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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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ihm eine gescheuert. Wie kann man nur so scheiße sein? Mal abgesehen davon, dass es übelst aufdringlich ist. Wir sind hier am Arbeitsplatz, da haben solche Gedanken nichts zu suchen.
    In der Werkshalle mache ich mich sofort daran, den Container mit dem Hubwagen auf die Waage zu zerren. Ich hoffe, dass Benny einfach im Aufenthaltsraum sitzen bleibt. Der Kerl geht echt mal gar nicht! Sextalk am Arbeitsplatz! Ja, die Jungs haben ihre Tittenkalender überall hängen und ich weiß, dass auf dem Klo ab und zu auch Pornohefte liegen, aber … Gut, ich war selbst vorhin oben auf dem Dach und mit den Gedanken ganz woanders … Aber so eine dreiste Anmache ist schlicht nicht in Ordnung! Verflucht, warum haben die Hetenkerle eigentlich ständig an allen Wänden ihre heißen Mäuschen angepinnt? Wenn man es genau nimmt, dann geht das nämlich ebenfalls nicht. Und Pornos auf dem Klo sind im Grunde auch das Allerletzte. Kann ich ja verstehen, dass man sich ab und zu einen runterholen muss, aber da sollte doch die Fantasie ausreichen. Pornos am Arbeitsplatz! Wie soll ich Benny da argumentativ von blöden Kommentaren abhalten, wenn die Heten nicht besser sind? Überhaupt komisch, dass die Firma da offenbar nichts gegen hat. Wahrscheinlich ist es allseits bekannt, dass ab einer gewissen Unterschreitung des IQ solche Anreize schlicht notwendig sind, um die Kerle ans Arbeiten zu bringen. Zumindest hab ich solche Kalender noch nie in Büros gesehen, nur in Werkstätten und Aufenthaltsräumen von Arbeitern und …
    „Soll ich helfen?“, fragt Benny.
    „Nein“, blaffe ich und setze den Container auf der Waage ab. Die Anzeige spielt kurz verrückt, weil ich den Hubwagen hervorziehe.
    „Aber du sollst mir doch alles zeigen …“
    „Kannst ja noch mal bei Hayo mitgehen.“
    „Das mit den Rechnungen habe ich schon nicht verstanden“, sagt Benny jetzt und plötzlich kommt mir sein Tonfall ziemlich komisch vor.
    „Machst du jetzt auf kleinen Jungen?“
    „Entschuldige bitte, auch wenn du mich nicht leiden kannst, wir sind hier auf der Arbeit und ich muss meinen Job gut machen, oder nicht?“
    Mit einem Mal werde ich misstrauisch. Erst die Klein-Jungen-Masche und nun der gewissenhafte Mitarbeiter. Instinktiv drehe ich mich um und – natürlich, Werner steht hinter mir.
    „Falk! Was ziehst du hier ab?“ Er hat seine massigen Fäuste in die Hüften gestemmt und kommt nun drohend auf mich zu. „Ich glaub, ich hab mich deutlich ausgedrückt, dass du dem Neuen alles zeigen sollst, oder?“
    Ich halte mich am Hubwagen fest und beiße die Zähne zusammen. Was für ein hinterhältiges Arschloch Benny Berlusconi doch ist! Aus der Sache komme ich jetzt nicht wieder raus, also Augen zu und durch.
    „Ja, natürlich“, antworte ich.
    „Und warum …“
    „Das muss ein Missverständnis gewesen sein.“
    „Missverständnis“, wiederholt Werner abfällig. Dann sieht er Benny an und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass seine Augen leuchten. „Ich sag dir was, damit es keine Missverständnisse mehr gibt. Ihr beide arbeitet ab sofort zusammen. Und du …“ Er geht zu Benny hinüber und legt seinen Arm um dessen Schulter, um ihn an sich zu ziehen. „Du sagst mir, wenn Falk dir blöd kommt. Dann ist das Semester hier nämlich schnell zu Ende.“ Werner schaut mich hämisch an. „Wir haben uns verstanden, oder?“
    Ich traue mich nicht zu antworten, weil ich Angst habe, wüste Beschimpfungen hinauszuschreien, sobald ich den Mund aufmache. Also nicke ich und halte den Griff des Hubwagens so fest umklammert, dass meine Hände ganz weiß werden.
    „Ich mach das mit dem Schaufeln“, sage ich tonlos, als der Schichtleiter wieder weg ist. „Du kannst schon mal die Kohle abwiegen und in die Tonne packen.“
    „Sollen wir nicht alles zusammen machen?“
    „Dann warte halt, bis ich hier fertig bin.“ Ich setze die Waage auf null und schiebe den Hubwagen wieder unter, um den Container zum Kessel zu fahren.
    „Muss das nicht erst abgewogen werden?“
    „Wir brauchen 286,5 Kilo, was meinst du, wie viele Kilometer ich zwischen Kessel und Waage ablaufen will?“
    „Ah, du wiegst also zwischendurch, darum hast du die Waage auf null …“
    „Schlaues Kerlchen.“
    Ich löse mithilfe eines Ringschlüssels die Muttern vom Mannlochdeckel. Insgesamt sind es sechzehn. Kaum habe ich alle gelockert, kommt Benny auch schon an und hilft. Er löst sie mit der Hand noch weiter, bis sie sich zur Seite klappen lassen und wir den Deckel öffnen

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