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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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ist hier los? Ist etwas passiert?«
    »Hier gibt’s nichts zu sehen, Schätzchen«, erklärte der Streifenbeamte. »Der Friedhof ist geschlossen. Gehen Sie bitte weiter.«
    »Miss Leicester?«, rief April über seine Schulter hinweg. »Was ist denn passiert?«
    Die alte Frau flüsterte dem Polizisten etwas zu, dann tauschten die beiden einen vielsagenden Blick.
    »Ich rufe lieber mal den Boss«, meinte der Polizist und zog sein Funkgerät heraus.
    Miss Leicester sah sie mitfühlend an, was Aprils Besorgnis noch mehr schürte. Miss Leicester gehörte nicht zu den Menschen, denen andere sonderlich am Herzen lagen. Für sie zählte nur, dass auf ihrem geliebten Friedhof alles sauber und ordentlich war. Wenn sie Mitgefühl zeigte, musste etwas Schlimmes passiert sein. Etwas sehr Schlimmes.
    »Es gab da einen Vorfall«, erklärte sie verkniffen. Die Art und Weise, wie sie das Wort »Vorfall« aussprach, ließ keinen Zweifel daran, was sie in Wahrheit damit sagen wollte – Nocheiner der Vorfälle, die sich ständig ereignen, seit du hier bist, April Dunne. April konnte es ihr nicht verdenken.
    »Was ist denn los?«, wollte Gabriel wissen.
    »Vandalismus. Ein überaus bedauerlicher Vorfall blinder Zerstörungswut.«
    April starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Hat es etwas mit meinem Vater zu tun? Das hat es doch, stimmt’s?«
    Miss Leicester wandte sich wieder dem Polizisten zu.
    »Vielleicht solltest du lieber warten, bis der …«
    Aber April wollte nicht warten. Sie schob sich an der alten Frau vorbei und lief, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf, ohne auf die Rufe hinter ihr zu achten. Was war hier los? Sie stürzte den Weg entlang zum Grab oben auf dem Hügel. Vandalismus? Was für eine Art von Vandalismus? Hatte jemand das Grab ihres Vaters geschändet? Als sie um die Ecke bog und auf das Familiengrab der Vladescus zustürmte, wäre sie um ein Haar mit einem Mann in einem Regenmantel zusammengestoßen.
    »Mr Reece«, stieß sie atemlos hervor. »Was machen Sie denn hier? Was ist passiert? Miss Leicester sagte, es hätte einen Vorfall gegeben … Vandalismus. Hat es etwas mit dem Grab meines …«
    »Schon gut, schon gut, beruhige dich«, sagte der Detective beschwichtigend. »Hol erst mal tief Luft, und dann versuchen wir, ganz ruhig zu bleiben, okay?«
    Sie registrierte, dass Gabriel neben sie trat und den Arm um sie legte. Sie hob den Kopf und blickte in sein ernstes Gesicht.
    »Bitte, Mr Reece, sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Der Detective ließ langsam den Atem entweichen.
    »Okay. Am besten, ich zeige es dir.« Er führte sie den Weg entlang zu dem großen steinernen Mausoleum, vor dessen Eisentor ein zweiter Polizist postiert war. Das Tor stand offen. Nein! , dachte April. Es sollte doch geschlossen sein. Ihr Großvater und Miss Leicester waren die Einzigen, die einen Schlüssel zu der Grabstätte hatten. Wie konnte sie also offen stehen? April trat vor, doch DI Reece hielt sie zurück.
    »Hier gibt es nichts zu sehen, April«, sagte er. »Du kannst nichts tun.«
    »Was meinen Sie damit? Was ist mit ihm passiert?«
    Sie riss sich los und lief zum Eingang.
    »Daddy!«, schrie sie. Die Steine rings um die Tür waren herausgebrochen, und das eiserne Tor wies Dellen auf, als hätte jemand ein gewaltiges Gewicht dagegen gerammt. Über dem Namen Vladescu war mit roter Farbe etwas in einer Fremdsprache – Latein? – gesprüht worden. Omnes fures mori . Was zum Teufel hieß das? Der kleine Raum im Inneren war leer. Wo war sein Sarg?
    DI Reece war kreidebleich, als er neben sie trat.
    »W-wo ist er?«, stammelte April.
    »Er ist weg, April. Dein Vater ist verschwunden.«

Drittes Kapitel

    D etective Inspector Reece sah wie der Tod auf Latschen aus – einer von Dads Lieblingssprüchen, der April in diesem Moment wieder einfiel, auch wenn er an diesem Tag vielleicht nicht die allertreffendste Formulierung sein mochte. Reece wirkte grundsätzlich nicht wie das blühende Leben, doch als er nun in der Küche der Dunnes saß, machte er einen besonders ausgezehrten und ungepflegten Eindruck, so als hätte er in seinen Kleidern geschlafen. Vielleicht war es ja so.
    »In den letzten Wochen wurden mehrmals Fälle von Vandalismus gemeldet«, sagte er und rührte seinen Kaffee um. »Umgekippte Statuen, mit Sprüchen verschmierte Grabsteine … solche Dinge. Aber wenn ich ehrlich sein soll, haben wir die Vorfälle nicht allzu ernst genommen.«
    Er hob den Kopf und sah zwischen April und ihrer

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