Der Schluessel von Jirunga
kräftigen Begleiter verabschiedeten sich mit einem kaum merkbaren Nicken und stiegen wieder herab, wä h rend Gerad und Lil durch die Pforte traten. Gerad wunderte sich, da niemand nach dem vierten Schlüssel gefragt hatte. Hatte der Alte diesen Teil der Vereinb a rung etwa verge s sen? Gerad beschloss, nichts davon vor Lil zu erwähnen.
Zwei alte Männer in langen, beigen Roben erwarteten sie bereits und führten sie durch ein Labyrinth aus Gängen und Abzweigu n gen, bis sie vor einer weiteren Pforte standen. Die beiden Alten öffneten sie und verabschiedeten sich mit den Worten:
„Willkommen in EDEN. Jona sei mit euch . “
Dann betraten sie zum ersten Mal in ihrem Leben die heilige Stadt...
23
Als sie den Torbogen durchschritten hatten, staunten sie nicht schlecht. Das feuchte Steinpflaster, das den Boden zierte, schi m merte leicht. Ein Regenbogen lag über den Spitzdächern, die über ihnen aufragten wie Festungen und warf ein gespenst i sches Licht in die Gasse, vor der sie standen. Zu beiden Seiten ragten gewa l tige Mauern in den Himmel. Die tiefliegenden Fenster der umli e genden Gebäude waren vergittert und die massiven Holzt ü ren sahen buchstäblich e inbruchsicher aus. Wahrscheinlich w a ren sie von innen mit dicken Balken blockiert. Die Gasse endete zehn Meter vor ihnen.
„Weißt du, wo wir hin müssen?“ , fragte Lil.
Gerad blickte voraus und schüttelte den Kopf.
„Ich habe nicht den geringsten Schimmer.“
Am Ende der Gasse betraten sie die Hauptstraße und blieben eh r fürchtig stehen. Lil starrte reglos geradeaus.
„Die Frage war wohl überflüssig“, sagte er beiläufig, während er die gigantische Burg anstarrte, vor der sie standen.
„Ich kann es immer noch nicht fassen“, bemerkte Gerad. „Ich bin in Eden und stehe vor dem Palast der Weisen. Mein Leben lang habe ich davon geträumt!“
Lil ging voraus. „Komm endlich. Wir haben genug Zeit vertr ö delt!“
Die Doppeltüren, die als Eingang dienten waren mindestens sechs Meter hoch und vier Meter breit. Zwei Palastwachen standen, mit spitzen, langen Speeren bewaffnet, davor. Sie trugen keine Rü s tung, wie man es vielleicht erwartet hätte, sondern eine Art Un i form aus blauen Leinenmänteln die mit jona auf Brusthöhe beschri f tet waren. Lil stieß Gerad mit dem Ellbogen an. „Sieh nur, diese Symbole. Fällt dir etwas auf?“
Gerad blickte erneut auf die Symbolschrift, die auf den Mänteln der Wärter pran g te.
„Nein, was denn?“ , fragte er.
„Das letzte Sym bol auf ihren Roben. Das Symbol des ersten Schlü s sels. Das Buch aus Janiks Bücherregal.“
Jetzt bemerkte es auch Gerad. „Die umgekippte 69. Ja. Du hast R echt. Es ist dasselbe Symbol. Was mag es wohl bedeuten?“
Lil trat auf die Wärter zu. Augenblicklich stellten sie mit grimm i gen Blicken ihre Speere überkreuz um ihnen den Weg zu verspe r ren.
„Was ist euer begehr?“ , fragte einer der Wärter.
Lil blickte ihn an. „Was bedeuten die Symbole auf euren R o ben?“ , fragte er.
„Es ist das Siegel des Oberen“, antwortete der muskulöse Mann ohne zu zögern.
Lil starrte ihn verblüfft an. „Du meinst Jona ?“
„So ist es“, antwortete er.
Lil starrte Gerad an.
„Was ist?“ fragte der.
„Verstehst du denn nicht?“
„Nein. Was meinst du?“
„Wenn diese Symbole für den Namen Jona stehen, dann steht die umgekippte 69 für das „A“. Also ist das erste Schlüsselbuch mit e i nem A gekennzeichnet. Mein Schlüssel ist der Vierte. Sein Symbol ist d . Dann steht dieses Symbol für ein D. Wir haben also eine Symbolsprache, die sich in Buchstaben umwandeln lässt. Verstehst du?“ , erklärte Lil.
„Nein. Eigentlich nicht“, sagte Gerad verwirrt.
„ Mein Gott , Gerad, bei Eden , so schwer ist es nun wirklich nich t. Das Alphabet meiner Welt kann eure Symbole in eine logische Spr a che übersetzen. Sieh her:
J = j
O = o
N = n
A = a
Der vierte Schlüssel ist ein d . Der vierte Buchstabe des Alph a bets ist ein D.
D = d
„Kapiert?“
Gerad blickte ein wenig verstört. Dann pl ötzlich lächelte er. „Ja. Du hast recht. Das ist faszinierend.“
„Was ist euer begehr?“ , fragte der Wärter erneut.
Gerad blickte den Muskelmann an. „Man bringe uns zu Jona, dem Herrscher über Eden. Wir sind weit gereist um ihn zu s e hen.“
„Werdet ihr erwartet?“
„Aber selbstverständlich. Erhebt eure Speere, Jona erwartet uns.“
Die beiden zogen ihre Speere zurück und refften den Torhebel. Mü h sam
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