Der Schluessel von Jirunga
entkommen, indem er seinen Schlüssel aktivierte und diese Welt ve r ließ. Er hat den vierten Schlüssel und acht Bücher mitgenommen. Wie dumm, dass er den Schlüssel auf der Erde verloren hat. Nun sitzt er dort fest, mit acht Büchern, anstatt mit zwölf und ohne Schlüssel. Er sitzt auf verlorenem Posten. Das Pro b lem ist, dass Lil in seine Welt zurück muss. Wir dürfen die Geschic h te einer Welt nicht verändern. Ich kenne die Regeln und weiß, dass wir Lil zurüc k schaffen müssen, bevor er vermisst wird. Um das zu schaffen, braucht er einen Schlüssel und Jonas Hilfe. Deshalb sind wir hier. Wir bringen euch den Schlüssel und erwarten eure Hilfe. Werdet ihr uns helfen?“
Der Alte schien einen Augenblick nachzudenken. Dann lächelte er Gerad an.
„Ja, Gerad, Sohn von Gabun. Wir werden euch helfen. Doch z u vor möchte ich, dass ihr mir den Schlüssel aushändigt, als Beweis eurer Ehrlichkeit. Werdet ihr das tun?“
Gerad überlegte ein paar Sekunden. Dann stand er auf und stellte sich vor den Alten.
„Ich möchte meinen Mitstreiter sehen. Bringt ihn hierher. Auße r dem möchte ich, zusammen mit ihm ein Festmahl feiern. Wir haben viele Gefahren auf uns geno m men um hierher zu gelangen und tagelang nur Dörrfleisch gegessen. Euer Obst ist kein Au s gleich. Gebt uns zu E ssen und bringt uns nach Eden, dann übe r geben wir euch den Schlüssel, damit ihr ihn mit uns zusammen an Jona ausliefern könnt. Ihr habt mein Wort und für meinen Freund lege ich die Hand ins Feuer. Sind wir uns einig?“
Der Alte lächelte verwegen. „Kann ich sicher sein, dass euer A n liegen friedlicher Natur ist? Oder sollte ich deinem Freund den Schlü s sel gewaltsam wegnehmen und euch töten lassen?“
Gerad lächelte nun ebenfalls. „Wolltet ihr uns töten, so hättet ihr es längstens g e tan. Wir stehen auf eurer Seite und ihr braucht uns. Wollt ihr York fangen, braucht ihr jemanden, der sich auf der Erde au s kennt. Wollt ihr es nicht und würdet uns töten, so würde mein Dorf Fragen um meinen Verbleib stellen. Ist es so schlecht um Eden b e stellt, dass ihr tötet, nur um sicherzustellen, dass das Böse nicht einkehrt, so würdet ihr alles Leben auf Jirunga ausl ö schen müssen und wäret am Ende selbst die Bösen. Nein. Wir sind in Eden. Der heil i gen Stadt. Hier wird nicht auf Verdacht getötet. Jona würde das nicht zulassen. Ich glaube an unseren Gott. Jona wird uns helfen. Und nun bringt Lil hierher und lasst uns essen. Wir sind ausg e hungert, wenn’s beliebt!“
Der Alte schmunzelte freundlich und stand auf. „Du hast recht, G e rad, Mann der schönsten Frau von Jirunga. Ich glaube dir und gebe dir, wonach es dich begehrt. Wir sind wahrhaftig in Eden und euer Gott wird euch helfen. Ich werde neue F a ckeln bringen lassen und ein Festmahl arrangieren. Gib mit etwas Zeit und r u he dich aus. Du wirst von mir hören.“
Daraufhin verschwand der Alte, ohne die Türe zu schließen. G e rad sah ihm eine Weile nach, schließlich legte er sich zurück und schloss z u frieden die Augen.
22
Lil träumte unverdrossen von seiner geliebten Carmen, seiner verl o renen Liebe und genoss jede Sekunde, die er in ihren Armen ve r brachte. Am liebsten wäre er für alle Zeiten in diesem Traum geblieben und nie wieder aufgewacht. Er wiegte seinen neugeb o renen Sohn in den Armen und lächelte Carmen zu, die auf dem Sofa gegenüber saß. Das Baby schnurrte beinahe wie eine Katze und genoss die pe n delnden Bewegungen, die Lil mit den Armen vollzog. Carmen zog ihren Pullover aus und entblößte ihre milc h gefüllten Brüste. „Es ist Fütterungszeit“, sagte sie lächelnd und öffnete die Arme. Lil legte das Baby hinein und beobachtete, wie das winzige Geschöpf mit spitzen Lippen und einer gezielten Bewegung eine Brustwarze eroberte und daran saugte. Ein san f tes, schmatzendes Geräusch best ä tigte den Durst des Kleinen. Lil war glücklich.
Dann öffnete sich die Tür und zwei kräftige Mä n ner mit nacktem Oberkörper betraten den Raum. Sie blickten Lil aus grauen, lich t entwöhnten Pupillen an und lächelten höflich. Die Haut der Mä n ner war schneeweiß und sie wirkten wie lebe n de Leichen.
„Ihr werdet erwartet. Bitte folgt uns“, sagte einer der Männer, bemüht, einen herrschenden Ton zu vermeiden. Lil blickte ve r stört zum Sofa, doch Carmen und das Baby waren , ebenso wie die heile Welt, in der er gerade noch saß, verschwunden. Er blic k te auf eine dicke Eiche n holztür und einen steinigen
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