Der Schlüssel zu Rebecca
Boot überwachen – auf Vandams Anweisung.«
Wolff grinste. »Es war also Vandam.«
»Hast du ihn mit dem Messer verletzt?«
»Ja, aber ich weiß nicht, wo. Es war dunkel.«
»Im Gesicht. Er trug einen riesigen Verband.«
Wolff lachte laut. »Ich wünschte, ich könnte ihn sehen.« Er fragte, wieder ernst geworden: »Hat er dich verhört?«
»Ja.«
»Was hast du ihm erzählt?«
»Daß ich dich kaum kenne.«
»Gut gemacht.« Er musterte sie, und Sonja wußte, daß er erfreut und ein wenig überrascht war, weil sie nicht den Kopf verloren hatte. »Hat er dir geglaubt?«
»Vermutlich nicht, da er die Überwachung angeordnet hat.«
Wolff runzelte die Stirn. »Das wird schwierig. Ich kann nicht jedes Mal, wenn ich nach Hause möchte, über den Fluß schwimmen ...«
»Keine Sorge, ich habe alles geregelt.«
» Du hast es geregelt?«
Es stimmte nicht ganz, doch es klang gut. »Der Detektiv ist einer von uns.«
»Ein Nationalist?«
»Ja. Er möchte dein Funkgerät benutzen.«
»Woher weiß er, daß ich eins habe?« Wolffs Stimme hatte einen drohenden Unterton.
»Er weiß es gar nicht«, antwortete Sonja ruhig. »Aus dem, was die Briten ihm erzählt haben, schließt er, daß du ein Spion bist. Und vermutet, daß ein Spion eine Möglichkeit hat, mit den Deutschen Kontakt aufzunehmen. Die Nationalisten wollen Rommel eine Botschaft schicken.«
Wolff schüttelte den Kopf. »Damit möchte ich lieber nichts zu tun haben.«
Sie konnte nicht zulassen, daß er ihre Absprache ignorierte. »Du hast keine andere Wahl«, sagte sie eindringlich.
»Wahrscheinlich nicht«, gab er müde zurück.
Sonja verspürte ein seltsames Gefühl der Macht. Es war, als habe sie die Oberhand gewonnen. Ein anregendes Gefühl.
»Sie kreisen mich ein«, sagte Wolff. »Ich kann auf Überraschungen wie gestern abend verzichten. Am liebsten würde ich nicht mehr auf dem Boot bleiben, aber ich weißnicht, wohin ich gehen soll. Abdullah hat erfahren, daß mein Geld nichts taugt; er möchte mich den Briten ausliefern. Verdammt.«
»Hier bist du sicher, solange du dich mit dem Detektiv einigst.«
»Mir bleibt nichts anderes übrig.«
Sie setzte sich auf den Rand der Badewanne und betrachtete seinen nackten Körper. Er schien ... noch nicht besiegt, aber zumindest in Bedrängnis. Sein Gesicht war von Linien der Erschöpfung durchzogen, und seine Stimme enthielt einen Anflug von Panik. Wahrscheinlich fragte er sich zum erstenmal, ob er bis zu Rommels Ankunft durchhalten würde. Und zum erstenmal war er von ihr abhängig. Er brauchte ihr Geld, ihr Hausboot, gestern abend war ihr Schweigen beim Verhör lebenswichtig für ihn gewesen, und nun glaubte er, durch ihre Absprache mit dem nationalistischen Detektiv gerettet worden zu sein. Langsam geriet er unter ihre Kontrolle.
»Ich weiß nicht, ob ich meine Verabredung mit dieser Elene heute abend einhalten soll«, sagte Wolff.
»Wieso nicht? Sie hat nichts mit den Briten zu tun. Du hast sie in einem Laden kennengelernt!«
»Trotzdem könnte es sicherer sein, hier zu bleiben.«
»Nein«, widersprach Sonja mit fester Stimme. »Ich will sie haben.«
Er sah mit verengten Augen zu ihr auf. »Also gut«, murmelte er schließlich. »Ich muß eben vorsichtig sein.«
Er hatte nachgegeben. Sonja hatte ihre Kraft auf die Probe gestellt und gewonnen. Ein Zittern durchlief ihren Körper.
»Ich friere immer noch. Stell das heiße Wasser wieder an«, befahl Wolff.
»Nein.« Ohne ihr Nachthemd auszuziehen, stieg Sonja in die Wanne. Sie kniete sich über ihn, so daß ihre Beine gegen die Seiten der schmalen Wanne gepreßt waren, undhob den nassen Saum des Nachthemdes bis zur Hüfte. Dann sagte sie: »Fang an.«
Er tat es.
*
Vandam war guter Laune, während er mit Jakes im Oasenrestaurant saß und einen kalten Martini trank. Er hatte den ganzen Tag geschlafen und war zerschlagen, doch kampfbereit aufgewacht. Dann war er ins Lazarett gefahren, wo Dr. Abuthnot ihn zu einem Narren erklärt hatte, weil er schon wieder unterwegs sei, aber zu einem glücklichen Narren, da seine Wunde begonnen habe zu heilen. Sie hatte seinen Verband gegen einen kleineren, weniger unförmigen ausgetauscht. Jetzt war es 19.15 Uhr, und in ein paar Minuten würde er Alex Wolff fangen.
Vandam und Jakes saßen im hinteren Teil des Restaurants, von wo aus sie alle Gäste beobachten konnten. Der Tisch am Eingang war von zwei bulligen Sergeants besetzt, die auf Kosten des Nachrichtendienstes Brathuhn aßen. Draußen in einem
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