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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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zwar in die Gespräche ein, doch er redete sie nur selten direkt an. Wenn sie seinem prüfenden Blick begegnete, stieg ihr das Blut in die Wangen, und er runzelte wie immer die Stirn. Während der Mahlzeiten war es Raoul, der Konversation machte, viele verschiedene Themen anschnitt und kein peinliches Schweigen zuließ. Danach befaßten sich die Männer mit dem neuen Buch des Vicomtes, für das er Material sammelte, und der Scheich beantwortete bereitwillig alle Fragen.
Wenn Diana sich zurückgezogen hatte, hörte sie noch stundenlang die beiden tiefen melodischen Stimmen, wobei sie Raouls sofort an der schnelleren und lebhafteren Sprechweise erkannte. Schließlich kehrte er in sein Zelt zurück, und Gaston kam lautlos herein. Normalerweise entließ der Scheich seinen Diener am Abend, doch seit er wieder genesen war, ließ er sich ausschließlich von ihm betreuen. Manchmal wechselten sie nur ein paar knappe Worte, zuweilen unterhielten sie sich auch stundenlang. Und irgendwann wurde es still im Raum.
Verzweifelt vergrub Diana das Gesicht in den Kissen. Sie litt unter ihrer Einsamkeit und sehnte sich nach den starken Armen, die sie einst gefürchtet, den Küssen, die sie verabscheut hatte. Seit seiner Verwundung schlief Ahmed im Wohnraum. Sie warf sich rastlos auf dem breiten Bett umher und fühlte sich so gedemütigt wie noch nie in ihrem Leben. Niemals hatte er sie geliebt. Und jetzt begehrte er sie nicht einmal mehr. Er brauchte sie nicht, für ihn war sie unwichtig.
Oft blieb sie bis zum Morgengrauen wach und lauschte müde den Schlägen der kleinen Uhr, gequält vom bitteren Wissen um ihre überflüssige Existenz. Seine Gleichgültigkeit war für sie die schlimmste Beleidigung. In ihren einsamen Stunden grübelte sie über die Vergangenheit nach. Und wenn sie doch endlich einmal einschlief, erwachte sie zitternd und atemlos aus bösen Träumen und tastete nach Ahmed, bis ihr die grausame Wirklichkeit wieder bewußt wurde.
Auch tagsüber war sie allein. Sobald er wieder im Sattel sitzen konnte, ritt er täglich mit Raoul aus, besuchte entfernte Lager seines Stammes und übernahm erneut alle Angelegenheiten, die während der langen Krankheit die untergeordneten Scheichs geregelt hatten.
Endlich verkündete der Vicomte, er könne seinen Aufenthalt nicht mehr verlängern und müsse nach Marokko Weiterreisen. Von Oran aus wollte er mit einem Küstendampfer nach Tanger fahren und dort eine Karawane für seine Tour durch Marokko mieten. Nachdem er seinen Entschluß gefaßt hatte, bereitete er den Aufbruch in aller Eile vor, so daß beinahe der Eindruck entstand, er würde die Flucht ergreifen.
Für Diana bedeutete seine Abreise den Beginn einer Krise, die nicht mehr hinausgezögert werden konnte. Die Situation war unerträglich. Am Vorabend hatte sie sich von Raoul verabschiedet. Sie ahnte noch immer nicht, was er für sie empfand, und wunderte sich nur über die Trauer in seinen Augen und seine ungewohnte Einsilbigkeit. Soviel wollte er sagen, wagte es aber nicht. Weder Diana noch Ahmed durften jemals erfahren, wie es in seinem Herzen aussah, und so setzte er das Spiel bis zum Ende fort. In jener Nacht drangen die Stimmen aus dem Wohnraum nicht mehr lange ins Schlafgemach herüber. Bei Tagesanbruch war er mit Ahmed davongeritten. Sie hatte nicht mehr geschlafen und die Hufschläge gehört. Beinahe wünschte sie, Raoul wäre geblieben, denn seine Anwesenheit hatte sie ein wenig von ihrem Kummer abgelenkt. Nun wirkte das Camp sehr einsam, der Tag endlos.
Sie war mit Gaston ausgeritten, hatte allein zu Abend gegessen, und nun wartete sie auf die Rückkehr des Scheichs. In welcher Stimmung würde er eintreffen? Seit Raoul seine Abreise angekündigt hatte, war Ahmed noch schweigsamer und unnahbarer gewesen. Das Buch glitt zu Boden, und sie ließ es unbeachtet liegen. Heute nacht erschien ihr die Wüste unnatürlich still. Als sie ein Pferd in der Ferne wiehern hörte, zuckte sie zusammen, und ihr Herz begann heftig zu hämmern.
Am frühen Abend waren die Tamtams der Araber erklungen, begleitet von der eintönigen Melodie einer schrillen Flöte. An diese lärmende Musik hatte sich Diana längst gewöhnt. Sie lauschte ihr jeden Abend und empfand sie nicht als unangenehm, sondern als beruhigend. Als sie diesmal verstummte, war das Schweigen so unerträglich, daß Diana jedes Geräusch vorgezogen hätte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie fühlte sich so unruhig, daß sie nicht mehr klar denken konnte.
Nun war

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