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DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

Titel: DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Spring
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gibt», meint Videojournalist Peter Röthlisberger. Noch dürftiger sei es beim Hundert-Tage-Jubiläum von Tele Züri gewesen. «Zufällig stand noch eine angebrauchte Flasche Champagner im Kühlschrank, und nur wer am längsten dabei war, bekam einen Schluck zum Anstossen.»
Jetzt mischt sich der Patron, im weissen Hemd mit schwarzer Bundfaltenhose, unter die Herumstehenden. Hier und dort klopft er auf die Schultern seiner Hoffnungsträger wie ein Fussballtrainer vor dem Elfmeterschiessen. Grosszügig verteilt er Küsschen und Komplimente. Am meisten Beachtung schenkt er seiner Moderatorin Daniela Lager, dem Star des heutigen Abends. Souverän hat die 34jährige Blondine im kurzen schwarzen Rock mit kniehohen Nylonstiefeln durch die Jubiläumssendung geführt.
Doch jetzt äussert sie Bedenken. «Meinst du, die Zuschauer können mit unserer Hundert-Tage-Feier etwas anfangen?» meint sie zu Schawinski. «Hat es diese Selbstbeweihräucherung wirklich gebraucht?»
«Sei doch nicht so negativ», lacht Schawinski, und er ist längst auf und davon, als eine Diskussion über die Zukunft von Tele 24 ausbricht. «Wir sollten das machen, was wir am besten können», fordert Daniela Lager, «und wir sind am stärksten in der Katastrophe!» So habe Tele 24 als einziger Sender nach der Explosion eines fünfstöckigen Wohnhauses live die Pressekonferenz übertragen – «und zwar im Stil von CNN im Golfkrieg.»
«Die Leute müssen instinktiv auf Tele 24 schalten, wenn etwas passiert», fordert ein Studiotechniker am Stehtischchen.
«Zudem müssen wir uns eine Unterhaltungssendung einfallen lassen, die hauptsächlich von schnellen Effekten lebt», wirft ein anderer ein.
Videojournalist Matthias Ackeret holt tief Luft. Auch er überlegt sich, wie es mit seiner Karriere weitergehen soll. Er habe ein Angebot vom Konkurrenzsender TV 3; demnächst wolle er den Big Boss darauf ansprechen. Doch eigentlich sei er felsenfest überzeugt, dass es Schawinski schaffen wird.
«Die Geschichte hat ihm noch immer recht gegeben», sagt er und blickt um sich. «Oder etwa nicht?»

Wie Matthias Ackeret, Schawinski-Fan der ersten Stunde, seinem Idol nacheifert

Der Tutti-Frutti-Pirat vom Kohlfirst pilgert nach Como

Zuerst hörte er nur ein Rauschen – kein gewöhnliches Rauschen, denn es kam direkt vom Pizzo Groppera. Als wäre es gestern gewesen, erinnert sich Matthias Ackeret an jenen Abend, an dem er nervös an seinem Transistorradio herumdrehte – und plötzlich bekam er auf 101,6 Megahertz die Testsendung von Radio 24 in sein Zimmer! «Dieser Moment hat mein Leben verändert», gibt er zu.
Über dem Bett des 16jährigen Kantonsschülers hing ein Poster mit Roger Schawinski vor seiner riesengrossen Senderantenne. Wie gerne wäre er selbst dabeigewesen, zusammen mit den Radiopiraten auf dem Berg jenseits der Schweizer Grenze! Doch jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als mitten im Dezember 1979 bei fünf Grad Minus durch den halben Kanton Schaffhausen zu radeln und Unterschriften «für ein freies Radio in der Schweiz» zu sammeln.
Weil er sich dabei erkältete, konnte er nicht bei der Übergabe der Petition vor dem Bundeshaus dabeisein. Und an die Demo auf dem Bürkliplatz liessen ihn die besorgten Eltern nicht gehen. Doch er nahm das Ereignis auf Band auf und spielte es so oft ab, bis es leierte.
Im Gegensatz zu den Zürcher Jugendunruhen anfangs der achtziger Jahre habe es sich beim Kampf um Radio 24 um eine «berechenbare, anständige Revolution» gehandelt, so sieht es Ackeret heute. «Als ich in der Tagesschau das brennende AJZ sah, hatte ich den Eindruck, die ganze Stadt sei im dauernden Bürgerkrieg.» Mit Roger Schawinski hingegen habe man sich identifizieren können, ohne gleich den Staat abzulehnen. Sogar sein Vater, Lehrer von Beruf, hegte Sympathien für den Widerstand gegen die Mächtigen in Bern. Als der Sender gewaltsam stillgelegt wurde, trug die ganze Klasse als Zeichen der Anteilnahme einen schwarzen Schal um den Hals. Sogar eine Schweigeminute wurde abgehalten.
Mit zwei Freunden erfüllte er sich seinen grössten Traum: einen eigenen Piratensender! Illegal sendete Radio Tutti Frutti aus dem Kanton Zürich nach Schaffhausen. Zu angekündigten Zeiten versteckten sie sich mit einem selbstgebastelten Sender und einem Kassettenrekorder auf dem Kohlfirst und spielten für eine Handvoll Hörer das vorproduzierte Tonband ab.
Im Äther nannte sich Ackeret «Roger», und mit lässigen Sprüchen versuchte er, seinem Idol

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