Der Schlüssel zu Rebecca
werden ...«
»Ja. Und an einem Mann sind wir besonders interessiert. Er heißt Alex Wolff und wird als der Messermörder von Assiut verdächtigt. Sie müßten seine Beschreibung schon haben.«
»Natürlich. Tägliche Berichte?«
»Ja, aber wenn Wolff gesehen wird, möchte ich sofort unterrichtet werden. Sie können Captain Jakes oder mich tagsüber im Großen Hauptquartier erreichen. Geben Sie ihm unsere privaten Telefonnummern, Jakes.«
»Ich kenne diese Hausboote«, meinte der Detektiv. »Der Treidelpfad wird gern zu Abendspaziergängen benutzt, besonders von Liebespaaren.«
»Das stimmt«, warf Jakes ein.
Vandam zog eine Augenbraue hoch.
Der Beamte fuhr fort: »Kein schlechter Platz für einen Bettler. Niemand würde einen Bettler zur Kenntnis nehmen. Nachts ... nun, es gibt dort Büsche, auch sehr beliebt bei jungen Paaren.«
»Stimmt das, Jakes?« fragte Vandam.
»Keine Ahnung, Sir.« Jakes merkte, daß Vandam sich über ihn lustig machte, und lächelte. Er reichte dem Araber ein Stück Papier mit den Telefonnummern. Ein kleiner Junge trat ins Zimmer und rieb sich die Augen. Er blickte sich schläfrig um und ging dann auf den Detektiv zu.
»Mein Sohn«, sagte der Beamte stolz.
»Ich glaube, wir können jetzt weiterfahren«, erklärte Vandam. »Oder möchten Sie, daß wir Sie in der Stadt absetzen?«
»Nein, danke, ich habe einen Wagen.«
»In Ordnung, aber beeilen Sie sich.« Vandam stand auf. Plötzlich verschwamm ihm alles vor den Augen. Er merkte, daß er das Gleichgewicht verlor. Sofort war Jakes neben ihm und packte seinen Arm.
»Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?«
Langsam kehrte sein Sehvermögen zurück. »Es geht schon besser.«
»Sie haben eine schlimme Verletzung«, kommentierte der Kriminalbeamte mitfühlend.
Sie gingen zur Tür. Der Detektiv sagte: »Meine Herren, ich versichere Ihnen, daß ich mich persönlich um diese Überwachung kümmern werde. Niemand wird auch nur eine Maus an Bord des Bootes schmuggeln, ohne daß Sie davon erfahren.« Er hatte den kleinen Jungen auf den Arm genommen.
»Auf Wiedersehen.« Vandam schüttelte ihm die Hand. »Übrigens, ich bin Major Vandam.«
Der Detektiv machte eine kleine Verbeugung. »Inspektor Kemel, zu Ihren Diensten, Sir.«
14
S ONJA GRÜBELTE. EIGENTLICH hatte sie erwartet, Wolff im Hausboot vorzufinden, als sie kurz vor dem Morgengrauen zurückkehrte. Doch das Boot war kalt und leer gewesen. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte. Als sie festgenommen wurde, war sie auf Wolff wütend gewesen, weil er geflüchtet war und sie den britischen Schlägern ausgeliefert hatte. Sie hatte große Angst vor dem gehabt, was man ihr antun könnte. Wolff hätte bleiben müssen, um sie zu verteidigen, hatte sie gedacht. Doch dann hatte sie eingesehen, daß dies unklug gewesen wäre. Denn dadurch, daß er sie im Stich ließ, hatte er den Verdacht von ihr abgelenkt. Es war nicht leicht, sich damit abzufinden, aber es war die beste Lösung. Während sie in dem kahlen kleinen Raum im Großen Hauptquartier saß, hatte sich ihre Wut von Wolff abgewendet und auf die Briten gerichtet.
Sie hatte sich nicht einschüchtern lassen, und die Briten hatten einen Rückzieher gemacht.
Zunächst war sie nicht sicher gewesen, daß es sich bei dem Mann, der sie verhörte, um Major Vandam handelte, aber später, als man sie freiließ, war dem Beamten der Name entschlüpft. Die Bestätigung hatte ihr Spaß gemacht. Sie lächelte wieder, als sie an den grotesken Verband auf Vandams Gesicht dachte. Wolff mußte ihn mit dem Messer verletzt haben. Er hätte ihn töten sollen.
Wo mochte Wolff jetzt sein? Wahrscheinlich hatte er irgendwo in der Stadt Unterschlupf gefunden. Er würde auftauchen, wenn die Luft rein war. Sie konnte nichts für ihn tun, aber sie hätte sich gefreut, ihn bei sich zu haben und den Triumph mit ihm zu teilen.
Sonja zog ihr Nachthemd an. Sie hätte sich hinlegen sollen, doch sie war nicht müde. Vielleicht würde ein Drink ihr helfen. Sie nahm eine Flasche Scotch, goß etwas Whisky in ein Glas und gab Wasser hinzu. Als sie den ersten Schluck nahm, hörte sie Schritte auf dem Steg. Ohne zu überlegen, rief sie: »Achmed ...?« Dann merkte sie, daß die Schritte zu leicht und schnell waren. Sie stand im Nachthemd, mit dem Getränk in der Hand, am Fuß der Leiter. Die Luke wurde hochgehoben, und ein arabisches Gesicht blickte herein.
»Sonja?«
»Ja ...«
»Sie haben wohl jemand anderen erwartet.« Der Mann kletterte die Leiter herunter.
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