Der schlagende Beweis
streckte Kate die Finger zu einer Lanzenspitze und stach Flynn in den Kehlkopf. Seine Hände flogen an den Hals, und die Pistole landete auf dem Boden.
Flynn konnte kaum sehen und bekam keine Luft, aber er schlug mit einem wilden Fausthieb zur ück, der Kate an der Schläfe traf und für einen Moment lähmte. Flynn packte sie am Hals. Sie versuchte, seinen Griff zu lösen, doch er rammte ihr ein Knie in den Magen, und sie sackte weg. Ein Schlag in Flynns Weichteile ging daneben und prallte an seiner Hüfte ab. Kate konnte nicht mehr atmen. Sie sah nur noch verschwommen und schlug in Panik hilflos um sich. Flynn schmetterte ihren Kopf gegen die Wand, und ihr Körper wurde schlaff. Und dann krachte ein Schuss. Flynns eine Kopfhälfte war blutüberströmt, und der Griff um Kates Hals lockerte sich.
Sie wankte von Flynn weg und schnappte nach Luft. Flynn fiel zu Boden. Daniel hockte auf einem Knie, Flynns Pistole in der Hand. Dann konnte er sich nicht mehr halten und kippte nach hinten, w ährend er sich an den Bauch fasste, der jetzt voller Blut war. Kate kniete sich neben ihn. »Mein Gott, Daniel!« Ihn erfasste eine Woge der Übelkeit. Er sah nur noch verschwommen, doch er zwang sich zum Sprechen. »Den Notruf!«, krächzte er. »Rette Alice Cummings!« »Nicht reden!«, sagte Kate, während sie sein Hemd hochzog, damit sie die Einschusswunden sehen konnte. Daniel versuchte, Kate Alice Cummings' Adresse zu nennen, aber er hatte das Gef ühl, als hätte er sich in einem dicken Nebel verirrt. Er wusste, dass Kate etwas zu ihm sagte, weil er sah, wie sie die Lippen bewegte, aber er konnte ihre Worte nicht hören. Diese Lippen waren das Letzte, was er sah, bevor es schwarz um ihn wurde.
F ÜNFZIG
Aaron Flynns Kumpanin zog sich eine Skimaske übers Gesicht und lief durch das Grundstück, das Alice Cummings' Souterrainwohnung umgab. Eine Hintertür führte auf den briefmarkengroßen Rasen, den ein niedriger Holzzaun einschloss. Die Tür mit Fliegengitter war verschlossen. Das Schloss würde keine Probleme machen. Der simple Plan war, die Tür aufzubrechen und dem Miststück die Gurgel durchzuschneiden. Ob auch das Kind daran glauben musste, das war die Frage. Wenn es tatsächlich so übel dran war, wie Flynn sagte, dann war es wahrscheinlich das Beste für das Balg, wenn es auch starb.
Alice Cummings schreckte im Bett hoch. Auf dem Wecker war es zwei Uhr dreizehn. Im Haus war es still, aber sie h ätte schwören können, dass sie von einem Geräusch aufgewacht war. Vielleicht hatte Patrick schlecht geträumt und im Schlaf dieses Geräusch gemacht, denn jetzt war er still.
Alice streckte sich und schloss die Augen. Es war immer ein Segen, wenn Patrick schlief. Sie hatte ihn um zehn hingelegt und war selbst sofort eingeschlafen. Über vier Stunden, das war gut.
Alice riss die Augen auf. Sie war sicher, dass sie gerade wieder etwas geh ört hatte. Sie schlüpfte aus dem Bett und ging zur Schlafzimmertür, die sie immer offen hielt, um Patrick zu hören, und schaute ins Wohnzimmer. Sie konnte nichts Ungewöhnliches bemerken.
Der einzige Teil der Wohnung, den sie von hier aus nicht sehen konnte, war die K üche, die nach hinten lag. Sie schlich um den Wandvorsprung. Als sie um die Ecke war, sah sie, dass die Hintertür offen stand.
In dem Moment, in dem Flynns Kumpanin einen Schritt in Alice Cummings' Wohnung machte, warnte sie ein sechster Sinn, dass Gefahr im Verzug war. Sie hatte sich halb herumgedreht, als ihr ein feuchtes, äthergetränktes Tuch auf Mund und Nase gedrückt wurde und sich ihr ein muskulöser Arm um die Brust legte, der ihre Arme fest in ihren Körper drückte. Sie versuchte, sich zu befreien, während sie in die Luft gehoben wurde. Sie wusste, dass ihr nur Sekunden blieben, bis sie bewusstlos würde. Verzweifelt hob sie einen Fuß hoch und stieß ihrem Angreifer den Absatz in den Schritt. Er fluchte, doch sein Griff ließ nicht nach. Als sie über das kleine Rasenstück gezogen wurde, sah sie die Sterne über sich immer schneller kreisen.
Alice blieb an der T ür zur Küche reglos stehen. War jemand in ihrer Wohnung? War Patrick sicher? Sie knipste eine Lampe an und rannte in sein Zimmer. Die Tür war offen. Sie blieb am Gitter seines Kinderbettchens stehen. Er lag zusammengerollt auf der Seite und atmete schwer, schlief aber fest.
Erleichtert sah Alice in der übrigen Wohnung nach. Als sie in die Küche zurückkam, wehte ein kalter Wind durch die Tür herein. Fröstelnd machte sie zu. Dann
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