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DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

Titel: DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Spring
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Selbstüberschätzung sein könne, merke man erst beim Verlassen des Elfenbeinturms. «Auf einmal bläst dir der kalte Wind entgegen.» Kein Wunder, so Blass, «kehren so viele nach kurzer Zeit wieder in seinen Schoss zurück».
Beflügelt von Schawinskis ewigem «You can get it if you really want» bewarb sich Domenico Blass beim renommierten Informationsmagazin 10 vor 10 des Schweizer Fernsehens, und tatsächlich wurde er von Chefredaktor Jürg Wildberger aufgenommen.
Mit breitem Grinsen kam Wildberger nach der ersten Woche auf Blass zu: «Der Direktor will dich sprechen!»
Mit weichen Knien und leichenblass schlurfte Blass ins Büro des Mannes, den er «so gottsjämmerlich in die Pfanne gehauen» hatte. Vor seiner Türe gab er sich einen Ruck, klopfte an und trat in die Höhle des Löwen.
Kalt musterte ihn der Boss von oben bis unten. Mit gesenkter, bedeutungsschwerer Stimme legte er los: «Es gibt genau drei Leute, die bei mir niemals arbeiten dürfen.»
Lange Pause, kalter Schweiss. «Sie gehören nicht dazu.»
«Aber», so fuhr er langsam fort, «Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie man ein gutes Porträt schreibt.» Diese Gabe sei einzig und allein dem Journalisten Niklaus Meienberg vorbehalten.
Jetzt aber wolle er die Fünf gerade sein lassen und dass man sich gegenseitig wieder in die Augen schauen könne. «Damit ist diese Angelegenheit für mich erledigt!»

Noch lange nicht erledigt ist Schawinski für die 251 Mitarbeiter in seinem Medienkonzern ist Schawinski. «Für einige von uns ist Roger quasi ein Halbgott», sagt der 42jährige Hugo Bigi, Journalist und Moderator bei Tele 24, «die würden sogar ausrücken, wenn er sie nachts um drei bitten würde, sein Auto zu waschen.»
Tatsächlich bestehe in seinem Umfeld eine gewisse Vereinnahmungstendenz. «Leicht kann es passieren, dass es dir den Ärmel hereinnimmt.» Er selbst sei gefährlich nahe an diesen Punkt gekommen, doch «dann wurde es mir unwohl, und ich habe mich bewusst abgegrenzt.»
Grund für diese besondere Atmosphäre sei die Art der Leute, die er um sich schare. «Am liebsten hat er solche, die ewig dankbar sind, dass sie bei ihm arbeiten dürfen.» Meist seien es blutige Berufsanfänger, die ganz unten einsteigen und sich Schritt für Schritt hocharbeiten; bei der Tat gab er einem Strafentlassenen eine Chance, bei Radio 24 stellte er einen Junkie ein (der später Selbstmord verübte). Zum «System Schawinski» gehöre, dass «Fahnenflüchtige» nach einer gewissen Zeit reumütig zurückkehren.
Hugo Bigi debütierte im Sommer 1984 nach abgebrochenem Germanistik-Studium. Bis 1989 sammelte er Berufserfahrung als Moderator und Musikchef bei Radio 24 und war verantwortlich für die Clubzeitschrift Info 24 – doch dann überkam ihn Lust auf Abwechslung, was er seinem Chef in schriftlicher Form kundtat.
Doch so einfach kam er nicht davon. Schawinski kam ihm so weit entgegen, bis er es sich anders überlegte: Als Programmleiter und 20-Prozent-Teilhaber des soeben ins Leben gerufenen Klassiksenders Opus Radio, sah sich Hugo Bigi mit einer zu reizvollen Herausforderung konfrontiert.
Mit einem Dutzend Mitarbeiter stellte Bigi ein Programm mit leichtbekömmlicher E-Musik auf die Beine, das via Satellit bald 1,3 Millionen Hörerinnen und Hörer erreichte. Zudem verfügte das erste überregionale Privatradio der Schweiz über eine renommierte Trägerschaft (Bank Julius Bär, Tages Anzeiger, Migros sowie Tonhalle und Opernhaus). Das alles war Schawinski nicht genug: Der Makel war seiner Ansicht nach, dass Opus gemäss Konzession nur über Kabelanschluss empfangbar war – und ein Spartenradio, das «weder in der Badewanne noch im Auto» gehört werden könne, sei «nicht überlebensfähig».
Wie gewohnt setzte er alles auf eine Karte und verlangte bei Bundesrat Adolf Ogi ultimativ eine UKW-Frequenz. Nach der «schnöden Absage» des Medienministers schaltete er Inserate, die den unweigerlichen Tod von Opus vorhersagten, falls nicht sofort etwas geschehe.
Die Hoffnung auf ein Überleben schwand, als Schawinski der ganzen Opus-Belegschaft per Ende August 1992 vorsorglich kündigte – allerdings mit der Klausel, dass das Arbeitsverhältnis ganz normal weiterlaufe, falls die Behörden wider Erwarten doch noch eine terrestrische Frequenz erteilten…
Am letzten Sendetag, dem 31. Oktober 1992, versammelte sich die niedergeschlagene Crew im Studio. Letzte Appelle wurden verlesen und der sture Bundesrat bejammert – ähnlich wie bei den

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