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Der Scherbensammler

Der Scherbensammler

Titel: Der Scherbensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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differenzierter.«
    »Wie reizend.«
    »Nicht wahr?«
    Sie lachten und für einen Moment fühlte Bert sich vollkommen unbeschwert.
     
    Seit über einer Stunde versuchte Imke vergeblich, Jette und Merle anzurufen. Wählte sie die Festnetznummer, ertönte das Besetztzeichen, drückte sie die Handynummern, kam die Ansage, der Teilnehmer sei zurzeit nicht erreichbar. Für das St. Marien war es noch zu früh. Jettes Dienst begann erst um acht.
    Sie hatte nicht warten können. Irgendetwas hatte sie zur Eile angetrieben. Obwohl sie wusste, dass ihre Tochter Anrufe vor dem Frühstück äußerst übel vermerkte.
    Imke bemühte sich um Gelassenheit, aber die Situation erinnerte sie schmerzhaft deutlich an Erlebnisse, die sie zu gern vergessen hätte. Damals hatte sie Jette auch nicht erreichen können. Und dann …
    Daran durfte sie jetzt auf keinen Fall denken.
    Tilo hatte sich mit dem Kommissar verabredet. Sie wollten sich in der Wohnung der Mädchen treffen.
    Das erleichterte Imke ein wenig. Solange diese beiden Männer in der Nähe waren, sagte sie sich, konnte den Mädchen nichts passieren.
    Und wenn es bereits zu spät war?
    Imke fürchtete diese innere Stimme, die sich immer dann meldete, wenn sie sie am wenigsten brauchen konnte. Es war  ihr Gewissen, das sich von Zeit zu Zeit Gehör verschaffte. Diesmal mit der Botschaft, dass sie sich mehr um ihre Tochter hätte kümmern sollen.
    »Schenk Jette Vertrauen«, hatte Tilo ihr immer wieder geraten. »Misch dich nicht in alles ein. Sie ist deine Tochter. Wenn  du nicht an sie glaubst, wer dann?«
    Imkes Verstand gab ihm recht. Ihr Gewissen jedoch war häufig anderer Meinung als Tilo.
    Sie ging ins Badezimmer, wo Tilo sich gerade das Gesicht mit Aftershave betupfte. Er wedelte ihr den Duft mit beiden Händen zu.
    »Na? Willst du die erste der unzähligen Frauen sein, die sich heute um mich reißen?«
    Sie schmiegte sich an ihn. Wie gut er sich anfühlte. Und er traf immer den richtigen Ton.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Aber Ike. Du weißt doch, dass ich nur in meiner Eigenschaft als Minas Therapeut …«
    »Schon gut.« Sie küsste ihn. Das Aftershave schmeckte nicht halb so gut, wie es roch. »Aber ich habe einen Wunsch frei, ja?«
    »Jeden.«
    Er zog sie an sich, rieb das Kinn an ihrer Schläfe. Sie spürte seinen Atem auf der Haut und hatte Lust, ihn festzuhalten und nie mehr loszulassen.
    »Sorg dafür, dass Mina aus der Wohnung auszieht.«
    Er strich ihr übers Haar, als wäre sie ein kleines, unbelehrbares Kind.
    »Ach, Ike«, sagte er und wandte sich wieder dem Spiegel zu.
    Imke suchte Zuflucht bei ihrem Computer. Vielleicht benahm sie sich wirklich unvernünftig. Wahrscheinlich sogar.
    Trotzdem würde sie im Heim anrufen. Punkt acht. Keine Sekunde später.
     
    Merle und Jette wechselten einander beim Fahren ab. Der betagte Renault pfiff aus dem letzten Loch, aber er brachte treu und brav Kilometer für Kilometer hinter sich. Ben auf dem Beifahrersitz überwachte noch immer jeden Handgriff.
    Irgendwann, dachte Merle, muss er müde werden. Er hat eine schlaflose Nacht hinter sich und jede Menge Aufregung. So was geht nicht spurlos an einem vorbei.
    Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Jette hatte die Augen geschlossen. Merle würde es, sobald sie abgelöst würde, genauso machen. Das war ihre einzige Chance - sich auszuruhen, während Ben sich wach halten musste.
    Mina hatte seit einiger Zeit keinen Mucks mehr von sich gegeben. Sie schlief nicht, sondern sah aus dem Fenster. Sie wirkte seltsam unbeteiligt. Dabei ging es bei alldem hier doch nur um sie.
    Merle hatte an ihrer Enttäuschung zu knabbern. Sie hatte nicht erwartet, dass Mina mit Ben gemeinsame Sache machen würde.
    »Wir müssen demnächst mal tanken«, sagte sie.
    Ben beugte sich vor und kontrollierte die Tankanzeige.
    »Okay. Fahr beim nächsten Rasthof raus.«
    Bevor sie losgefahren waren, hatte er dieses Messer aus der Tasche gezogen. Ein Klappmesser, wie es die Gauner alter Edgar-Wallace-Filme in schummrigen Nachtclubs zücken. Was für ein Klischee, hatte Merle gedacht, aber das Messer war sehr wirklich gewesen und Ben hatte es nicht wieder weggesteckt, sondern in der Hand behalten.
    Als Merle nun den Blinker setzte, hob Ben das Messer und drehte es spielerisch zwischen den Fingern.
    »Du erledigst das«, sagte er zu Merle. »Und komm nicht auf dumme Gedanken. Du weißt, was sonst passiert.«
    Merle nickte. Das wusste sie nur zu gut.
    Sie nahm die

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