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Der Scherbensammler

Der Scherbensammler

Titel: Der Scherbensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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der Wand.
    Ben berührte Minas Knie. »Mina. Was ist los mit dir?«
    Sie schlug seine Hand weg.
    »Fass mich nicht an!«
    »Aber … Ich fasse dich doch gar nicht …«
    »Hör zu«, sagte sie, und Ben hatte den Eindruck, dass sie jedes Wort genoss. »Du hast dir falsche Hoffnungen gemacht. Ich empfinde nichts für dich. Sogar weniger als nichts.«
    Zu Anfang war es Ben noch unangenehm gewesen, dass sie eine Zuhörerin hatten. Jetzt nahm er es gar nicht mehr wahr. Was sagte Mina da?
    »Mina …«
    »Du weißt doch überhaupt nicht, wer ich bin.«
    »Warum …«
    »Ich bin nicht das schüchterne, verängstigte kleine Ding, das du zu kennen glaubst. Ich bin furchtlos, stark und unabhängig. Ich brauche keinen Beschützer mehr. Du hast ausgedient, Ben. Kapier das endlich.«
    Allmählich drangen die Worte in sein Gehirn. Aber er konnte sie nicht glauben. Seine ganze Kindheit hatte er mit diesem Mädchen verbracht. Sie waren immer füreinander da gewesen und hatten alles geteilt, das Schöne und auch das, was sie beide zerstören wollte.
    »Ich habe keine Zeit für sentimentale Erinnerungen. Geh nach Hause, Ben. Vergiss mich. Ich hatte dich nämlich auch fast schon vergessen.«
    Sie schob den Stuhl zurück und wollte die Küche verlassen.
    Ben stellte sich ihr in den Weg. »Du bist … durcheinander, Mina. Du brauchst Ruhe. Komm. Setz dich wieder hin. Lass uns reden. Ich nehme dir deine Worte auch nicht übel. Ich weiß ja, dass du es nicht so meinst.«
    Mit einer einzigen kraftvollen Bewegung stieß sie ihn beiseite. Ben stolperte rückwärts und stürzte. Er fiel so unglücklich, dass er mit dem Rücken auf eine Stuhlkante prallte. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg.
    »Und jetzt lass mich in Ruhe!«, zischte Mina und ging.
    Er war noch immer wie vor den Kopf geschlagen. Begriff nicht, welches Spiel Mina spielte. Denn ein Spiel musste es sein. Sie konnte das nicht ernst gemeint haben. Er rieb sich den Rücken. Schaute Merle an, die auf ihn zukam, blass und besorgt.
    »Kann ich etwas für dich tun?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es geht ihr nicht gut«, sagte Merle, als ob das eine Entschuldigung wäre.
    »Wo ist ihr Zimmer?« Bens Stimme war heiser vor Enttäuschung.
    »Nicht, Ben. Wenn sie so ist, dann muss man sie in Ruhe lassen.«
    »Wo?«
    Er schrie seine Frage hinaus, und es war ihm egal, dass Merle zusammenzuckte. Er stürmte in den Flur. Würde er es eben selber rausfinden.
    In diesem Augenblick läutete es.
    »Wir erwarten Minas Therapeuten«, sagte Merle. »Und die Polizei.«
    Wortlos drückte Ben sich an ihr vorbei und stürmte aus der Wohnung. Auf halber Treppe kam ihm Tilo Baumgart entgegen. Er hatte Ben noch nie gesehen, grüßte freundlich und distanziert. Ben zwang sich zu einem Nicken.
    Zu einem Hallo war er nicht imstande. Er hatte alle Mühe, nicht vollends die Fassung zu verlieren.
     

Kapitel 17
    »Wer war denn das?« Tilo stellte seine Tasche ab. Er hatte Unterlagen mitgebracht. Vielleicht konnten sie bei dem Gespräch mit dem Kommissar von Nutzen sein.
    »Ben«, sagte Merle.
    »Das war Ben?« Überrascht sah Tilo zur Tür. »Woher wusste er denn, wo er Mina finden würde?«
    »Indem er Minas Therapeuten beobachtet hat.«
    »Minas … Du meinst, ich habe ihn hergeführt? Hätte er mich nicht einfach fragen können, wo sie ist?«
    »Hätten Sie es ihm denn verraten?«
    »Nicht ohne Minas Zustimmung.«
    Merle fing an, den Tisch abzuräumen. »Damit der Kommissar keinen Schock kriegt, wenn er unser Chaos sieht.« Sie drehte sich zu Tilo um. »Er kommt doch gleich?«
    Tilo nickte. Er war hellwach, obwohl er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Bis zu dem Moment, als Imke auf ihn aufmerksam geworden war, hatte er nur dagesessen, ihren Atemzügen gelauscht und seine Gedanken treiben lassen. Zuerst in totaler Dunkelheit, dann im Dämmerlicht, das grau ins Zimmer gekrochen war.
    Auf Schlafentzug reagierte sein Körper immer gleich. Er war zu Höchstleistungen fähig, solange das von ihm verlangt wurde. Danach klappte er zusammen und forderte die Ruhe ein, die er brauchte.
    Tilo zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Der junge Mann wirkte ziemlich aufgebracht. Was ist passiert?«
    Merle trug die Teller und das Besteck zur Spülmaschine. »Er hat Mina gestanden, dass er sie liebt. Das heißt, er hat es Cleo gestanden, was er jedoch nicht wusste, und die hat ihn so was von kalt abserviert …«
    »Ben ist in Mina verliebt?«
    »Mehr als das. Viel mehr.« Merles Stimme war voller Wehmut. »Ich

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