Der Schichtleiter
nächsten Film hat sich Werner tatsächlich den Reinraum ausgesucht. Erst dachte ich, dass er nur einen Scherz macht, aber jetzt, da Benny und ich die Arbeitskleidung auf der Umkleidebank ablegen, bin ich mir nicht mehr so sicher. Immerhin, hier oben ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass uns wer überrascht. Entsprechend gelassen ist unser Schichtleiter auch. Den Aufzug hat er trotzdem sicherheitshalber blockiert.
„Und wir sollen es echt da drinnen treiben?“, frage ich.
Werner brummt nur. Irgendwie habe ich wieder das Gefühl, dass er eigentlich gar nicht will und nur gezwungenermaßen mitmacht. Die Sache mit dem Reinraum ist schon ein starkes Stück, obwohl wir hier im Gebäude ja nun nicht unbedingt mit den hochsensiblen Stoffen umgehen. Unser Produkt ist ja letztlich auch noch nicht marktfertig und wird erst von anderen Betrieben weiterverarbeitet. Dennoch dürfte es massiv Ärger geben, wenn das rauskommen sollte … Da kann ich Werners Unsicherheit absolut verstehen. Doch aus irgendeinem Grund spielt er mit und will das auch noch auf Video festhalten. Und so wie ich es sehe, ist es ja sogar seine eigene Idee. Zumindest würde ich Bennys überraschtes Gesicht als nicht geschauspielert einstufen. Er ist genauso verwirrt wie ich.
„Los jetzt! Ausziehen und rein da!“, sagt Werner unwirsch.
Benny schüttelt den Kopf. „Ähm, Moment mal! Du meinst das wirklich ernst?“
Okay, damit ist klar, dass zumindest er nicht hinter der Sache steckt. Dann muss es allerdings doch jemanden geben, der da Anweisungen gibt, oder?
Werner schnaubt. „Was ist das Problem?“
„Das Problem ist, dass wir genausogut hier ficken können.“
„Ich will aber, dass ihr es da drin treibt!“
„Hallo? Da drin ist alles voll von diesem Pulver! Ich hab keinen Bock, mir da was wegzuholen!“
Ich muss lachen.
„Was lachst du so blöd?“
„Na, von dem Zeug holst du dir sicher nichts weg. Daraus werden Kopfschmerztabletten gemacht. Wenn wir davon ein bisschen was einatmen, haben wir höchstens Glück, dass wir keine Kopfschmerzen bekommen.“
Benny sieht mich ungläubig an.
„Sag bloß, du weißt gar nicht, was wir hier herstellen?“
„Nö, sagt mir doch keiner was!“
„Vielleicht, weil du deinen Kopf immer ganz woanders hast?“
Werner schnauft wieder genervt. „Wenn das also geklärt ist: Können wir jetzt loslegen?“
„Die Schuhe dürfen wir anlassen, oder?“, frage ich.
„Ja, zieht aber die Plastikteile drüber.“ Er geht zum Schrank und holt uns welche von den Überziehern. Sich selbst staffiert er ebenfalls damit aus.
Kurz darauf betreten wir die Schleuse. Fühlt sich komisch an, hier so nackt herumzulaufen – nackt und mit Ständer. Benny kann natürlich die Finger nicht von mir lassen und befummelt mich schon. Ich sage nichts, weil Werner bereits filmt. Offenbar will er diesmal auch ein Intro mit draufhaben.
„Zu dumm, dass wir uns bei der Arbeit so schmutzig gemacht haben und keine saubere Arbeitskleidung mehr da ist“, sage ich in absolut stumpfsinnigem Tonfall.
Benny schaut mich irritiert an und Werner hält mir unhöflich die Kamera vors Gesicht. Ich ignoriere das und mache weiter: „So nackt auf der Arbeit, da muss man aufpassen, dass man nicht geil wird, oder?“
Jetzt grinst Benny. Offenbar hat er verstanden, dass ich einen Pseudodialog für unseren Porno aufsage.
„Oh nein, das ist mir jetzt aber peinlich. Ich bin ja schon geil!“ Ich betrete den Reinraum und halte mir dabei die Hände vor die Latte – allerdings so, dass noch genug zu sehen ist. Ich bemühe mich redlich um einen absolut dümmlichen Gesichtsausdruck. „Was mache ich denn jetzt, so kann ich doch nicht arbeiten!“
„Was ist hier los?“, fragt Benny mit gespielt strenger Stimme, als er ins Bild tritt.
„Oh, Herr Schichtleiter, Sie sind ja auch nackt!“
„Ich habe mich mit Kaffee bekleckert und es ist keine saubere Arbeitskleidung mehr da. Das heißt aber nicht, dass wir nicht trotzdem arbeiten können! Also, wo ist das Problem?“
Ich nehme meine Hände zur Seite und präsentiere meinen Steifen. „ Das ist das Problem! So kann ich mich doch nicht konzentrieren!“
„Brauchen Sie denn keinen Hammer für Ihren Job?“
Ich verkneife mir mehr schlecht als recht das Lachen. „In der Arbeitsanweisung steht, dass ich den Gummihammer nutzen soll.“ Ich nehme den Arbeitshammer vom Haken und halte ihn Benny hin.
„Auch nicht schlecht.“ Er nimmt das Werkzeug und reibt mit der Hand anzüglich über den
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