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Der Schiffsjunge der Santa Maria

Der Schiffsjunge der Santa Maria

Titel: Der Schiffsjunge der Santa Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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der Matrose, der Luis gefunden hatte.
    »Nein, nein«, sagte Kolumbus und wandte sich zum Gehen. »Er geht auf den Kanarischen Inseln von Bord. Bis dahin wird Polifemo dafür sorgen, dass er keinen Unsinn macht.«
    »Sehr wohl«, sagte der Einäugige, als Kolumbus in Richtung Heck verschwand. »Ich werde in den nächsten Tagen ein Auge auf dich werfen. Genauergesagt:
mein
Auge!« Er zwinkerte Luis mit seinem einzigen Auge zu. Luis schüttelte sich.
    So ganz sicher, ob sie ihm seine Geschichte geglaubt hatten, war er sich nicht. Er wollte auf keinen Fall den Namen seiner Stiefeltern nennen und dass er aus Palos stammte. Damit sie ihn nicht dorthin zurückschicken konnten. Keine zehn Pferde würden ihn zurück zu Juana und Rodrigo bringen, das hatte er sich geschworen. Aber nach Zipangu würde er wohl auch nicht kommen, jedenfalls nicht mit diesem Schiff. Niemand hatte ihm gesagt, dass die kleine Flotte auf den Kanarischen Inseln noch einen Zwischenstopp einlegen würde. Da würde er das Schiff verlassen müssen. So was Blödes!
    »Nach Zipangu!« Der Einäugige schüttelte den Kopf. Er und Luis standen jetzt alleine neben dem Großmast. »Du bist ein Träumer.«
    »Und wennschon«, sagte Luis. »Träume können sehr schön sein.«
    »Da magst du recht haben«, murmelte der Einäugige. »Aber Träume sind nun mal   …«, er zuckte mit seinen breiten Schultern, »…   einfach Träume. Luftblasen im tiefen Meer, die zerplatzen, sobald sie an die Oberfläche kommen.«
    »Mir egal«, schnaufte Luis und verschränkte dieArme vor der Brust. Warum ließ ihn der Piratenkapitän nicht einfach in Ruhe? »Wann sind wir denn auf den Kanaren?«
    »In ein paar Tagen. Bis dahin kannst du Ramon zur Hand gehen, unserem Schiffsjungen. Er sitzt in der Ruderkammer bei unserem Steuermann und dreht die Ampolleta um.« Der Einäugige wies mit der Hand in Richtung Heck. »Du weißt doch, was eine Ampolleta ist, oder?«
    »Klar«, sagte Luis und dieses Mal musste er nicht einmal lügen. »Das Stundenglas, das jede halbe Stunde umgedreht wird. Eine Sanduhr zum Messen der Zeit.«
    Zum Glück hatte sein Vater ihm vieles über die Seefahrt und die Dinge an Bord eines Schiffes erzählt. Luis hatte nichts davon vergessen.
    »Richtig«, sagte der Einäugige und nickte anerkennend. »Ich werde dem Steuermann Bescheid sagen, dass er weiß, wer du bist.«
     
    Auf der Santa Maria herrschte ein reges Treiben. Luis sah überall Seemänner, die mit allerlei Dingen beschäftigt waren. Einer saß an der Spitze des Großmasts im Ausguck. Über ihm flatterte eine weiße Flagge mit einem grünen Kreuz im schwachenWind. Andere Matrosen werkelten in den Wanten oder an den Segeln herum, der Schiffskoch stand hinter der Feuerkiste und rührte in einem großen schwarzen Topf. Die Männer arbeiteten fröhlich und ausgelassen. Alle schienen sich auf das große Abenteuer zu freuen.
    Alle bis auf einen.
    Ramon, der Schiffsjunge der Santa Maria, war vielleicht zwei oder drei Jahre älter als Luis. Er hatte lockiges dunkles Haar, ein breites, braun gebranntes Gesicht   – und offenbar mächtig schlechte Laune. Luis war in die Ruderkammer gegangen, einen kleinen Raum im Achterdeck des Schiffes. Hier stand der Steuermann, geschützt vor Wind und Wetter, und hielt die Ruderstange. Und gleich neben ihm versah der Schiffsjunge seinen Dienst. Er saß auf dem Boden, mit dem Rücken an die Holzwand gelehnt. Neben ihm erkannte Luis die Ampolleta, die an der Wand befestigt war. Der feine Sand in ihr war etwa zur Hälfte durchgelaufen. Ramon hielt sich mit beiden Händen den Bauch. Als Luis sich vor ihn hinstellte, schnauzte er ihn an: »Wer bist du? Und was willst du hier?«
    »Ich heiße Miguel«, sagte Luis, so freundlich er das nach dieser unfreundlichen Begrüßung konnte.»Und ich soll dir helfen. Hat Polifemo dir nichts gesagt?«
    »Verschwinde!«, giftete Ramon und spuckte Luis vor die Füße. Gleich darauf verzog er das Gesicht und presste die Hände noch fester auf den Bauch.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte Luis.
    »Hau ab!«, knurrte der Schiffsjunge. »Geh mir aus den Augen. Ich will   … aaah!« Ramon krümmte sich vor Schmerzen.
    »Er hätte gar nicht mitkommen dürfen«, grummelte der Steuermann, der gleich neben Luis an der Ruderstange stand. »Dem geht es schon seit zwei Tagen so. Auf den Kanaren müssen wir einen neuen Schiffsjungen anheuern.«
    Luis’ Herz machte einen Satz. Im nächsten Moment hörte er hinter sich ein lautes Stöhnen. Ramon lag auf der

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