Der Schlüssel zu Rebecca
keinem Schluß kommen konnte, antwortete sie nicht.
Kemel hakte vorsichtig nach: »Können Sie eine Begegnung arrangieren?«
Eine solche Entscheidung ließ sich nicht spontan fällen. »Nein.«
»Vergessen Sie nicht, daß das Hausboot überwacht wird. Die Berichte treffen bei mir ein, bevor sie an Major Vandam weitergegeben werden. Wenn Sie also diese Begegnung arrangieren könnten, würde ich meinerseits dafür sorgen, daß die Berichte an Vandam gründlich überprüft werden und nichts ... Peinliches enthalten.«
Daran hatte Sonja nicht mehr gedacht. Wenn Wolff irgendwann zurückkam, würden die Beobachter Meldung machen und Vandam würde es erfahren, falls Kemel sich nicht einschaltete. Das änderte die Situation. Sie hatte keine Wahl. »Ich werde ein Treffen arrangieren.«
»Gut.« Er erhob sich. »Rufen Sie die Hauptpolizeiwache an und hinterlassen Sie, daß Sirhan mich sehen möchte. Wenn ich diese Nachricht bekomme, werde ich Kontakt mit Ihnen aufnehmen, um Ort und Zeit mit Ihnen abzusprechen.«
»In Ordnung.«
Kemel trat an die Leiter, kehrte jedoch noch einmal zurück. Er zog ein Portemonnaie aus der Hosentasche, entnahm ihm ein kleines Foto und reichte es Sonja. Es war ein Bild von ihr. »Würden Sie dies für meine Frau unterzeichnen? Sie ist eine große Bewunderin von Ihnen.« Er gab ihr einen Federhalter. »Sie heißt Hesther.«
Sonja schrieb: »Für Hesther mit den besten Wünschen, Sonja.« Sie hielt ihm das Foto hin und dachte: Es ist unglaublich.
»Vielen Dank. Sie wird sich sehr freuen.«
»Ich werde so bald wie möglich von mir hören lassen«, sagte Sonja.
»Danke.« Er streckte die Hand aus. Diesmal schüttelte Sonja sie. Dann stieg er die Leiter hoch und schloß die Luke hinter sich.
Sonjas Nervosität legte sich. Sie hatte das Richtige getan. Zwar war sie immer noch nicht ganz von Kemels Aufrichtigkeit überzeugt, aber sie vermochte keine Falle zu erkennen.
Sie war müde. Nachdem sie den Whisky ausgetrunken hatte, teilte sie den Vorhang und ging in ihr Schlafzimmer. Ihr war in ihrem Nachthemd kalt geworden. Sie trat ans Bett und zog die Decke zurück. Plötzlich hörte sie ein Klopfen. Ihr stockte der Atem. Sie stürzte zu dem Bullauge, das auf den Fluß hinausging. Hinter dem Glas sah sie ein Gesicht.
Sie schrie auf.
Das Gesicht verschwand.
Es war Wolff gewesen.
Sonja stieg rasch die Leiter hinauf und rannte an Deck. Sie sah Wolff im Wasser; er schien nackt zu sein. Er hielt sich an den Bullaugen fest und kletterte an dem kleinen Boot hoch. Sie packte seinen Arm und zog ihn an Deck. Er kniete einen Moment lang auf allen vieren und warf hastige Blicke über den Fluß wie eine in die Enge getriebene Wasserratte. Dann sprang er durch die Luke. Sie folgte ihm.
Wolff stand, tropfend und zitternd, auf dem Teppich. Er war tatsächlich nackt. Sie fragte: »Was ist geschehen?«
»Laß mir ein Bad ein.«
Sie ging durch das Schlafzimmer ins Badezimmer. Dort stand eine kleine Wanne mit einem elektrischen Boiler. Sie drehte die Hähne auf und warf eine Handvoll Badesalz ins Wasser. Wolff stieg in die Wanne und ließ das Wasser über seinen Körper laufen.
»Was ist geschehen?« wiederholte Sonja.
Er unterdrückte sein Zittern. »Es war mir zu riskant, über den Treidelpfad zu kommen. Deshalb zog ich mich am entgegengesetzten Ufer aus und schwamm hierher. Ich blickte ins Boot und sah einen Mann bei dir – ich vermute, es war ein Polizist?«
»Ja.«
»Darum wartete ich im Wasser, bis er wegging.«
Sie lachte. »Armer Kerl.«
»Das ist kein Spaß. Mein Gott, ich friere. Die Scheißabwehr hat mir Blüten gegeben. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich jemandem den Hals umdrehen.«
»Warum haben sie’s getan?«
»Ich weiß nicht, ob es Unfähigkeit oder Verrat ist. Canaris hat nie viel von Hitler gehalten. Bitte, dreh das Wasser ab.« Er begann, sich den Flußschlamm von den Beinen zu waschen.
»Du wirst dein eigenes Geld benötigen.«
»Daraus wird nichts. Du kannst sicher sein, daß die Bank angewiesen ist, die Polizei zu rufen, sobald ich mich zeige. Ich könnte ab und zu eine Rechnung mit Schecks bezahlen, aber sogar das könnte ihnen helfen, mich aufzuspüren. Auch wenn ich einige meiner Aktien oder sogar die Villa verkaufte, müßte das Geld von einer Bank abgehoben werden ...«
Also brauchst du mein Geld, dachte Sonja. Du wirst mich nicht einmal darum bitten, du wirst es dir einfach nehmen. Sie schob den Gedanken zunächst beiseite. »Der Kriminalbeamte läßt das
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