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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Ärmel über die Augen und wischte sich die Tränen ab.
    „Wir sollten zum 13. Tor gehen. Die Zeit rennt.“
    Gerad nickte und York deutete ihnen, ihm zu folgen, dann ging er voraus.
    Lil stockte, da ihm noch eine Kleinigkeit aufgefallen war. „York“ , rief er laut.
    „JA?“
    „Wieso hast du ihn deinen vermeintlichen Vater genannt?“
    York blieb abrupt stehen und drehte sich um. „Weil er sich nie wie ein Vater verhalten hat, als er noch da war. Nicht mir gege n über“, erklärte er.
    Lil verstand es nur zu gut. Auch er war nie von seinen Eltern g e liebt worden, hatte seine Kindheit bei den Großeltern verbracht und seine Eltern vergessen, weil sie nie für ihn da gewesen w a ren.
    „Aber er war doch dein Vater, oder?“
    „Der Herzog von York? Ja. Er war es.“
    „Wie konntest du ihn so kaltblütig töten?“
    „Das willst du wirklich wissen?“
    „Ja, das will ich. “
    „Der Herzog von York, das allmächtige Computergenie. Er war der E inzige, den ich kenne, der sein Leben in einer fremden Welt ve r bracht hat, obwohl er einen Sohn hatte. Einen Sohn, der ihn vergö t tert hat, doch er verließ mich und meine Welt und flüchtete in diese, er predigte die heilige Schrift Jirungas in dieser Welt und nicht in meiner, er brach alle Regeln, er hat mich im Stich gelassen. Er war einfach verschwunden, ohne ein Wort an mich. Vielleicht hätte ich es damals nicht verstanden, vielleicht hätte ich ihn trotzdem gehasst, aber er hätte es mir sagen müss en. Er ist einfach verschwunden . Er hat mir meine Kindheit gestohlen. Als ich eines Morgens erwachte, war er einfach weg , ohne Vorwa r nung und ich wurde von Janik ohne eine Erklärung zu Jona g e bracht. Es hieß, meine Ausbildung beginne ab sofort. Jona schickte mich in seine Ausbi l dungsarmee und dort wurde mir gelehrt zu kämpfen und zu überleben. Es war ein Al p traum für mich. Ich hasste es. Neunzehn Jahre später wu r de ich zum Schlüsselwächter, doch ich war immer noch u n glücklich. Ich war mein Leben lang unglücklich, habe nie mein Glück g e funden. Vielleicht habe ich deshalb nie die richtige Frau gefu n den, nie Kinder gezeugt. Ich kann es noch immer nicht ve r stehen, wie ein Vater seinen Sohn dermaßen im Stich lassen kann.“
    Jetzt schließlich flossen die Tränen in Strömen. York gab sich en d lich die Blöße und ließ alles heraus. Seine Gefühle machten sich selbständig, lagen a u ßerhalb seiner Kontrolle.
    Lil blickte ihn traurig an und trat auf ihn zu. Diesmal wich York nicht zurück. Er stand nur da und weinte jämmerlich. Erst jetzt wurde ihm die Tragweite seiner Taten bewusst. Er hatte auf se i nem Weg eine blutige Spur hinterlassen. Er hatte seinen Vater getötet und damit jede Chance einer Versöhnung zunichte g e macht. Der Hass und die Sucht nach Rache hatten ihn zwar ha n deln lassen, doch die Taten hatten ihn nicht im Geringsten befri e digt. Sein Vater war t ot und unwiederbrin g lich weggefegt aus allen existierenden Welten. Er war mehr als niedergeschlagen, er war wirklich am Ende.
    Hätte Lil ihn nicht aufgefangen, wäre er einfach zu Boden g e sackt.
    „Ich kann dich verstehen. Er hat dich verlassen. Aber du hast mehr Moral bewi e sen, mehr Familiensinn, als alle Herzoge vor dir. Du hast mehr Sensibilität in dir, wie alle Yorks dieser Welt. Die graus a me Tradition deiner Ahnen hat nun endlich ein Ende. Du bist der letzte Nachkomme. Der letzte deiner Art, doch du bist derj e nige, der diesem grausamen Ritual ein Ende bereiten wird. Sei dir deiner Veran t wortung bewusst. Suche dir eine Frau und setze Kinder auf deine Welt. Bringe ihnen deine Werte bei. Lehre ihnen die richtigen Werte und sei ein guter Vater. Du bist derj e nige, der es kann, denn du bist der L etzte.“
    „Das stimmt nicht“, ächzte York.
    „Ja. Ich weiß. Dein Onkel. Er wird es verstehen. Glaub mir. Er wird es verstehen , s onst wär e er nicht in Jirunga geblieben“, sagte Lil beruh i gend.
    York nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. En d lich mischte sich auch Gerad ein, der langsam ungeduldig wurde.
    „Leute. Das 13. Tor wartet. Können wir?“

    York blickte auf und lächelte ein wenig. Sein Lächeln wirkte zwar ein wenig küns t lich, doch es war ein Anfang, fand Lil und so lächelte er ebenso.
    „Du hast recht, mein Freund.“ Dann blickte er York an. Er nickte.
    „Ja. Lasst uns nach Hause gehen“ , sagte York und ging vor. Dann kamen sie in den nächsten Raum und standen vor dem 13. Tor. Es zu öffnen stellte

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