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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Sie müssen mir riesige Blumensträuße und Pralinenschachteln bringen.«
    »Ich weiß nicht ...«
    »Schenken Engländer ihren Geliebten keine Blumen und Pralinen?«
    Er blickte sie unverwandt an. Sie bemerkte, daß er graue Augen hatte. »Ich weiß nicht«, sagte Vandam ruhig. »Ich hatte nie eine Geliebte.«
    Elene dachte: Ich habe einen Fehler gemacht. »Dann müssen Sie noch viel lernen.«
    »Bestimmt. Möchten Sie noch etwas trinken?«
    Und jetzt bin ich entlassen, dachte sie. Sie sind etwas anstrengend, Major Vandam. Ich sehe eine gewisse Selbstgerechtigkeit, und Sie haben gern alles in der Hand. Sie sind so überlegen. Ich könnte Ihre Eitelkeit verletzen und Ihnen ein bißchen weh tun. »Nein, danke«, sagte sie. »Ich habe keine Zeit mehr.«
    Er stand auf. »Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.« Sie schüttelte ihm die Hand und ging. Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß er sie nicht beobachtete.
     
    *
     
    Vandam zog für den Empfang in der Anglo-Ägyptischen Union Zivilkleidung an. Zu Lebzeiten seiner Frau wäre er niemals in die Union gegangen, die sie als »plebby« einschätzte. Er hatte sie gebeten, »plebejisch« zu sagen, damit sie nicht wie ein Snob klinge. Sie hatte geantwortet, sie sei ein Snob, und er möge gefälligst aufhören, seine klassische Erziehung vorzuführen. Vandam hatte sie damals geliebt, und er liebte sie immer noch. Ihr Vater, ein wohlhabender Mann, war Diplomat geworden, weil ihm nichts Besseres eingefallen war. Die Aussicht, daß seine Tochter den Sohn eines Briefträgers heiratenwürde, hatte ihn nicht gerade erfreut. Auch als er hörte, Vandam sei Stipendiat einer weniger bekannten Public School gewesen und habe die Londoner Universität besucht, war seine Einstellung unverändert geblieben. Und es hatte ihn nicht einmal beeindruckt, daß Vandam als einer der hoffnungsvollsten Offiziere seiner Generation galt. Aber Angela war wie immer unnachgiebig gewesen, und schließlich hatte der Vater die Verbindung akzeptiert. Seltsamerweise kamen die Väter bei ihrer einzigen Begegnung recht gut miteinander aus. Aber die Mütter haßten sich, und weitere Familientreffen fanden nicht statt.
    All das berührte Vandam kaum, auch nicht die Tatsache, daß seine Frau jähzornig und kleinlich sein konnte. Angela war anmutig, würdevoll und schön. Für ihn verkörperte sie alles Weibliche, und er hielt sich für einen Glückspilz. Der Gegensatz zu Elene Fontana hätte nicht auffälliger sein können.
    Er fuhr mit seinem Motorrad zur Union. Diese BSA 350 war in Kairo sehr praktisch. Er konnte sie das ganze Jahr über benutzen, denn das Wetter war fast immer gut; und er konnte sich durch die Verkehrsstauungen schlängeln, die Taxis und andere Autos aufhielten. Dabei war es eine sehr schnelle Maschine, die ihn insgeheim faszinierte – ein Rückfall in seine Jugend, als er sich nach solchen Motorrädern gesehnt, sich aber keines hatte leisten können. Angela hatte es verabscheut, wie die Union war es für sie »plebby«, aber in diesem Punkt hatte Vandam sich entschlossen widersetzt.
    Der Tag wurde kühler, als er vor der Union parkte. Er kam am Clubhaus vorbei, blickte durch ein Fenster und sah ein Billardspiel, das in vollem Gange war. Er widerstand der Versuchung und betrat den Rasen.
    Er nahm ein Glas zyprischen Sherry, mischte sich unter die Menge, nickte, lächelte und tauschte mit Bekannten Höflichkeiten aus. Für die abstinentenmohammedanischen Gäste wurde Tee gereicht, doch nicht viele waren erschienen. Vandam probierte den Sherry und überlegte, ob man den Barkellnern beibringen könnte, einen Martini zu mixen.
    Er blickte über den Rasen zum ägyptischen Offiziersclub und wünschte sich, dort die Gespräche belauschen zu können. Jemand nannte seinen Namen. Vandam drehte sich um und stand der Ärztin gegenüber. Wieder mußte er nachdenken, bevor er sich an ihren Namen erinnerte. »Dr. Abuthnot.«
    »Hier brauchen wir nicht so förmlich zu sein. Ich heiße Joan.«
    »William. Ist Ihr Mann hier?«
    »Ich bin nicht verheiratet.«
    »Entschuldigen Sie.« Plötzlich sah er sie in einem anderen Licht. Sie war ledig, er war Witwer, und man hatte sie dreimal innerhalb einer Woche zusammen gesehen. Inzwischen dürfte die englische Kolonie in Kairo sie praktisch miteinander verlobt haben. »Sie sind Chirurgin?«
    Sie lächelte. »Im Moment scheine ich nur Menschen zusammenzuflicken, aber es stimmt, vor dem Krieg war ich Chirurgin.«
    »Wie haben Sie das geschafft? Der Beruf ist

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