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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eine Kolonne sei eine Brigade, die zweimal von Panzern überrannt worden ist.«
    »Eine schwache Truppe also.«
    »Ja.«
    Rommel pochte mit dem Zeigefinger auf den Bericht. »Wenn das stimmt, können wir die Marsa-Matruch-Linie durchbrechen, sobald wir sie erreichen.«
    »Ich werde natürlich mein Bestes tun, um die Meldung des Spions in den nächsten ein oder zwei Tagen zu überprüfen«, sagte von Mellenthin. »Aber letztes Mal hatte er recht.«
    Die Fahrzeugtür wurde aufgerissen und Kesselring kam herein.
    Rommel war verblüfft. »Herr Generalfeldmarschall! Ich dachte, Sie seien in Sizilien.«
    »Da war ich auch.« Kesselring stampfte auf, um den Staub von seinen handgefertigten Stiefeln zu schütteln. »Ich bin gerade hierhergeflogen, um mit Ihnen zu reden. Verdammt noch mal, Rommel, das muß aufhören. Ihre Befehle sind eindeutig: Sie sollten bis Tobruk vordringen und nicht weiter.«
    Rommel lehnte sich in seinem Segeltuchstuhl zurück. Er hatte gehofft, der Diskussion mit Kesselring zu entgehen. »Die Umstände haben sich geändert.«
    »Aber Ihre ursprünglichen Befehle sind durch das italienische Oberkommando bestätigt worden. Und was warIhre Reaktion? Sie haben den ›Rat‹ abgelehnt und Bastico zum Mittagessen in Kairo eingeladen!«
    Nichts erboste Rommel mehr als Befehle von den Italienern. »Die Italiener haben in diesem Krieg nichts geleistet«, sagte er wütend.
    »Das spielt keine Rolle. Wir brauchen Ihre Luft- und Seeunterstützung jetzt für den Angriff auf Malta. Wenn wir Malta genommen haben, werden Ihre Nachschubwege für den Vormarsch nach Ägypten gesichert sein.«
    »Sie scheinen überhaupt nichts gelernt zu haben!« Rommel bemühte sich, die Stimme zu senken. »Während wir uns eingraben, wird auch der Feind sich eingraben. Ich bin nicht dadurch so weit gekommen, daß ich das alte Spiel von Vormarsch, Konsolidierung, Vormarsch gespielt habe. Wenn der Feind angreift, weiche ich aus; wenn er eine Position verteidigt, umgehe ich sie; und wenn er sich zurückzieht, jage ich ihn. Jetzt ist er auf der Flucht, und jetzt muß Ägypten genommen werden.«
    Kesselring blieb beherrscht. »Aber wie wollen Sie Ägypten mit einer Handvoll Panzer erobern?«
    Rommel sagte: »Von Mellenthin, gehen Sie zum Funkwagen, und sehen Sie, was eingetroffen ist.«
    Von Mellenthin runzelte die Stirn, doch Rommel verzichtete auf eine Erläuterung. Er ging hinaus.
    »Die Alliierten formieren sich nur bei Marsa Matruch. Sie erwarten, daß wir das Südende ihrer Linie umgehen. Statt dessen werden wir die Mitte angreifen, wo sie am schwächsten sind ...«
    »Woher wissen Sie das alles?« unterbrach Kesselring.
    »Die Einschätzung unseres Nachrichtendienstes ...«
    »Worauf basiert diese Einschätzung?«
    »In erster Linie auf dem Bericht eines Spions ...«
    »Mein Gott!« Zum erstenmal erhob Kesselring die Stimme.
    »Sie haben keine Panzer, aber sie haben Ihren Spion!«
    »Beim letztenmal hatte er recht.«
    Von Mellenthin kam zurück.
    »All das ist vollkommen gleichgültig«, antwortete Kesselring. »Ich bin hier, um die Befehle des Führers zu unterstreichen: Sie rücken nicht weiter vor.«
    Rommel lächelte. »Ich habe einen persönlichen Abgesandten zum Führer geschickt.«
    »Sie ...?«
    »Ich bin jetzt Feldmarschall und habe direkten Zugang zum Führer!«
    »Natürlich.«
    »Ich glaube daß von Mellenthin die Antwort des Führers hat.«
    »Ja«, sagte von Mellenthin und zeigte Kesselring die Zustimmung Hitlers zum Vormarsch nach Kairo.
    Schweigen.
    Kesselring stolzierte hinaus.
19
    A LS VANDAM IN seinem Büro eintraf, erfuhr er, daß Rommel am letzten Abend vorgerückt und weniger als sechzig Meilen von Alexandria entfernt war.
    Rommel schien unaufhaltsam. Die Marsa-Matruch-Linie war zerbrochen wie ein Streichholz. Im Süden war das 13. Korps in Panik zurückgewichen, und im Norden hatte die Festung Marsa Matruch kapituliert. Die Alliierten hatten sich wieder zurückgezogen, aber dies würde das letzte Mal sein. Die neue Verteidigungslinie erstreckte sich über eine dreißig Meilen lange Lücke zwischen dem Meer und der undurchdringlichen Kattara-Senke. Wenn auch diese Linie fiel, würde es keine Verteidigung mehr geben. Ägypten würde Rommel gehören.Die Nachricht reichte nicht aus, um Vandams gehobene Stimmung zu beeinträchtigen. Es war mehr als vierundzwanzig Stunden her, daß er im Morgengrauen, mit Elene in den Armen, auf dem Sofa seines Wohnzimmers aufgewacht war. Seitdem beherrschte ihn eine Art jugendliche

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