Der Schluessel von Jirunga
Boden. Er lag auf einem fre m den Bett , setzte sich auf, rieb sich die Augen und kam langsam in die Realität z u rück. Er befand sich noch immer in Jirunga, einer fremden Welt, war immer noch Gefangener der weißen A f fen in den Höhlen und wusste selbst nicht so genau, was nun Re a lität war und was nicht. War er auf seinem Sessel eingeschlafen und träumte von Jirunga, während seine Frau das Baby fütterte, oder war er in Jirunga und träumte von Carmen und dem Baby? Zwe i teres wäre definitiv schlechter, denn dann wäre das Baby ein Teil seiner Einbildung und Carmen ein Teil seiner Vergange n heit.
Es dauerte eine Minute, bis er akzeptierte, wo er wirklich war. Dann stand er auf und folgte den halbnackten, bleichen Männern in den Nebenraum. Als er ihn betrat , fand er Gerad in einem Raum, der wie ein Klon seines eigenen Aufenthaltes schien, den er soeben verlassen hatte.
„Wo bleibst du denn?“ , fragte Gerad. „Das Essen wird kalt!“
Dann entdeckte Lil den großen Tisch, der ein paar Meter neben dem Bett stand. Zwei Stühle mit hoher Rückenlehne warteten schon auf sie. Der Tisch war reic h lich gedeckt. Ein großer Teller mit saftigen Steaks, eine Schüssel mit verschiedenen Gemüseso r ten, von denen Lil einige völlig unbekannt waren und eine großer Krug mit einem roten Getränk versprühten einen Duft, der Lils Magen zum Br o deln brachte. Natürlich hatte er Hunger. Nicht nur das, er war schier ausgehungert und würde töten, um ein so l ches Mahl zu bekommen. Gerad lud ihn ein, Platz zu ne h men. Sie lächelten sich belustigt an und eine viertel Sekunde sp ä ter fielen sie über das Essen her, als hätten sie seit Wochen nichts zu sich genommen.
Sie sprachen kein Wort, sie stopften sich die Münder voll und kauten um die Wette. Hätte der Koch gewusst, wie energisch di e ses Mahl in die Mägen der Gäste wandern würde, hätte er sich sicherlich weniger Mühe bei der Zubereitung gemacht. So ve r schwanden diese Speisen in einem Z ehntel der Zeit, die das K o chen in Anspruch genommen hatte. Der Koch würde es nie erfa h ren, so hofften sie. Kaum zehn Minuten später war das Crédence verspeist und sie spülten den Wein hinterher, putzten sich mit Tüchern den Mund und rülpsten laut.
„Du schuldest mir eine Erklärung“ , sagte Lil ungeschlacht.
„Du hast R echt. Die schulde ich dir. Es war alles ein Missve r ständnis. Glaub mir. Hier in Eden ist einiges schief gelaufen. Sie gla u ben, das Böse suche sie heim. Das alles wurde von Yorks Flucht ausgelöst. Sie glauben, dass er Helfer hat, die seinen Plan durc h führen wollen. Möglicherweise war seine Flucht gar keine. Vie l leicht war es so geplant. Er hat ja bereits acht Bücher. Die and e ren vier könnten von seinen Helfern zu ihm gebracht werden. Deshalb unterziehen sie jeden Fremden einer genaueren Überpr ü fung. Sie versuchen, die restlichen vier Bücher zu schützen“, e r klärte Gerad.
„Dre i “ , sagte Lil.
„Was meinst du?“
„Sie besitzen nur noch drei Bücher.“
„Woher willst du das wissen?“
„Hast du vergessen, dass Janik, der Bibliothekar, das e rste Buch in seinem Besitz hat?“
Lil zeichnete mit den Fingern das Symbol auf dem Tisch ab.
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Gerad fo lgte der Bewegung seiner Finger und starrte fassungslos auf den Tisch.
„Du hast recht. Janik hat ein Buch.“
Lil lächelte verwegen. „Wir sollten das vorerst für uns behalten und abwarten was passiert, einverstanden?“
„Ja “ , sagte Gerad entschieden. „Hören wir erst einmal, was sie zu sagen haben.“
Lil lächelte immer noch. „Ich vermute, du hast dieses Festmahl als Entschuldigung ausgehandelt?“
„Stimmt. Hat es dir geschmeckt?“
„Nun Ja. Ich neige dazu, die Entschuldigung anzunehmen“, sagte er schmunzelnd.
„Wir sollten diese Gunst zu unserem Vorteil nutzen. Ich denke, sie werden uns zu Jona bringen. Wenn nicht, müssen wir noch ein wenig zetern, dann wird es schon klappen, denke ich “ , legte G e rad nach.
„Gerad, wenn du mein Freund bleiben willst, dann unterlass bitte dieses... denke ich... “
„JA! Schon gut! Ich werd ' s versuchen . “
Sie leerten den letzten Rest aus dem Weinkrug und gingen zur offen stehenden Tür. Draußen warteten schon die zwei halbnac k ten Zo m bies und führten sie schweigend zu einer Treppe, die steil nach oben führte. Sie erklommen die schei n bar endlosen Stufen und landeten wieder vor einer massiven Holztüre, die geöffnet wurde, noch bevor sie sie erreicht hatten. Die
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