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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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spielen, wozu sie kein Recht hatte. »Weshalb sind Sie hierhergekommen?«
    »Ich habe eine Verabredung mit Wolff.«
    »Wunderbar!« Vandam vergaß sofort alle geringeren Probleme. »Wann?«
    »Donnerstag.« Sie reichte ihm das Blatt Papier.
    Er musterte den Brief. Es war eine gebieterische Aufforderung, geschrieben mit deutlichen, eleganten Buchstaben.
    »Wie wurde der Brief abgeliefert?«
    »Ein Junge brachte ihn an meine Tür.«
    »Haben Sie den Jungen ausgefragt? Wo hatte er die Botschaft erhalten und von wem?«
    Sie war niedergeschlagen. »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Macht nichts.« Wolff hatte sich bestimmt abgesichert; der Junge konnte nichts Wertvolles gewußt haben.
    »Was werden wir tun?«
    »Das gleiche wie beim letzten Mal, nur besser.« Vandam versuchte, zuversichtlicher zu klingen, als er war. Es hätte ganz einfach sein sollen. Der Mann verabredet sich mit einem Mädchen; man wartet also am Treffpunkt und verhaftet ihn, wenn er auftaucht. Aber Wolff war unberechenbar. Noch einmal würde der Trick mit dem Taxi nicht gelingen: Vandam würde das Restaurant vonzwanzig oder dreißig Männern und mehreren Wagen umzingeln lassen und Vorsorge für Straßensperren treffen. Aber Wolff könnte einen anderen Trick versuchen. Vandam konnte sich nicht vorstellen, welchen – und das war das Problem.
    Als ob sie seine Gedanken gelesen habe, sagte Elene: »Ich will nicht noch einen Abend mit ihm verbringen!«
    »Warum nicht?«
    »Er macht mir Angst.«
    Vandam war schuldbewußt, unterdrückte aber sein Mitgefühl. »Beim letztenmal hat er Ihnen doch nichts getan.«
    »Er hat nicht versucht, mich zu verführen, deshalb brauchte ich nicht abzulehnen. Aber er wird es versuchen, und ich fürchte, daß er sich mit einer Absage nicht zufriedengeben wird.«
    »Wir haben unsere Lektion gelernt«, versicherte Vandam, ohne es selbst zu glauben. »Diesmal wird’s keine Fehler geben.« Insgesamt war er von ihrer Entschlossenheit, nicht mit Wolff ins Bett zu gehen, überrascht. Er hatte vermutet, daß diese Dinge für sie keine Rolle spielten. Also hatte er sie falsch eingeschätzt. Plötzlich war er sehr froh, sie in diesem neuen Licht zu sehen. Er beschloß, ehrlich zu sein. »Ich sollte es anders formulieren: Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit es diesmal keine Fehler gibt.«
    Gaafar kam herein und verkündete: »Das Dinner ist serviert, Sir.« Vandam lächelte: Gaafar bemühte sich, der Besucherin zu Ehren wie ein englischer Butler aufzutreten.
    »Haben Sie schon gegessen?« fragte Vandam.
    »Nein.«
    »Was hast du zu bieten, Gaafar?«
    »Für Sie, Sir, Brühe, Rührei und Joghurt. Aber ich habe mir die Freiheit genommen, ein Kotelett für Miß Fontana zu braten.«
    »Essen Sie immer nur so etwas?« erkundigte sich Elene.
    »Nein, es ist wegen meiner Verletzung. Ich kann nicht kauen.« Er stand auf.
    Während sie ins Eßzimmer gingen, fragte Elene: »Tut es immer noch weh?«
    »Nur wenn ich lache. Aber ich kann die Muskeln an dieser Stelle nicht spannen. Deshalb habe ich mich daran gewöhnt, nur mit einer Gesichtshälfte zu lächeln.«
    Sie setzten sich, und Gaafar servierte die Suppe.
    »Ich mag Ihren Sohn sehr gern«, sagte Elene.
    »Ich auch.«
    »Er ist älter als seine Jahre.«
    »Halten Sie das für schlecht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
    »Er hat ein paar Dinge durchgemacht, die nur Erwachsene erleben sollten.«
    »Ja.« Elene zögerte. »Wann ist Ihre Frau gestorben?«
    »Am Abend des 28. Mai 1941.«
    »Billy hat mir erzählt, daß es auf Kreta geschah.«
    »Ja. Sie arbeitete bei der Dechiffrierabteilung der Luftwaffe. Als die Deutschen die Insel angriffen, hielt sie sich vorübergehend auf Kreta auf. Am 28. Mai wurde den Briten klar, daß sie die Schlacht verloren hatten, und sie beschlossen, sich zurückzuziehen. Anscheinend wurde sie von einer verirrten Granate getroffen und sofort getötet. Natürlich haben wir damals versucht, Lebende zu retten, nicht Leichen zu bergen. Also ... Es gibt kein Grab, keinen Gedenkstein, nichts.«
    »Lieben Sie sie immer noch?« fragte Elene ruhig.
    »Ich glaube, daß ich sie immer lieben werde. So ist das wohl mit Menschen, die man wirklich liebt. Es spielt keine Rolle, ob sie fortgehen oder sterben. Wenn ich je wieder heiraten sollte, werde ich Angela immer noch lieben.«
    »Waren Sie sehr glücklich?«
    »Wir ...« Er zögerte, um nicht antworten zu müssen, dann merkte er, daß sein Zögern auch eine Antwort war.
    »Glauben Sie, daß Sie wieder

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