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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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sich der muzungu bestimmt noch ein, zwei Tage in Moshis angenehmer Luft am Fuß des Bergs. Das ist ja rauszukriegen. Sollte er wider Erwarten doch schon weg sein, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder befindet er sich auf Safari in einem der Tierparks rund um Arusha, oder er ist direkt gen Süden abgedampft. Unangenehm könnte es werden, wenn er zu den Touristen zählt, die ihren Trip nach Tanzania unbedingt mit einem Besuch der Serengeti verbinden müssen. Derzeit ist gerade die beste Zeit, um deren riesige Wildtierherden zu bestaunen, aber ich könnte Schutte dabei leicht aus den Augen verlieren – mal abgesehen davon, was mich das kosten würde. Vielleicht hat er den Trip schon hinter sich? Hatten muss das wissen!
    Unstrittig allerdings scheint, wohin es Schutte früher oder später ziehen wird. Wenn er in den Süden will, muss er unweigerlich durch Dar es Salaam hindurch. Wahrscheinlich ist das sowieso sein nächstes Ziel, nur dort kommt er an Informationen, Ausrüstung, Karten und sonstwas. Dort spätestens müsste er sich finden lassen, vier Millionen Menschen hin oder her.
    Bei meiner letzten Reise, die mit den lukrativen Spesen, glich die Straße nach Dar’ einem einzigen Trümmerfeld. Ein Asphaltloch jagte das nächste, jedes tiefer als das zuvor, immer wieder schlugen die Stoßdämpfer des Busses knallhart in die Karosserie und meinen Rücken, das werde ich nie vergessen. Die Fahrt hatte einen vollen Tag gedauert, zurück fuhr ich zum Selbstschutz lieber dritter Klasse auf den Holzbänken der Tanzania Railway Corporation. Seit allerdings die Straße letztes Jahr endlich mal einen neuen Belag bekam, hat die Bahn nichts mehr melden. 
    Hatten sagt, der muzungu habe nichts von wilden Tieren erzählt, was er garantiert getan hätte, wäre er schon in einem Park gewesen. Ein Grund mehr, dass er noch hier ist. Als der Weihnachtsschmaus bei Sonnenuntergang endlich ausklingt, mache ich mich auf die Socken. Eins nach dem anderen klappere ich die besseren Hotels von Moshi ab. Beim fünften schließlich, im altkolonialen „Key’s“, einst Stammquartier der weißen Siedler, hab ich Glück. Dem Portier, einem alten Freund von Kaishe, flüstere ich fragend Schuttes Namen zu, ohne sofort wieder weggeschickt zu werden. Er runzelt die Stirn, fragt noch mal nach, wiederholt leise „Schutte“ ohne sich zu rühren, und weist, nachdem ich einen Hunderter über den Tresen geschoben habe, verstohlen mit den Augen auf einen dicklichen älteren muzungu in Jeans und weißem T-Shirt an der Bar im Garten, vielleicht vierzig und keine einssiebzig groß, der gerade ein Bier bestellt.
    Ich schlendere zum Klo, um Schutte kurz, aber direkt in den Blick zu kriegen. Die Langnasen sehen sich ja oft irre ähnlich; wenn man nicht aufpasst, verwechselt man sie glatt. Dieser Mann aber hat ein ziemlich markantes Gesicht, aufgedunsen mit spitzer, knallroter Nase, Diamantsticker in den großen, langen Ohren, blaue Augen und Flecken auf der Stirn. Scheint ziemlich hinüber, Hattens Kunde. Aus der Nase wachsen weiße Härchen, auf den Nasenflügeln kleine Pickel. Die blonden Haare sind auf halbe Streichholzlänge gestutzt, ein Scheitel passt nirgends mehr dazwischen. Diesen mzungu werde ich nicht so schnell verwechseln.
    Von jetzt an heißt es, ihn nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Ich hab zwar keine Erfahrung im Überwachen von Leuten, aber in irgendeiner Englischklasse haben wir mal eine Geschichte von Sherlock Holmes gelesen, das sollte reichen. Beim Hinausgehen frage ich den Portier, ob er etwas über Schuttes Pläne weiß – „Reist der muzungu morgen ab?“ –, doch der winkt ab. Es scheint ihm peinlich genug zu sein, vorhin auf Schutte gezeigt zu haben. Welch verschrobenes Ethos der Verschwiegenheit diese livrierten Alten, noch von den Briten erzogenen Leute doch manchmal haben! 
    Heute aber ist ein guter Tag, ganz wie es sich für Weihnachten gehört: Direkt vor der Hoteltür kommt mir Honorata entgegen, meine jüngste Tante, mitunter auch Rat- und Geldgeberin. Honorata, etwas zu kräftig für meinen Geschmack, aber niedlich im Gesicht, ist elf Jahre jünger als ich, schon sechsundzwanzig und immer noch unverheiratet! An ihrer Kleidung liegt es ganz gewiss nicht: Stets sieht sie aus wie frisch aus Nairobi, selbst schlichte Gewänder wirken bei ihr immer wie der neuste Schrei. Sie ist die Schwester von Kaishes dritter Frau, einer meiner Stiefmütter. Seit ein paar Jahren nennen sie manche „Honni“, andere sagen

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