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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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jemandem erzählt hatte.
    Um 11.45 Uhr watschelte Abdullahs große, schmuddelige Gestalt an dem Café vorbei. Seine Miene war ausdruckslos, doch seine kleinen schwarzen Augen glitten aufmerksam hin und her und überprüften seineVorbereitungen. Er überquerte die Straße und verschwand aus dem Blickfeld.
    Um 12.05 Uhr entdeckte Wolff zwei Militärmützen zwischen den vielen Köpfen in der Ferne.
    Er rutschte auf den Stuhlrand.
    Die Offiziere kamen näher. Sie hatten ihre Aktentaschen bei sich.
    Auf der anderen Straßenseite heulte`der Motor eines geparkten Wagens im Leerlauf auf.
    Ein Bus blieb an der Haltestelle stehen, und Wolff dachte: Das kann Abdullah unmöglich geplant haben, es ist ein glücklicher Zufall.
    Die Offiziere waren fünf Meter von Wolff entfernt.
    Das Auto auf der anderen Straßenseite setzte sich plötzlich in Bewegung. Es war ein großer, schwarzer Packard mit mächtigem Motor und weicher amerikanischer Federung. Wie ein anstürmender Elefantenbulle – der Motor kreischte im ersten Gang – donnerte er, ohne Rücksicht auf den Verkehr der Hauptstraße, auf die Seitenstraße zu; seine Hupe heulte ständig. An der Ecke, knapp vor Wolff, rammte er den Kühler eines alten Fiats, eines Taxis.
    Die beiden Offiziere standen neben Wolffs Tisch und starrten auf die Unfallszene.
    Der Taxifahrer, ein junger Araber mit einem westlichen Hemd und einem Fes, sprang aus dem Wagen.
    Ein junger Grieche in einem Mohairanzug hüpfte aus dem Packard.
    Der Araber nannte den Griechen den Sohn eines Schweins. Der Grieche bezeichnete den Araber als Hinterteil eines verendeten Kamels.
    Der Araber versetzte dem Griechen ein Ohrfeige, und der Grieche antwortete mit einem Schlag auf die Nase.
    Die Menschen, die aus dem Bus stiegen, und diejenigen, die gewartet hatten, kamen näher.
    In der Seitenstraße drehte sich der Akrobat, der auf demKopf seines Kollegen stand, um, als wolle er dem Kampf zusehen. Er schien das Gleichgewicht zu verlieren und fiel zwischen die Zuschauer.
    Ein kleiner Junge rannte an Wolffs Tisch vorbei. Wolff stand auf, zeigte auf den Jungen und rief so laut er konnte: »Haltet den Dieb!«
    Der Junge huschte davon. Wolff lief hinter ihm her, und vier in der Nähe sitzende Gäste des Cafés sprangen auf und versuchten, den Jungen zu packen. Das Kind drängte sich zwischen die beiden Offiziere, die den Kampf auf der Straße beobachteten. Wolff und seine Helfer prallten auf sie und stießen beide zu Boden. Mehrere Leute schrien: »Haltet den Dieb!«, obwohl die meisten keine Ahnung hatten, wer der Dieb war. Einige Neuankömmlinge glaubten, es handele sich um einen der beiden Fahrer. Die Wartenden von der Bushaltestelle, die Zuschauer der Akrobaten und die meisten Gäste des Cafés drängten sich heran und begannen, den einen oder anderen der zwei Kontrahenten anzugreifen. Die Araber hielten den Griechen für den Schuldigen, alle anderen aber den arabischen Chauffeur. Mehrere Männer mit Stöcken schoben sich in den Menschenauflauf und schlugen blindlings auf die Köpfe ein. Sie wollten den Kampf beenden, erreichten jedoch genau das Gegenteil.
    Jemand hob einen Caféhaus-Stuhl hoch und schleuderte ihn in die Menge. Zum Glück flog er zu weit und zertrümmerte die Windschutzscheibe des Packard. Nun aber eilten das Küchenpersonal und der Besitzer des Cafés heraus und stürzten sich auf jeden, der taumelte, stolperte oder auf ihrem Mobiliar saß. Alle brüllten sich in fünf verschiedenen Sprachen an. Vorüberfahrende Autos hielten an, weil die Insassen das Getümmel beobachten wollten. Der Verkehr staute sich in drei Richtungen, und jeder haltende Wagen ließ seine Hupe ertönen. Ein Hund riß sich von seiner Leine los und begann inrasender Erregung, Menschen in die Beine zu beißen. Alle verließen den Bus. Die raufende Menge wurde mit jeder Sekunde größer. Fahrer, die angehalten hatten, um sich den Spaß anzuschauen, bedauerten es bald, denn schnell tobte der Kampf auch um ihre Autos herum, und sie konnten nicht mehr vor- und zurückfahren. Sie mußten ihre Türen verriegeln und die Fenster hochkurbeln, während Männer, Frauen und Kinder, Araber, Griechen, Syrer, Juden, Australier und Schotten auf ihre Autodächer kletterten, sich auf den Kühlerhauben prügelten, auf die Trittbretter fielen und ihr Blut über den Lack schmierten.
    Neben dem Café fiel jemand durch das Fenster eines Schneiderladens; eine erschrockene Ziege rannte in ein Souvenirgeschäft an der anderen Seite des Cafés und stieß die

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