Der Schluessel von Jirunga
ganzem Herzen. Die Bewohner des Planeten ve r mehrten sich auf natürliche Weise. Alle Geschöpfe taten dies in respektvoller L e bensweise gegenüber der Natur. Jahrhunderte vergingen, die Entwicklung nahm ihren üblichen Lauf. Die Me n schen entwickelten Ideen und setzten sie um. Sie entdeckten das Feuer, erfanden das Rad, bestellten Felder und so weiter und so weiter. Dir, Lil, dürfte dieser Ablauf bekannt sein und de n noch entstand er, bevor die Erde wie du sie kennst existierte“, erklärte Jona.
„Das ist völlig unlogisch, wie kann die Geschichte meiner Welt b e kannt sein, wenn meine Welt noch gar nicht existiert hat?“ , warf Lil ein.
Jona lächelte verwegen und strich sich über die Nase.
„Weil es nicht die Geschichte deiner Welt ist“, sagte Jona.
Lil verkniff sich ein Grinsen.
„Die Evolution der Menschheit fand also nicht auf der Erde statt? Wie soll ich das verstehen?“ , fragte er zweifelnd.
„So, wie ich es gesagt habe. Deine ERDE hat keine Evolution s geschichte. Glaub mir. Ich spreche wahr“ , erklärte Jona.
„Nun, vergib mir, wenn ich schwanke“ , sagte Lil. „Aber sprich we i ter.“
„Nun gut. Die Menschheit entwickelte sich zur herrschenden Rasse über das Tier. Sie erwarb Wissen und Macht, erschuf Wa f fen zur Verteidigung und... naja. Den Rest erspare ich uns. Der Mensch herrschte über seinen Planeten, machte ihn sich zueigen, machte sich alle anderen Geschöpfe untertan. Das W ichtigste jedoch war, dass er irgendwann damit begann, sein Universum zu erforschen. Eines T a ges stand er vor einem gewaltigen Berg den er unbedingt erkunden wollte, eine menschliche Eigenschaft, die man Neugierde nennt, doch es gab keinen me n schenmöglichen Weg auf den Gipfel. Nach jahrzehntelanger Suche fand man eine natürliche Höhle und zugleich den Zugang zur Spitze besagten Berges. Sie entdeckten eine gewalt i ge Plattform, groß genug für eine Stadt und sie ließen sich ehrfürchtig nieder um sie zu bevö l kern. Ein heiliger Ort, so hoch, so g e schützt, so überlegen, ohne zu wissen, welches Geheimnis der Berg verbarg. Sie nannten ihre Stadt „Eden“. Die heilige Stadt war en t standen. Eine Stadt, die auf das übrige Land herabsehen konnte.“
Lil strich sich über die Stirn.
„Welches Geheimnis verbarg sich dort?“ , fragte er gefesselt.
Jona trank einen kräftigen Schluck seines Tees und sprach weiter.
„Es dauerte einige Jahre, bis sie eine weitere Höhle fanden. Sie befand sich auf einer Erhöhung des Berges, die bislang keine B e achtung fand. Man hatte alle Häuser um sie herum gebaut. I r gendjemand hatte die verrückte Idee, sein Haus in diese Erh ö hung hineinzume i ßeln. Sie fanden den Zugang zu einer Höhle zwei Meter tief in di e sem Hügel. Eine Treppe führte steil nach unten in einen großen Saal, der nicht von Menschenhand gescha f fen sein konnte. Dreizehn schmale Pforten fanden sie dort, die ins Nichts führten. Zwölf davon waren verschlossen. Jedoch waren sie mit Schlössern versehen, die mit Schlüsseln ausgestattet w a ren. Zwölf Schlüssel. Man musste sie nur umdrehen um die Pfo r ten zu öffnen und jeder einzelne davon strahlte ein bläuliches Licht aus, dessen Herkunft bis heute ungeklärt ist.“
Gerad starrte mit offenem Mund in Jonas Gesicht.
„Das magische Licht! Man sagt, dass sogar Vögel davon beei n flusst werden, wenn sie die Gegenwart spüren. Die zwölf Schlü s seltüren. Es gibt sie also wirklich?“ , fragte er.
„Ja“, antwortete Jona. „Es gibt sie wirklich. Man öffnete die erste Tür und trat hindurch. Damit betraten sie eine unbekannte Welt. Um es präzise auszudrücken, erschufen sie eine Welt, die es bis dahin noch nicht gab. Das Geheimnis der zwölf Pforten ist bis heute ung e klärt. Niemand weiß, warum sie da sind, oder wer sie erschaffen hat. Wenn du eine davon betrittst, erschaffst du damit eine neue Welt, eine neue Zeit. Sozusagen eine Kopie unserer Welt. Eine Kopie von Jirunga. Es waren zwei Personen, die au s erkoren wurden, das erste Tor zu durchschreiten. Diese zwei e r schufen die Erde, die Lil sein Zuhause nennt.“
Lil gaffte Jona starr an.
„Du meinst also, meine Welt ist nichts weiter als eine Kopie von Jirunga?“
„Genau so ist es, mein teurer Freund“ , antwortete er.
Lil saß mit offenem Mund da. Diese Geschichte übertraf alles, was er bisher gehört hatte. „Wie ist es dann möglich, dass meine Welt tec h nisch weiterentwickelter ist, als das Original?“ , fragte er.
Jona grinste.
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