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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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an einem Haken hingen. Es kostete mich einige Mühe, bei ihrem Anblick nicht an den Sheriff zu denken, der uns auf der Ranch Fragen gestellt hatte.
    »Hände hoch!« Ich zuckte zusammen, als ich spürte, wie etwas in meinen Rücken stach. Plötzlich waren Sarah Janes wassermelonige Lippen an meinem Ohr – so nah, dass ich ihren warmen Atem an meiner Wange fühlte. Dieses Mädchen war ebenso leise und raffiniert wie hinterhältig – eine geschichtenschleudernde Ninjakämpferin.
    »Mit diesen Handschellen wurde einst Sundance Kid gefesselt, musst du wissen.« Sie kicherte. »Vielleicht bist du ja seine Reinkarnation. Wär jedenfalls eine super Schlagzeile!«
    Sobald sie ihren Finger aus meinem Rücken genommen hatte, drehte ich mich um, wobei ich mit dem Kopf gegen das zottelige Kinn des Büffels stieß. Zwei der dicken Schraubenbolzen, mit denen die Trophäe an der Wand befestigt war, lockerten sich, und das Ding schwang ruckartig zur Seite, als würde der Büffel den Kopf neigen, um uns besser sehen zu können. Zeitgleich fielen die Zeiger von der Krokodiluhr ab, obwohl sie weiter tickte.
    Sarah Jane schwang ihre Zöpfe. »Du bist der König der Zerstörung, und das weißt du auch, oder? Was machst du hier, Cowboy? Bist du gekommen, damit ich dir noch einen rechten Schwinger aufs Kussmaul verpassen kann?« Sie beugte sich vor und ließ mit einem provozierenden Grinsen ihre Fingerknöchel knacken. Dann hielt sie inne und rümpfte genauso die Nase wie die Haushälterin vorhin.
    »O Mann! Du riechst ja schlimmer, als dieses Bison je gestunken hat, Cowboy. Was hast du gemacht? Bist du hierher gerannt ?«
    »Ähm, ja, stimmt«, antwortete ich und versuchte, keine Miene zu verziehen, als der Büffel noch ein Stück weiter die Wand herabrutschte. »Und ich heiße Ledge, schon vergessen?«
    »Ja, ja. Ledge  – schon kapiert.« Sarah Jane beäugte den Büffel und schaute dann wieder mich an. »Wie ich sehe, machst du gerade Bekanntschaft mit den Lieblingen von meinem Vater.«
    »Lieblingen?«
    Sarah Jane ging ein paar Schritte weg und strich gedankenverloren mit den Fingern über andere Sachen im Raum, ehe sie vor einer dunklen Vitrine neben dem Schreibtisch stehen blieb. Seufzend spähte sie durch die Scheibe hinein.
    Ich kniff die Augen zusammen und trat näher.
    »Was ist da drin?«, fragte ich.
    »Guck doch selbst.«
    »Was zum – uah! « Mit dem Anblick einer doppelköpfigen Klapperschlange hatte ich nicht gerechnet. Ich machte einen Schritt zurück, ließ dabei den schweren Pyritstein auf meinen Zeh fallen und hüpfte schnell auf die andere Seite des Zimmers; als ein Schaukelstuhl in der Ecke beide Kufen verlor, versuchte ich so zu tun, als hätte ich es nicht bemerkt. Es war blöd von mir gewesen, hierherzukommen. Blöd, blöd, blöd. Ich musste mir Oma Dollops Glas schnappen und dann abhauen, bevor ich offenbarte, wie perfekt ich in Cabots Ausstellung passte.
    Sarah Jane sah von mir zu dem Stuhl und verdrehte die Augen gen Himmel, dann wiederholte sie leise: »König der Zerstörung.« Laut sagte sie: »Entspann dich, Ledge. Sie lebt nicht mehr.« Es klang verächtlich und erinnerte mich an eine gelangweilte Touristenführerin, die mit einem dusseligen Touri redet. »Ich glaub nicht mal, dass die echt ist. Aber trotzdem, von allen Lieblingen meines Vaters ist sie der allerliebste Liebling.«
    Während ich den Schaukelstuhl notdürftig wieder zusammensteckte, bückte Sarah Jane sich, um den funkelnden Pyritbrocken aufzuheben.
    »Wenn ich so glänzen würde, würde ich vielleicht auch ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen«, murmelte sie. »Ich kriege Daddy nicht mal dazu, meine Zeitungen zu lesen – ganz egal wie wild die Geschichten sind, die ich mir ausdenke.«
    Ich schaute weg, weil ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte. Das leise Ticken der Krokodiluhr erfüllte den Raum – das einzige Geräusch, bis Sarah Jane ein zweites Mal seufzte und das Katzengold wieder auf seinen Platz legte.
    »Also, Ledge, was gibt’s? Warum bist du hier?« Sie drehte sich wieder zu mir.
    »Ich … äh, habe deinen Notizblock. Ich dachte, dass du vielleicht an einem Tauschhandel interessiert bist.«
    »An einem Tauschhandel?«
    »Du hast gestern etwas mitgenommen, das dir nicht gehört«, antwortete ich. »Ich bin hier, um es abzuholen.«
    Sarah Jane zog eine Grimasse, doch bevor sie antworten konnte, ließ uns eine Männerstimme herumfahren.
    »Was genau hat meine Tochter denn mitgenommen, junger Mann? Und wer zum

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