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Der Schlangenmensch

Der Schlangenmensch

Titel: Der Schlangenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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— das wäre ein treffender... Verzeihung, Willi! Den Namen gibt es ja
bereits.“
    „Und du möchtest, daß ich dir
nachher eine Limonade spendiere?“ fragte Klößchen spitz.
    Oskars Winseln unterbrach die
allgemeine Heiterkeit. Er mußte mal das Bein heben. Aber als wohlerzogener Hund
tat er das nur im Freien.
    Die Kinder gingen zum nächsten Gebäude,
wo die ,kleinen’ Raubkatzen untergebracht waren.
    Interessiert blieben sie vor
dem Luchskäfig stehen.
    Zwei gelbe Luchse erwiderten
aus scheinbar glühenden Augen die Blicke. Auf ihrem wunderschönen Fell waren
dunkle Tupfer verteilt.
    „Und so was wird
abgeschlachtet“, sagte Tarzan durch knirschende Zähne, „damit man Felle für
Luchsmäntel hat.“
    „Es sind immer dieselben
Weiber, die so was tragen“, sagte Karl. „Die kannst du vergessen.“
    „Mir wird übel“, pflichtete
Anke bei, „wenn mir so eine aufgetakelte Kuh begegnet.“
    „Die meisten wissen gar nicht“,
sagte Gaby, „was für einen Schaden sie anrichten, wenn sie sich - weil es,
hach! vor den Nachbarn einen so tollen Eindruck macht — einen Luchsmantel
wünschen. Oder einen aus Leopardenfell. Oder einen Jaguarmantel. Oder einen von
den Seehundbabys, die so grausam erschlagen werden. Oder einen Ozelot. Der ja
auch nur eine arme Pantherkatze ist.“
    „Lassen wir das!“ sagte Tarzan.
„Sonst ist mir der ganze Tag verdorben. Wir werden die Welt nicht ändern. Aber
wir dürfen nie aufhören, es zu versuchen. Das sind wir unseren
Schöpfungskameraden, den Tieren, schuldig.“
    „Ganz bestimmt!“ Gaby bückte
sich und streichelte ihren Oskar.
    Klößchen betrachtete die
Luchse. „Schöne Raubkatzen. Aber sie sehen gefährlich aus.“
    „Mitnichten!“ Karl, der
Computer, setzte seine ,Jetzt-erzähle-ich-Miene’ auf. Hatte er doch endlich
Gelegenheit, etwas aus seinem unerschöpflichen Wissen hervorzuholen. „Der Luchs
und gefährlich? Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Dem armen Tier ging es
lange Zeit wie dem Wolf. Er - der Luchs — galt als verschlagener Räuber, der
unter dem Wild in unseren Wäldern nur Schaden anrichtet. Allerdings — Jäger und
Biologen, die es besser wußten, versuchten, nachdem er in heimischen Wäldern
ausgestorben war, seine Wiedereinbürgerung. Und zwar im Bayerischen Wald. Dort
findet der Luchs genügend Nahrung, ohne daß er den Jägern Konkurrenz macht.
Niemand hat von diesem Raubtier Schlimmes zu befürchten: weder Mensch noch
Haustier. Der Luchs reißt und frißt wenig Wild. Sehr wenig, sogar. Er allein
könnte den überhöhten Wildbestand nicht regulieren. Die Rehe wüchsen ihm
sozusagen über den Kopf. Hinzu kommt noch, daß der Bayerische Wald nicht gerade
der ideale Lebensraum ist für diese Großkatze mit den Pinselohren. Denn in den
letzten Jahren wurden zwei Tiere überfahren und drei von Wilderern
angeschossen. Aber dem Beutewild des Luchses geht es nicht besser: Während von
den Luchsen in insgesamt fünf Jahren nur 73 Rehe gerissen wurden, fielen im
gleichen Zeitraum 600 Rehe dem Straßenverkehr und 100 Rehe wildernden Hunden
zum Opfer.“
    Gaby streichelte Oskar. „Du
machst so was nicht.“
    „Man sollte die Autos
abschaffen“, schlug Klößchen vor. „Daß ich mit meiner Tretmühle ein Reh
umbringe, kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
    „Bei deinem Tempo“, lachte
Tarzan, „kriegte es im Falle eines Zusammenstoßes nicht mal blaue Flecke.“
    „Hohoh!“ meinte Klößchen.
„Bergab bin ich immer enorm schnell.“
    Während der nächsten Stunde
konnten die Kinder zusehen, wie die Raubtiere gefüttert wurden.
    Klößchen meinte, deren
Tischmanieren wären fast so schlimm wie die der Internatsschüler.
    In der Zoo-Gastwirtschaft
tranken sie Limonade. Klößchen, der seinen generösen (großzügigen) Tag
hatte, bezahlte wiederum für alle.
    Anke verabschiedete sich.
    „Vielleicht“, meinte sie, „ist
mein Vati schon zu Hause. Bestimmt will er sich bei dir bedanken, Tarzan. Es
wäre nett, wenn du nachher vorbei kämst. Unsere Tankstelle ist sowieso bis
heute abend geöffnet. Wegen des Ausflugsverkehrs.“
    „Hm-“ Tarzans Begeisterung
hielt sich in Grenzen. Nach Möglichkeit vermied er es, Dank entgegen zu nehmen.
Meistens war ihm das peinlich. Und wegen Selbstverständlichkeiten, meinte er,
brauche man kein Getue zu machen.
    „Grüß deinen Vater von mir“,
sagte er. „Irgendwann melde ich mich schon. Daß es heute noch klappt, glaube
ich nicht.“
    Anke bedauerte das, drängte
aber nicht länger.
    Als sie

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