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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Wüstenkrieges? Die europäische Zivilisation?
    »Nun, noch ist es nicht soweit«, sagte sie.
    Billy schaute zu der Uhr auf dem Kaminsims. »Ich soll um neun ins Bett gehen.« Plötzlich,war er wieder ein Kind.
    »Nur zu.«
    »Ja.« Er stand auf.
    »Darf ich in ein paar Minuten zu dir kommen und dir gute Nacht sagen?«
    »Wenn Sie wollen.« Er ging hinaus.
    Was für ein Leben führten sie in diesem Haus? Der Mann, der Junge und der alte Diener lebten hier zusammen, jeder mit seinen Sorgen. Gemessen an ihrer eigenen Kindheit, besaß Billy enorme Privilegien. Trotzdem fürchtete sie, daß dieser Haushalt für einen Jungen zu »erwachsen« war. Seine naive Weisheit war bezaubernd, aber er wirkte wie ein Kind, das nicht viel Spaß hatte. Mitleid überwältigte sie.
    Elene verließ das Wohnzimmer und ging nach oben. Im ersten Stock schien es drei oder vier Schlafzimmer zu geben; eine schmale Treppe führte zur zweiten Etage hinauf, in der wahrscheinlich Gaafar schlief. Eine der Türen war geöffnet, und sie trat ein.
    Es sah nicht aus wie das Schlafzimmer eines kleinen Jungen. Elene wußte nicht viel über kleine Jungen – sie hatte vier Schwestern gehabt –, doch sie hatte Modellflugzeuge, Puzzles, eine Eisenbahn, Sportausrüstung und vielleicht einen alten, vernachlässigten Teddybär erwartet. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie Kleidungsstücke auf dem Boden, einen Stabilbaukasten auf dem Bett und ein Paar schmutziger Fußballstiefel auf einer polierten Schreibtischplatte entdeckt hätte. Aber nichts dergleichen. Was sie vorfand, sah eher aus wie das Schlafzimmer eines Erwachsenen. Die Kleidung auf dem Stuhl war säuberlich gefaltet, nichts lag oben auf der Kommode, die Schulbücher waren auf dem Schreibtisch aufgestapelt, und das einzige sichtbare Spielzeug war das Pappmodell eines Panzers. Billy lag im Bett, seine gestreifte Pyjamajacke war bis zum Hals zugeknöpft, er hatte ein Buch in der Hand.
    »Dein Zimmer gefällt mir«, log Elene.
    »Es ist nicht schlecht.«
    »Was liest du da?«
    »›Das Geheimnis des griechischen Sarges‹.«
    Sie setzte sich auf den Bettrand. »Bleib nicht zu lange wach.«
    »Ich muß das Licht um halb zehn ausmachen.«
    Elene beugte sich plötzlich vor und küßte ihn auf die Wange. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Vandam kam herein.
     
    *
     
    Es war die Vertrautheit der Szene, die ihn so schockierte: der Junge, der mit seinem Buch im Bett lag, das Licht der Nachttischlampe, die Frau, die sich vorbeugte, um dem Jungen einen Gutenachtkuß zu geben. Vandam stand da und starrte vor sich hin wie jemand, derweiß, daß er träumt, aber trotzdem nicht aufwachen kann.
    Elene erhob sich und sagte: »Hallo, William.«
    »Hallo, Elene.«
    »Gute Nacht, Billy.«
    »Gute Nacht, Miß Fontana.«
    Sie ging an Vandam vorbei und verließ das Zimmer. Vandam setzte sich in die Mulde am Bettrand, die sie hinterlassen hatte. »Hast du unsere Besucherin unterhalten?«
    »Ja.«
    »Gut gemacht.«
    »Ich mag sie, sie liest Detektivgeschichten. Wir wollen Bücher tauschen.«
    »Das ist schön. Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«
    »Ja. Französische Vokabeln.«
    »Soll ich sie dir abhören?«
    »Nicht nötig, Gaafar hat’s schon getan. Sie ist wirklich sehr hübsch, nicht wahr?«
    »Ja. Sie arbeitet für mich, man darf nicht darüber reden. Also ...«
    »Meine Lippen sind versiegelt.«
    Vandam lächelte. »So ist’s richtig.«
    Billy senkte die Stimme. »Ist sie ... eine Geheimagentin?« Sein Vater legte einen Finger an die Lippen. »Wände haben Ohren.«
    Der Junge schien mißtrauisch. »Du machst Witze.«
    Vandam schüttelte den Kopf.
    »Mann!«
    »Licht aus um halb zehn.« Vandam stand auf.
    »Klar. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Billy.« Vandam ging hinaus. Während er die Tür schloß, schoß ihm durch den Kopf, daß der Gutenachtkuß von Elene Billy wahrscheinlich mehr gegeben hatte als das Gespräch von Mann zu Mann mit seinem Vater.
    Elene war im Wohnzimmer und mixte Martinis. Er hätte ihr übelnehmen sollen, wie rasch sie sich bei ihm heimisch machte, aber er war zu müde, um Gefallen an Posen zu finden. Dankbar setzte er sich in einen Sessel und nahm einen Drink entgegen.
    »Viel zu tun gehabt?« fragte Elene.
    Vandams ganze Abteilung hatte an den neuen Funksicherungsmaßnahmen gearbeitet, die nach der Erbeutung des deutschen Horchpostens auf dem Jesushügel eingeführt wurden, aber das würde er Elene nicht sagen. Außerdem schien sie die Rolle der besorgten Ehefrau zu

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