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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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war gleichgültig, ob sie von den Briten oder den Deutschen unterdrückt wurden. Trotzdem hatte er wenig Sympathie für die Geschäftsleute von Kairo, die durch den Krieg ein Vermögen verdienten.
    Er spazierte, mit einer Zigarette in der Hand, langsam dahin, genoß die kühle Nachtluft, blickte in die winzigen, vorn offenen Läden und weigerte sich, ein Baumwollhemd, das auf der Stelle maßgeschneidert werden sollte, zu kaufen, oder eine Lederhandtasche oder ein zerfleddertes Exemplar der Zeitschrift »Saucy Snips«. Ein Straßenverkäufer, der pornographische Bilder in der linken Jackentasche und Kruzifixe in der rechten hatte, amüsierte ihn. Er sah eine Gruppe von Soldaten, die sich beim Anblick zweier ägyptischer Polizisten, die Hand in Hand durch die Straße patrouillierten, vor Lachen schüttelten.
    Er betrat eine Bar. Außer in britischen Clubs war es ratsam, auf Gin zu verzichten. Deshalb bestellte er Sibib, ein Anisgetränk, das trübe wurde, wenn man ihm Wasser zusetzte. Um 22.00 Uhr wurde die Bar auf gemeinsamen Beschluß der mohammedanischen Wafd-Regierung und des griesgrämigen Kommandeurs der Militärpolizei geschlossen. Vandams Augen waren schon ein wenig verschwommen, als er hinausging.
    Vorbei an einem Schild mit der Aufschrift FÜR TRUPPENANGEHÖRIGE VERBOTEN betrat er die Birka. In den engen Straßen und Gassen saßen die Frauen auf den Stufen und beugten sich aus den Fenstern; sie rauchten, warteten auf Kunden und plauderten mit der Militärpolizei. Manche von ihnen sprachen Vandam an und botenihren Körper auf englisch, französisch oder italienisch an. Er bog in einen engen Durchgang ein, überquerte einen verlassenen Hof und ging durch eine offene Tür ohne Kennzeichnung.
    Vandam stieg die Treppe hoch und klopfte an eine Tür im ersten Stock. Eine Ägypterin mittleren Alters öffnete. Er zahlte ihr fünf Pfund und wurde eingelassen.
    In einem großen, schwach beleuchteten Raum, der mit verblassendem Luxus ausgestattet war, setzte er sich auf ein Kissen und knöpfte sich den Hemdkragen auf. Eine junge Frau in Pluderhosen reichte ihm die Nargileh. Er sog den Haschischrauch mehrere Male tief in die Lungen. Bald überkam ihn wohlige Lethargie. Er lehnte sich auf die Ellbogen zurück und blickte sich um. Im Schatten des Zimmers entdeckte er vier andere Männer. Zwei waren Paschas, reiche arabische Landbesitzer, die nebeneinander auf einem Diwan saßen. Sie unterhielten sich leise. Ein Dritter, den das Haschisch beinahe eingeschläfert zu haben schien, sah englisch aus, wahrscheinlich war er Offizier wie Vandam. Der vierte saß in der Ecke und redete mit einem der Mädchen. Vandam hörte Gesprächsfetzen: Der Mann wollte das Mädchen offenbar mit nach Hause nehmen, sie diskutierten über den Preis. Der Mann kam ihm irgendwie bekannt vor, aber Vandam, betrunken und nun auch unter Rauschgifteinfluß, konnte ihn nicht mehr einordnen.
    Eines der Mädchen kam auf ihn zu und nahm seine Hand. Sie führte ihn in eine Nische und schloß den Vorhang. Dann legte sie den Büstenhalter ab, sie hatte kleine braune Brüste. Vandam streichelte ihre Wange. Im Kerzenlicht veränderte sich ihr Antlitz ständig: mal alt, mal sehr jung, dann raubtierhaft, dann liebevoll. Einmal glich sie Joan Abuthnot. Aber schließlich, während er in sie eindrang, sah sie aus wie Elene.

5
    A LEX WOLFF TRUG eine Galabiya und einen Fes; er stand dreißig Meter vom Großen Hauptquartier der Briten entfernt und verkaufte Papierfächer, die nach zweiminütiger Benutzung zerbrachen.
    Die Verfolgungsjagd war abgeflaut. Seit einer Woche hatte er keine Briten gesehen, die Stichproben machten und Ausweise kontrollierten. Dieser Vandam konnte den Druck wohl nicht mehr aufrechterhalten.
    Wolff war zum Großen Hauptquartier gegangen, sobald er sich einigermaßen sicher fühlte. Kairo zu erreichen, war ein Triumph gewesen. Aber der Triumph war verfrüht, wenn er seine Lage nicht dazu nutzen konnte, die von Rommel gewünschte Information zu beschaffen – und zwar bald. Er erinnerte sich an sein kurzes Gespräch mit Rommel in Gialo. Der Wüstenfuchs hatte überhaupt nicht listig gewirkt. Er war ein kleiner, unermüdlicher Mann mit dem Gesicht eines aggressiven Bauern: große Nase, nach unten verzogener Mund, gespaltenes Kinn, eine gezackte Narbe auf der linken Wange, das Haar so kurz geschnitten, daß unter seinem Mützenrand nichts zu sehen war. Er hatte gesagt: »Truppenanzahl, Divisionsnamen, im Feld und in Reserve, Ausbildungsstand.

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