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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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gruselig auf dem Friedhof sein mochte. Selbst wenn es verrückt klang, hatte sie manchmal den Eindruck, als sei ihr Vater der Einzige, der verstand, was hier vor sich ging. William Dunne war tot – niemand wusste das besser als April –, trotzdem genoss sie die Stunden in vollen Zügen, wenn sie an seinem Grab saß, mit ihm plauderte, ihm erzählte, was vorgefallen war, und sich ausmalte, was er darauf erwidern, welchen Rat er ihr geben würde. Heute würde er ihr höchstwahrscheinlich ans Herz legen, sich keine allzu großen Sorgen wegen Gabriel zu machen. Und schon gar nicht wegen morgen, wenn sie das erste Mal wieder in die Schule ging. Zu Lebzeiten waren William Dunnes Ratschläge stets Gold wert gewesen, folglich gab es keinen Grund, weshalb es inzwischen anders sein sollte, oder etwa nicht?
    In Archway durchquerten sie die Wohnsiedlung in der Nähe des Krankenhauses und umrundeten den unteren Teil des Friedhofs. Selbst nach all den Monaten überkam April beim Anblick all der Grabsteine jenseits des schwarzen Eisenzauns jedes Mal ein mulmiges Gefühl; weniger, weil ihr Vater dort begraben lag, sondern eher wegen der Erinnerung an jenen Abend, als Gabriel sie herausgeschafft hatte – dem Abend von Isabelles Ermordung.
    »Erinnerst du dich an den Abend, Gabriel, als wir uns das erste Mal begegnet sind?«
    »Am Pond Square?«
    Sie starrte ihn verblüfft an.
    »Das warst du? Ich war mir da nie ganz sicher.«
    Gabriel lächelte, und seine dunklen Augen funkelten.
    »Damals habe ich dich das erste Mal gesehen«, sagte er und strich ihr zärtlich das Haar aus dem Gesicht. »Und ich wusste, dass ich noch nie vorher eine so schöne Frau gesehen hatte.«
    April spürte, wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch abhoben. Oh Gott, wie sehr sie sich danach sehnte, ihn zu küssen.
    »Wieso bist du dann so schnell verschwunden?«
    Er lachte. »Deine Mutter ist aufgetaucht, schon vergessen? Ich hatte so eine Ahnung, dass sie nicht gerade begeistert gewesen wäre, einen wildfremden Kerl um ihr Haus schleichen zu sehen. Und ich hatte völlig recht damit.«
    »Oh, ich glaube, inzwischen hat sich ihre Feindseligkeit gelegt. Dass du mir so oft das Leben gerettet hast, hat bestimmt geholfen.«
    Leider hatte sich Aprils Verhältnis zu ihrer Mutter in den letzten Wochen nicht gerade gebessert. Seit Silvias Geständnis, dass sie mit Robert Sheldon eine Affäre gehabt hatte, schaffte es April kaum, sich im selben Zimmer mit ihr aufzuhalten. Deshalb war sie zu ihrem Großvater nach Covent Garden gezogen. Das war zwar nicht gerade die Ideallösung, aber was war in ihrem Leben schon ideal?
    »Nein, ich meinte den Abend von Isabelles Tod«, sagte April, als sie die Swain’s Lane erreichten. »Was ist damals passiert? Das hast du mir nie genau erzählt.«
    Seine Züge verdüsterten sich. »Ich weiß es nicht.«
    April war bewusst, dass sie lieber nicht darauf herumreiten sollte, aber irgendetwas stimmte hier nicht. Und dass Gabriel so zögerlich war, bestärkte sie in ihrem Eindruck.
    »Ich muss nur immer wieder an Benjamins Andeutung denken, du hättest etwas mit Isabelles Tod zu tun.«
    »Ich habe versucht, ihr zu helfen, April.« Ein Anflug von Verärgerung lag in Gabriels Stimme. »Aber auf diesem Friedhof war irgendetwas Böses. Ich habe versucht, sie von dort wegzubringen, genauso wie ich es mit dir gemacht habe. Aber da war etwas, im Dunkeln, etwas Gemeines. Etwas zutiefst Böses. So etwas hatte ich noch nie zuvor gespürt.«
    »Aber was ist mit dem, was Sheldon …«
    »Dieses Dunkle«, fuhr Gabriel leise fort, als spreche er mit sich selbst. »Es war wie eine Decke, ein Nebel, der sich über mich gelegt hat und den ich nicht durchdringen konnte. Ich habe mich so machtlos gefühlt. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn ich dich nicht von diesem Friedhof weggeschafft hätte. Und selbst jetzt …«
    April hob einen Finger.
    »Entschuldige, Gabe. Da …«
    Sie zeigte auf einen weißen, halb auf dem Bürgersteig geparkten Transporter und den Streifenwagen ein Stück die Straße hinauf.
    »Was machen die denn hier?«, fragte sie und setzte sich in Bewegung. »Komm!«
    Am Friedhofstor stand ein Streifenpolizist. Er hatte sich im Türrahmen der Miniaturkapelle postiert, die als Verwaltung diente, und redete mit Miss Leicester, der sauertöpfischen Friedhofsmitarbeiterin. Selbst an ihren besten Tagen lag ein missbilligender Ausdruck auf ihrem Gesicht, doch nun schien sie ernsthaft wütend zu sein.
    »Entschuldigung«, sagte April, »aber was

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