Der Schlangenmensch
auf den Zahn, bevor wir die Wallfahrtskirche ausräumen.“
Gerlich schwieg eine Weile, in
Andacht versunken. „Donnerwetter!“ meinte er schließlich. „Tolle Coups (gefährliche
Vorhaben). Auf die Arbeit freue ich mich. Aber es wird hart werden.
Schaffen wir zwei das?“
„Nein.“
„Nein?“ Gerlich blickte auf.
„Macht noch einer mit?“ Malowitz nickte. „Er ist Fachmann, hat aber lange nicht
gearbeitet. Kann sein, daß er ablehnt. Dann werden wir ihn unter Druck setzen.
Denn ihn brauchen wir unbedingt. Für enge Gitter, schmale Entlüftungsschächte
und Fassadenkletterei. Ohne ihn kommen wir ins Ägyptische Museum nie rein. Weil
das natürlich hinten und vorn mit Alarmanlagen gesichert ist. Da führt der Weg
nur durch einen Entlüftungsschacht, in dem sich selbst eine Schlange beengt
fühlen würde. Aber unser Schlangenmensch schafft das. Und ist er erstmal drin,
kann er die Alarmanlage ausschalten. Wir klettern dann durchs Fenster.“
„Schlangenmensch?“ fragte
Gerlich erstaunt. „Du meinst einen, der im Zirkus auftritt?“
„Das hat er früher gemacht. Ist
schon lange her. Damals hieß er Guiseppe, der Schlangenmensch. Getauft ist er
als Günther Dürrmeier.“
Gerlich zuckte die Achseln.
„Nie gehört. Kenne ich nicht.“
„Ich will nur hoffen“, sagte
Malowitz nachdenklich, „daß er noch so gelenkig und dünn ist wie damals. Es
wäre eine Katastrophe, wenn der sich fett gefressen hätte.“
„Dann müßten wir den
Museums-Coup aufschieben“, lachte Gerlich, „bis dieser Dürrmeier abgespeckt
hat.“
„Pst!“ machte Malowitz. „Nicht
so laut!“
5. Unerwünschter Besuch
Anke freute sich überschwenglich.
In ihrer Dankbarkeit wollte sie für Tarzan — und auch für die anderen
TKKG-Mitglieder — die Eintrittskarten zum Zoo bezahlen. Aber daran wurde sie
handgreiflich gehindert.
Sanft hielt Tarzan sie an
beiden Armen fest.
„Kommt gar nicht in Frage,
Anke! Wir wissen, wie schwer du dir dein Geld verdienst. Ich glaube, wir alle
haben mehr zur Verfügung.“
Anke wollte aber unbedingt. Die
andern wollten nicht. Lachend stritten sie herum vor dem Eingang des Zoos. Bis
sich Klößchen, der Krösus (reiche Mann) unter den Kindern, verdrückte.
Als er zurückkam, schwenkte er
fünf Eintrittskarten.
„Ihr seid eingeladen — und zwar
von mir.“
„Nobel, nobel!“ meinte Gaby.
„Und nachher kannst du noch eine Limonade spendieren.“
„So wird man ausgenutzt von den
Weibern“, seufzte Klößchen.
Alle lachten. Am Gitterzaun
ketteten sie ihre Fahrräder an. Erwartungsvoll betraten sie das weitläufige
Gelände des Zoos. Oft schon waren sie hier gewesen. Aber dadurch verliert ein
Tierpark nichts von seinem Reiz. Eher wächst die Neugier. Jeder hat seine
Lieblingstiere — und beobachtet, wie sie gedeihen.
Klößchen, der großzügige
Spender, durfte das erste Ziel bestimmen.
„Zu den Flußpferden“, schlug er
vor.
Sie waren in einem
kuppelartigen Bau untergebracht und hatten Junge. Eins jedenfalls.
Staunend standen die fünf an
der Absperrung. Oskar hockte sich dicht an Gabys Bein. Ihn verunsicherte der
strenge Geruch der Nilpferde, denn im Park, auf der Straße oder im Wald war er
solchen Kolossen noch nie begegnet.
Die Flußpferdkuh tauchte aus
dem Wasserbecken auf und öffnete ihr gewaltiges Maul mit den mächtigen Hauern.
Grau und speckig glänzte die Haut.
„Sie hat Hunger“, meinte
Klößchen. „Ich weiß, was das heißt. Hoffentlich wird sie gut gefüttert.“
„Das bezweifle ich“, meinte
Tarzan todernst. „Sie sieht so mager aus.“
Oskars Bellen mischte sich in
das Gelächter. Dann stieg ein verhältnismäßig kleines Nilpferdköpfchen an die
Wasseroberfläche. Kleine Äuglein blinzelten, und das Flußpferdbaby kletterte
über flache Steinstufen an Land.
„Ist das süß!“ rief Anke.
„Sowas Niedliches!“ rief Gaby.
„Wie die kleinen Ohren wedeln! Und das Stummelschwänzchen!“
„Die Mutter heißt Paula“, sagte
Karl, nachdem er eine Informationstafel zu Rate gezogen hatte, „aber das Baby
ist noch nicht vermerkt.“
Ein Tierpfleger kam mit zwei
futtergefüllten Eimern. „Wie heißt denn das Nilpferdbaby?“ fragte Tarzan.
„Das hat noch keinen Namen“,
war die Antwort. „Ist ja erst vor drei Wochen geboren. Die Besucher sollen
entscheiden, wie es heißt. Der Zoo-Direktor wird ein Preisausschreiben
veranstalten. In der Tageszeitung. Da könnt ihr euch beteiligen.“
„Ich weiß schon“, rief Gaby.
„Klößchen!
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