich, wie Papier halt ausschaut. Wir hatten doch kaum Licht.“
    „Was stand oben rechts?“
    „Oben rechts?“
    „Ja, da, wo die wazungu Ort und Datum hinschreiben.“
    „Warte. – Doch, ich hab das Blatt gesehen, warte. – Irgendwas mit Lui oder so, wie King Louie ausm Dschungelbuch, und dann Zahlen, dreimal Zahlen.“
    „Welche?“
    „Abgetrennt durch Punkte, das erinner ich. Aber die Zahlen? Warte – acht Punkt – zehn Punkt – sechzehn. Glaube ich.“
    „8.10.16 – gut. Acht für den Monat, zehn für den Tag, sechzehn fürs Jahr, oder? Die Amerikaner jedenfalls machen das so. Es müsste doch rauszukriegen sein, was rund um den zehnten August 1916 geschehen ist. Dann wüssten wir vielleicht, wo die Engländer damals Deutsche vor sich hertrieben. Irgendwo nah bei Lui irgendwas, wo also die Vorfahren deines muzungu gesiedelt haben“, resümiere ich.
    „Aber warum zum Teufel willst du das wissen?“
    „Weil dieser Schutte, lieber Bruder, dein Trinkgeldgeber, ein Schatzsucher ist!“
    „Ein Schatzsucher? Du spinnst doch. Was soll das denn für einer sein?“
    „Einer, der tote Sachen sucht und Unglück bringt.“ Zum zweiten Mal innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden schwang Großmutter düster das Wort.
     „Wie die aus den Märchen.“ Hatten bleibt ungerührt.
    „Wir werden sehen“, antworte ich freundlich. Damit ist das Mahl für mich beendet, in Gedanken bin ich längst auf dem Weg nach Süden.
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6. Hannes kommt auf Ideen 
     
    Das letzte Mal, das ich verreist bin, ist einige Jahre her. Einer der wenigen lukrativen Aufträge, die ich mit meinem Consulting-Büro je an Land gezogen habe, brachte damals die Spesen für den Trip nach Dar zusammen. Das Büro, neu eröffnet mit einem Kredit von Honorata, meiner kleinen Tante, die viel zu früh an Geld gekommen war, hatte mir die Existenz sichern sollen, als ich entlassen wurde. Rausgeschmissen kurz vor Erhalt der Prokura für die staatliche Textilfabrik! Diese verdammten Altkleider aus Europa! Seit Mitte der 80er Jahre schon überschwemmen sie Ostafrika, alle Märkte sind voll von diesen bunten, modischen, modernen und strapazierfähigen Hemden, Blusen, Röcke, Hosen, oft kaum getragen. Im Norden wohltätig zusammengesammelt, bringen unsere Händler sie hier zu Schleuderpreisen unters Volk, alle verdienen sie daran, auch der Staat mit horrenden Einfuhrsteuern, nur wir nichts mehr! Dagegen kommt keine unserer veralteten Fabriken mehr an, die das Land einst unabhängig machten. 
    Ob sich darüber in Europa eigentlich irgendwer Gedanken macht? Zigtausende von Jobs haben diese scheiß mitumba uns schon gekostet, mittendrin auch meinen: Abgelegte Kleider aus Europa machten mich zu Moshis erstem freischaffenden Wirtschaftsberater ohne Fax und den üblichen Toyota Landcruiser! Oft konnte ich mir seitdem noch nicht mal mehr das Hungertuch leisten, an dem ich nagen wollte. Da mögen uns die Kredithaie aus dem Ausland noch so viele Privatisierungen vorschreiben Kaum eine der neuen Firmen hat das Geld, um sich einen Profi wie mich leisten zu können. Egal, wie einheimisch und gut ich bin.
    Doch Schluss mit dem Trübsal blasen. Der Gedanke ans Reisen macht mich weitschweifig. Wichtig ist im Moment vor allem, wo sich dieser Schutte aufhält. Unwahrscheinlich, dass er schon weitergereist ist. Nach seiner Kilimanjaro-Tour erholt

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