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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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Nähe begann eine Zikade beharrlich und durchdringend zu zirpen.
Plötzlich dachte Diana an ihre eigenen Landsleute, die alte Heimat in England, die Familie, auf die ihre Ahnen so stolz gewesen waren. Sogar der träge, selbstsüchtige Aubrey legte großen Wert auf die Familienehre. Und sie, die hochmütige Diana Mayo, so eng verbunden mit einer ruhmreichen Vergangenheit, die auf viele Generationen aufrechter Männer und züchtiger Frauen zurückblicken konnte, empfand keine Erleichterung, weil ihr in ihrer Erniedrigung der Gipfel der Schmach - ein uneheliches Kind - erspart geblieben war. Neben ihrer Liebe war alles andere in Bedeutungslosigkeit versunken. Ahmed erfüllte ihre ganze Welt, und ihre Leidenschaft ließ keinen Raum für Ehre und Stolz. Das alles hatte er ihr genommen, und sie legte es ihm ohne Zögern zu Füßen. Jetzt war sie nur mehr ein Nichts, sein Spielzeug, das darauf wartete, beiseite geworfen zu werden. Wieder sah sie sich in dem Zelt um, das sie mit ihm geteilt hatte, und lächelte wehmütig.
Wer würde nach ihr kommen? Der schreckliche Gedanke ließ sich nicht verscheuchen. Von wilder Eifersucht ergriffen, hätte sie die unbekannte Frau am liebsten ermordet, die ihr zweifellos folgen würde. So stark war dieses Bedürfnis, daß sie vor ihren eigenen Gefühlen erschrak. Sie preßte ihre Hände auf die Ohren, um die tückische innere Stimme nicht mehr hören zu müssen.
Schon seit einiger Zeit winselte der persische Hund im Nebenraum. Nun erschien er zwischen den Vorhängen, trottete über die dicken Teppiche, schmiegte den zottigen Kopf an ihre Knie und jaulte unbehaglich. Als sie seinen forschenden Blick erwiderte, sprang er auf ihren Schoß und stupste ihr die feuchte Nase ins Gesicht. Seufzend rieb sie ihre Wange an seinem rauhen Fell und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. In ihrer Einsamkeit tröstete er sie ein wenig. Gemeinsam warteten sie auf ihren Herrn.
Nach einer Weile schob sie ihn zur Seite, packte sein Halsband und führte ihn in den Nebenraum. Dort brannte eine trübe Lampe. Diana öffnete die Zeltklappe und sah eine kleine weißgekleidete Gestalt auftauchen. «Sind Sie das, Gaston?» fragte sie überflüssigerweise, denn in Abwesenheit des Scheichs schlief er immer vor dem Eingang.
« A votre service, Madame. »
Schweigend standen sie nebeneinander. Sie hätte bedenken sollen, daß er hier war. Wenn Ahmed sie allein ließ, blieb sein Diener stets in Hörweite. Diskret hielt er sich zu ihrer Verfügung, um all ihre Wünsche zu erfüllen und sogar vorauszuahnen. Nun erinnerte sie sich an den Tag, als sie Seite an Seite gekämpft und - in Lebensgefahr vereint - alle Standesunterschiede vergessen hatten. Damals war er bereit gewesen, seinen Revolver auf sie zu richten und ihr den letzten Liebesdienst zu erweisen. Durch seine Hand wäre sie stolz gestorben. Alle Wüstenbewohner erwiesen sich als echte Männer, Herren und Diener gleichermaßen, tatkräftig, zäh, unerschrocken und widerstandsfähig wie die wilden Tiere. In Ahmed Ben Hassans Reich gab es keine verweichlichten oder feigen Männer.
Von Anfang an hatte Diana den Kammerdiener gemocht. Daß er ihr stets respektvoll begegnete, hatte sie sehr beeindruckt. Mit keinem Wort oder Blick ließ er sich anmerken, daß er ihre wahre Stellung im Lager seines Herrn kannte. Er behandelte sie, als würde er sich aufrichtig über ihre Anwesenheit freuen, immer fürsorglich, ohne übereifrig zu wirken - vertraulich, aber niemals aufdringlich. Zum erstenmal erlebte Diana die Art von Dienstboten, wie es sie in Frankreich immer noch gab, ein Überbleibsel aus vorrevolutionären Tagen. Diese Leute fühlten sich voll und ganz als Teil der Familie, der sie dienten. In Gastons Fall wurde die Zuneigung zu seinem Herrn durch gemeinsame Erlebnisse und bestandene Gefahren vertieft. Solche Erinnerungen bildeten ein Band, das niemals zerreißen konnte und die Beziehung auf eine höhere Ebene stellte als das Verhältnis zwischen Herr und Diener. Darüber hatte sich Diana anfangs gewundert. Denn im streng geführten Haushalt ihres Bruders wäre ein persönlicher Umgang mit dem Personal nie möglich gewesen. Außerdem hatten sie auf ihren Reisen die Dienerschaft oft gewechselt. Sogar Stephens war in Aubreys Augen nur eine funktionstüchtige Maschine.
Schon bald nach der Ankunft in Ahmed Ben Hassans Lager hatte sie gespürt, wie sich Gastons Ergebenheit gegenüber seinem Herrn auch auf sie erstreckte. Aber seit dem Kampf mit Ibraheim Omairs Bande verehrte

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