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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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las? Vielleicht konnte sie es sich ausleihen. Es wäre gut, etwas von ihm zu haben. Andererseits hatte sie nicht das Gefühl, daß er sich viel mit Belletristik abgab. Sie wollte sich das Buch nicht von seiner Frau leihen.
    Billy kam herein. Elene legte das Buch rasch zurück. Billy bemerkte die Geste. »Das taugt nichts. Es handelt von einer albernen Frau, die sich vor der Haushälterin ihres Mannes fürchtet. Und es passiert gar nichts.«
    Elene setzte sich, und Billy nahm ihr gegenüber Platz.Offenbar wollte er sie unterhalten. Er war, abgesehen von den klaren, grauen Augen, eine Miniaturausgabe seines Vaters. »Du hast es also gelesen?«
    »Rebecca? Ja. Es hat mir nicht gut gefallen, aber ich lese meine Bücher immer zu Ende.«
    »Was liest du am liebsten?«
    »Krimis. Ich habe alles von Agatha Christie und Dorothy Sayers gelesen. Aber am liebsten mag ich Amerikaner, S. S. Van Dine und Raymond Chandler.«
    »Wirklich?« Elene lächelte. »Ich habe auch viel für Detektivgeschichten übrig.«
    »Oh! Wer ist ihr Lieblingsdetektiv?«
    Sie dachte nach. »Maigret.«
    »Ich habe noch nie von ihm gehört. Wie heißt der Autor?«
    »Georges Simenon. Er schreibt französisch, aber jetzt sind einige seiner Bücher ins Englische übersetzt worden. Sie spielen meist in Paris und sind sehr ... kompliziert.«
    »Würden Sie mir eins leihen? Es ist so schwer, neue Bücher zu kriegen. Ich habe alle in diesem Haus und in der Schulbücherei gelesen. Und ich tausche mit meinen Freunden, aber denen gefallen Geschichten von Kindern, die in den Schulferien Abenteuer erleben.«
    »Einverstanden. Tauschen wir. Was kannst du mir leihen? Ich glaube nicht, daß ich schon mal einen amerikanischen Krimi gelesen habe.«
    »Ich werde Ihnen Chandler leihen. Die amerikanischen sind viel realistischer, wissen Sie. Ich interessiere mich nicht mehr für Geschichten über englische Landhäuser und Menschen, die wahrscheinlich keiner Fliege etwas zuleide tun könnten.«
    Sie fand seinen Sinn für Realismus bemerkenswert. »Liest deine Mutter Detektivgeschichten?«
    »Meine Mutter ist letztes Jahr auf Kreta gestorben«, entgegnete Billy.
    »Oh!« Elene schlug die Hand vor den Mund. Sie merkte, daß sie bleich wurde. Vandam war also nicht verheiratet!
    Dann war sie beschämt über ihre Reaktion und sagte: »Billy, wie schrecklich für dich. Es tut mir leid.«
    »Keine Ursache. Das ist eben der Krieg.«
    Nun war er wieder wie sein Vater. Eine Zeitlang, als er von den Büchern sprach, war er von jungenhafter Begeisterung erfüllt gewesen, aber nun hatte er seine Maske aufgesetzt, und sie ähnelte der seines Vaters: Höflichkeit, Förmlichkeit, das Benehmen des entgegenkommenden Gastgebers. Sie fragte sich, ob er erst seit dem Tod seiner Mutter »realistischen« Morden gegenüber wenig plausiblen Gewalttaten in Landhäusern den Vorzug gab. Nun blickte er sich um und schien etwas zu suchen, vielleicht eine Anregung. Gleich würde er ihr Zigaretten, Whisky, Tee anbieten. Es war schwer genug, die richtigen Worte für einen trauernden Erwachsenen zu finden; Billy gegenüber fühlte sie sich hilflos. Sie beschloß von etwas anderem zu sprechen.
    »Ich nehme an, du erfährst mehr über den Krieg als wir anderen, da dein Vater im Großen Hauptquartier arbeitet.«
    »Kann sein, aber meistens verstehe ich’s nicht ganz. Wenn mein Vater schlecht gelaunt nach Hause kommt, weiß ich, daß wir wieder eine Schlacht verloren haben.« Er begann, an einem Fingernagel zu kauen, dann vergrub er die Hände in den Taschen seiner Shorts. »Wenn ich nur älter wäre.«
    »Du möchtest kämpfen?«
    Er blickte sie wütend an, als glaube er, sie mache sich über ihn lustig. »Ich gehöre nicht zu den Kindern, die das alles für einen großen Spaß halten, wie in einem Cowboyfilm.«
    »Davon bin ich überzeugt«, murmelte sie.
    »Ich habe einfach Angst, daß die Deutschen siegen werden.« Elene dachte: Oh, Billy, wenn du zehn Jahre älter wärest, würde ich mich auch in dich verlieben. »Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm. Es sind keine Ungeheuer.«
    Billy betrachtete sie skeptisch. »Sie würden nur das mit uns machen, was wir seit fünfzig Jahren mit den Ägyptern gemacht haben.«
    Sie war sicher, daß dies wieder ein Ausspruch seines Vaters war.
    Billy fuhr fort: »Aber dann wäre alles umsonst gewesen.« Er kaute wieder auf dem Fingernagel. Was wäre umsonst gewesen: der Tod seiner Mutter? Sein persönliches Streben nach Mut? Das zweijährige Hin und Her des

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