Der Schlüssel zu Rebecca
Elene.
»Haben Sie das nicht erwartet?«
Sie blickte zur Seite, denn ihr war klar, was er dachte. Bis jetzt hatte er sie höflich behandelt, als wäre sie eine ehrbare Frau aus seiner eigenen Gesellschaftsschicht. Nun hatte er seinen Irrtum eingesehen. Seine Reaktion war ganz verständlich, aber Elene empfand trotzdem Bitternis. »Tun das nicht die meisten Frauen, wenn sie heiraten, sie finden einen Mann, der die Rechnungen bezahlt?«
»Ja«, sagte er ernst.
Sie sah ihn an, Übermut packte sie. »Ich habe nur einen etwas größeren Verbrauch als die durchschnittliche Hausfrau.«
Vandam explodierte vor Lachen. Plötzlich war er ein anderer Mensch. Er warf den Kopf zurück, streckte Arme und Beine zur Seite und war ganz entspannt. Als sein Gelächter verstummt war, wirkte er für einen kurzen Moment gelöst. Sie grinsten einander an. Der Moment ging vorüber, und er schlug wieder die Beine übereinander. Schweigen. Elene kam sich vor wie ein Schulmädchen, das im Unterricht gekichert hat.
Vandam war wieder ernst geworden. »Informationen sind mein Problem. Niemand spricht mit einem Engländer. Deshalb brauche ich Sie. Da Sie Ägypterin sind, hören Sie Klatsch und Straßengespräche, von denen ich nieetwas erfahre. Und weil Sie Jüdin sind, hoffe ich, daß Sie so etwas an mich weitermelden.«
»Welche Art von Klatsch?«
»Ich bin an jedem interessiert, der Fragen nach der britischen Armee stellt.« Er unterbrach sich und schien zu überlegen, wieviel er ihr erzählen konnte. »Vor allem ... Im Moment suche ich einen Mann namens Alex Wolff. Er wohnte früher in Kairo und ist vor kurzem zurückgekehrt. Wahrscheinlich braucht er einen Unterschlupf und hat eine Menge Geld. Auf jeden Fall erkundigt er sich nach den britischen Streitkräften.«
Elene zuckte die Achseln. »Nach der langen Vorrede hatte ich etwas Dramatischeres erwartet.«
»Zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht, daß ich Walzer mit Rommel tanzen und seine Taschen leermachen soll.«
Vandam lachte wieder. Elene dachte: Ich könnte Gefallen daran finden.
»Wenn es auch ganz alltäglich ist, werden Sie’s tun?«
»Mal sehen.« Aber sie hatte sich schon entschieden. Sie wollte nur das Gespräch ausdehnen, weil es ihr Spaß machte.
Vandam beugte sich vor. »Ich brauche Menschen wie Sie, Miß Fontana.« Ihr Name klang albern, wenn er so höflich ausgesprochen wurde. »Sie sind aufmerksam, Sie haben eine perfekte Tarnung, und Sie sind offensichtlich intelligent. Bitte, entschuldigen Sie, daß ich so direkt ...«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich bin geschmeichelt. Reden Sie weiter.«
»Die meisten meiner Leute sind nicht so zuverlässig. Sie tun es des Geldes wegen, während Sie ein besseres Motiv ...«
»Einen Moment«, unterbrach sie. »Ich möchte auch Geld haben. Wie wird die Sache bezahlt?«
»Das hängt von der Information ab, die Sie uns liefern.«
»Was ist das Minimum?«
»Nichts.«
»Das ist etwas weniger, als ich erhofft hatte.«
»Wieviel brauchen Sie?«
»Sie könnten den Gentleman spielen und meine Miete bezahlen.« Sie biß sich auf die Lippe. Es hatte billig geklungen.
»Wieviel?«
»Fünfundsiebzig im Monat.«
Vandams Brauen zuckten hoch. »Haben Sie etwa einen Palast?«
»Die Preise sind gestiegen. Haben Sie nicht davon gehört? Das liegt an all den englischen Offizieren, die dringend eine Unterkunft brauchen.«
»Touché.« Er runzelte die Stirn. »Sie müssen sich schon sehr nützlich machen, um fünfundsiebzig im Monat wert zu sein.«
Elene zog die Schultern hoch. »Warum lassen wir es nicht auf einen Versuch ankommen?«
»Sie verstehen zu feilschen.« Er lächelte. »In Ordnung, einen Monat auf Probe.«
Sie versuchte, sich ihren Triumph nicht anmerken zu lassen. »Wie nehme ich mit Ihnen Kontakt auf?«
»Schicken Sie mir eine Botschaft.« Er zog einen Bleistift und ein Stück Papier aus seiner Hemdtasche und begann zu schreiben. »Ich gebe Ihnen meine Adresse und Telefonnummer, im Großen Hauptquartier und zu Hause. Sobald ich von Ihnen höre, komme ich zu Ihnen.«
»Gut.« Sie schrieb ihre Adresse auf und fragte sich, was der Major von ihrer Wohnung halten würde. »Und wenn Sie beobachtet werden?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Man könnte mich fragen, wer Sie sind.«
»Nun, Sie verzichten besser auf die Wahrheit.«
Sie grinste. »Ich werde sagen, daß Sie mein Liebhaber sind.«
Er sah zur Seite. »Wie Sie wollen.«
»Aber Sie müssen glaubhaft wirken.« Elene verzog keine Miene.
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