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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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Verstand. Und da mein lieber Freund eh keinen großen Wert auf Kommunikation legt, bin ich einfach nur gereizt.
    Entsprechend habe ich meinen Eltern auch noch nichts von ihm erzählt. Wenn ich ehrlich bin, frage ich mich gerade, ob es überhaupt dazu kommen wird. Vier Wochen haben wir uns jetzt nicht gesehen und ich zweifle, dass wir die Trennung überstehen. Ja, ich bin sogar versucht, Lukas total ätzend auf eine seiner Mails zu antworten, die er mir noch immer schickt. Der Zwischenfall vom Bahnhof hält ihn offensichtlich nicht davon ab, mir weiter Avancen zu machen. Ich bin so frustriert, dass ich überlege, die Mails an Mara weiterzuleiten. Allerdings schreibt er nie etwas Eindeutiges. Wenn ich ehrlich bin, sind es im Grunde sehr nette Mails. Aber ich weiß ja, was eigentlich dahintersteckt.
    Gut, ich konzentriere meine schlechte Laune lieber auf Benny. Wenn Marco mir schon kein Wort schenken will, Benny tut es im Überfluss. Ich habe das Gefühl, dass es von Schicht zu Schicht schlimmer wird. Wenn ich am Kessel stehe, dann glotzt er mich ganz ungeniert an. Wenn er schaufelt, dann stellt er mir inzwischen alle möglichen Fragen, damit sichergestellt ist, dass ich ihn auch angucke. Dabei posiert er wie ein Gockel. In der Sonntagsnachtschicht hat er sogar seinen Schritt am Container gerieben, sodass sich sein Teil durch den Hosenstoff abgemalt hat. So sehr ich ihn auch nicht leiden kann, ich werde diesen Anblick echt nicht mehr los. Sexuell herrscht bei mir absoluter Notstand. Hier zu Hause fühle ich mich komisch, wenn ich mir einen runterhole. Das geht höchstens, wenn meine Eltern mal kurz weg sind und dann aber ruckzuck. Ansonsten hab ich noch das Klo auf der Arbeit, was ich allerdings eher eklig finde, oder die Dusche. Die Duschkabinen sind zwar mit Trennwänden abgeteilt, blöderweise gibt es dafür nur Duschvorhänge. Eigentlich kein Problem, zumindest ohne einen Typ wie Benny in der Schicht.
    Am Donnerstag habe ich mir tatsächlich unter der Dusche einen gewichst, weil dieser süße Kerl vom Nachbargebäude wieder da war und mich angelächelt hat. Da konnte ich einfach nicht anders, als mir beim Einseifen ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Aber am Sonntag hat Benny dann den Vorhang beiseite gerissen und mich nach Duschgel gefragt, weil er seins angeblich vergessen hat. Da hab ich mir zum Glück keinen geschrubbt, aber damit ist die Duschzelle als Möglichkeit definitiv gestorben. Wenn Benny mich unter der Dusche mit einer Latte erwischt, dann ist das wohl so, als wolle man einen Affen im Süßwarenladen bändigen.
    Aber ich habe inzwischen einen Plan, wie ich Benny loswerde. Hayo hat nämlich angekündigt, dass wir für die heutige Nachtschicht mal einen kompletten Arbeitsprozess durchlaufen sollen. Für normal behält jeder seine Arbeiten bei, damit er sich nicht groß umstellen braucht. Hayo mag es allerdings, wenn er ein wenig Abwechslung hat und Vitto sagt ohnehin nichts und macht einfach mit.
    Schon als ich das Nichtraucherzimmer betrete, leistet sich Benny seinen ersten Spruch: „Na? Bekomm ich dich heute rum?“
    Ich ignoriere ihn und mache mich an die Rechenaufgabe. Benny setzt sich neben mich. Ich bin froh, dass Vitto und Hayo im Gebäude unterwegs sind. Also reagiere ich nicht auf Bennys Annäherung und lasse ihn gewähren. Und tatsächlich spüre ich irgendwann seine Hand auf meinem Oberschenkel.
    Für einen Augenblick bin ich wie elektrisiert. Dann denke ich wieder an all die blöden Sprüche und bin mir sicher, dass mein Plan genau richtig ist und auch funktionieren wird. Heute gebe ich Benny wirklich mal ein paar widersprüchliche Signale.
    Ich beeile mich mit dem Rechnen, weil er langsam seine Hand höher gleiten lässt. Jetzt drückt er sich noch an meine Seite und sein Kopf berührt fast meinen, so interessiert scheint er an der Rechnerei zu sein. In Wahrheit will er nur wissen, wie weit er gehen kann, bevor ich ausraste.
    Hastig kritzle ich die letzte Ziffer hin und stehe auf. Bennys Hand rutscht von meinem Bein ab, kurz bevor sie ihr Ziel erreicht hat. Blöderweise habe ich einen Ständer und Benny sieht das natürlich sofort.
    „Heiß!“ Er leckt sich über die Lippen. „Meinst du …“
    Ich lasse ihn einfach sitzen und gehe nach nebenan in die Werkshalle. Das war viel zu früh, verdammt! Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass Benny heute gleich dermaßen loslegen wird. Allerdings will ich ihn auch nicht verschrecken, denn gegen Ende unserer Schicht sind wir oben im zweiten und

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