Der Schichtleiter
hab keinen Bock mehr zu träumen. Tom ist eh voll nicht mein Typ. Ich war sicher auch nicht richtig verliebt, sondern nur sexuell verzweifelt. Überhaupt komisch, dass ich nicht an Marco denke. Ob ich mir hier oben schnell einen runterhole? Ich sehe mich um und überlege, wo ich denn hinspritzen könnte. Wär ja schon ein wenig seltsam, wenn doch mal wer heraufkommt und dann Spermaspritzer sieht. Möglicherweise bringe ich ja den neuen Studenten mit her. Der Geheimplatz zum Chillen wird dann von Student zu Student weitergereicht. Also bleibt eigentlich nur ein eiliger Wichs auf dem Klo neben dem Umkleideraum. Die zehn Wochen werden eine echte Herausforderung!
Ich ziehe die Jacke über und richte meinen Ständer. War auch klar, dass der sich jetzt nicht mehr einfach so abwimmeln lässt und auf seinen Einsatz besteht. Schnell schaue ich aufs Handy und stelle die Weckfunktion ab, kurz bevor sie losgeht. Unten noch die Temperatur kontrollieren und dann kann ich mich um meinen kleinen Freund kümmern. Also klettere ich runter und öffne die Tür um …
„Finn!“, sagt Hayo überrascht, als ich das Gebäude betrete. „Was machst du denn auf dem Dach?“
„Ich – ähm …“ Ich spüre, dass ich rot werde. „Ich hab ein wenig – in der Sonne gelegen.“
„Lass dich nicht erwischen! Werner wartet nur auf sowas! Da kannst du dann für den Rest des Semesters hier sämtliche Anlagen putzen. Aber schön, dass du wieder da bist! Ich zeig gerade unserem Neuen …“
Hayos Stimme driftet plötzlich weg, denn nun sehe ich den Werkstudenten und meine ganze Aufmerksamkeit ist mit diesem Anblick beschäftigt. Erst bin ich nur verwirrt, weil der Kerl mir so bekannt vorkommt und auch so unverschämt grinst, als müsse ich ihn kennen. Dann denke ich mir die bescheuerte Kopfhaube weg, die wir unten im Sicherheitsraum tragen müssen, und die Schutzbrille und … Benny Brulic, der Nervsack aus dem Zug!
„Hi“, grinst der. „So sieht man sich also wieder.“
Ich bin total baff und bekomme kein Wort raus.
„Finn?“, fragt Hayo. „Ihr kennt euch also schon?“
Es dauert einen Augenblick, bis mein Gehirn die letzten paar Sekunden nachträglich verarbeitet hat. „Ja, ja-ja, wir kennen uns. Ja, ich freu mich auch, dass ich wieder da bin.“ Meine Stimme klingt voll weit weg. Ich kann meinen Blick nicht von Benny abwenden, der unten im Plan natürlich Benjamin heißt. Also ist er wirklich Student, wie er behauptet hat. Verdammt, die Welt ist einfach viel zu klein!
„Hat Werner dir gesagt, was du tun sollst?“
„Ja, hat er.“ Jetzt sehe ich Hayo endlich wieder an. „Ich soll die Temperatur für ihn überwachen.“
„Das übernehme ich wieder. Wir sind mit der Führung durch. Kümmerst du dich dann um ihn und zeigst ihm die Arbeitsschritte, wenn gleich die zweite Tour anfängt?“
Ich mich um ihn kümmern? „Äh …“
„Super“, sagt Bennyboy und grinst noch breiter. Am liebsten will ich ihm sofort in die Fresse schlagen. Meine Güte, manche Menschen wecken aber auch wirklich Aggressionen in einem.
„Finn?“, hakt Hayo nach. „Du weißt doch noch, wie alles läuft, oder? Bist ja jetzt zum vierten Mal da.“
„Dritten“, korrigiere ich. „Und ja, ich weiß, wie alles läuft, kein Problem.“
„Gut.“ Hayo schaut auf die Uhr. „Fangt am besten langsam schon mal an.“
Wir steigen in den Aufzug. Mir entgeht Bennys Blick nicht, der an mir herabwandert und natürlich genau an meinem Steifen hängen bleibt. Ob man den wohl durch die Kleidung sieht? Automatisch wende ich mich ab und ziehe die Schutzjacke ein wenig zurecht.
„Voll der Zufall, was?“, sagt Benny.
„Zufall klingt so freundlich, ich würde es Unfall nennen.“
Hayo lacht. „Hey, Finn, sei ein bisschen nett, der Junge ist zum ersten Mal bei uns.“
„Ja, aber echt“, stimmt Benny zu.
„Bennyboy weiß schon, wie ich das meine – nämlich absolut ernst.“ Ich balanciere meine Stimme genau so aus, dass für Hayo genug Ironie drin liegt und für Benny ausreichend Ernsthaftigkeit.
Der Aufzug hält und Hayo steigt amüsiert aus. „Aber nicht, dass ihr euch die Köpfe einschlagt.“
„Bring mich nicht auf Ideen“, murmle ich und verschwinde aus der Seitentür, um die Werkshalle zu verlassen.
„Hey, warte doch mal“, beschwert sich Benny. „Was machen wir denn jetzt?“
„Na, was wohl? Ich zeig dir, was wir tun müssen und fertig.“
„Du willst jetzt wirklich arbeiten?“
Ich drehe mich zu ihm um. Dieses ätzende Grinsen!
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