Der Schlüssel zu Rebecca
zusammen das Gebäude. Draußen war es immer noch dunkel. Jakes meinte: »Sir, Sie sind sehr müde ...«
»Ja, ich bin sehr müde, aber ich kann noch klar denken, Jakes. Fahren Sie mich zur Hauptpolizeiwache.«
»Jawohl, Sir.«
Sie starteten. Vandam gab Jakes sein Zigarettenetui und sein Feuerzeug; der Mann steuerte mit einer Hand, während er die Zigarette anzündete. Jakes reichte ihm die brennende Zigarette. Am liebsten hätte ich auch einen Martini, dachte Vandam.
Jakes bremste vor dem Polizeihauptquartier. Vandam sagte: »Wir brauchen den Chef der Kriminalpolizei.«
»Ich glaube nicht, daß er jetzt da ist ...«
»Nein. Lassen Sie sich seine Adresse geben. Wir werden ihn aufwecken.«
Jakes betrat das Gebäude. Vandam starrte durch die Windschutzscheibe. Die Morgendämmerung zog herauf. Der Himmel war nun eher grau als schwarz. Ein paar Menschen waren schon auf den Straßen. Er sah einen Mann, der zwei mit Gemüse beladene Esel führte, wahrscheinlich zum Markt. Die Muezzins hatten noch nicht zum ersten Gebet des Tages gerufen.
Dann kehrte Jakes zurück. »Gezira«, murmelte er, während er den Gang einlegte und Gas gab.
Vandam dachte über seinen Untergebenen nach. Jemand hatte ihm erzählt, daß Jakes einen prächtigen Humor habe. Vandam hatte ihn immer als zuvorkommend und munter eingeschätzt, aber er hatte nie ein Zeichen echten Humors bemerkt. Bin ich ein solcher Tyrann, daß meine Leute in meiner Gegenwart Angst haben, einen Witz zu machen? Niemand bringt mich je zum Lachen. Außer Elene.
» Mir erzählen sie nie Witze, Jakes.«
»Sir?«
»Sie sollen einen prächtigen Humor haben, aber mir erzählen Sie nie Witze.«
»Nein, Sir.«
»Könnten Sie ganz ehrlich sein und mir sagen, weshalb nicht?«
Nach einer Pause erwiderte Jakes: »Sie laden nicht zu Vertraulichkeiten ein, Sir.«
Vandam nickte. »Sehr taktvoll ausgedrückt, Jakes. Das Thema ist beendet.«
Die Sache mit Wolff geht mir zu nahe, dachte er. Vielleicht tauge ich gar nicht zu meiner Arbeit, und vielleicht tauge ich zu gar nichts. Außerdem schmerzt mein Gesicht.
Sie überquerten die Brücke zur Insel. Der Himmel war nicht mehr schiefergrau, sondern perlfarbig. Jakes räusperte sich. »Ich möchte Ihnen gern sagen, Sir, daß Sie – wenn Sie mir das Urteil gestatten – bei weitem der beste Vorgesetzte sind, den ich je hatte.«
»Oh.« Vandam war verblüfft. »Du lieber Himmel. Tja, vielen Dank, Jakes. Vielen Dank.«
»Keine Ursache, Sir. Wir sind da.«
Er parkte den Wagen vor einem hübschen kleinen Haus mit einem gutbewässerten Garten. Vandam vermutete, daß der Chef der Kriminalpolizei von seinen Bestechungsgeldern ganz gut leben konnte.
Sie gingen den Pfad hinauf und hämmerten an die Tür. Nach ein bis zwei Minuten erschien ein Kopf am Fenster und sagte etwas auf arabisch.
Jakes setzte seine Feldwebelstimme auf. »Militärischer Geheimdienst – öffnen Sie die verdammte Tür!«
Eine Minute später machte ein kleiner gutaussehender Araber die Tür auf. Während er immer noch an seinem Hosengürtel hantierte, fragte er auf englisch: »Was ist los?«
Vandam nahm die Sache in die Hand. »Ein dringender Fall. Würden Sie uns bitte einlassen?«
»Natürlich.« Der Beamte gab die Tür frei, und sie traten ein. Er führte sie in ein schmales Wohnzimmer. »Was ist passiert?« Er schien verängstigt, und Vandam dachte:Wer wäre das nicht, wenn mitten in der Nacht an die Tür geklopft wird ...
»Kein Grund zur Panik«, beruhigte Vandam. »Aber wir möchten, daß Sie jemanden überwachen lassen, und zwar sofort.«
»Sicher. Bitte, nehmen Sie Platz.« Der Beamte, ein Detektiv, suchte sich sein Notizbuch und einen Bleistift. »Um wen geht’s?«
»Sonja el-Aram.«
»Die Tänzerin?«
»Ja. Ich möchte, daß ihr Heim, das Hausboot Jihan in Samalek, rund um die Uhr beobachtet wird.«
Während der Beamte die Einzelheiten niederschrieb, wünschte sich Vandam, auf die ägyptische Polizei verzichten zu können. Aber er hatte keine Wahl: In einem afrikanischen Land war es unmöglich, weiße, englischsprechende Männer bei Überwachungen einzusetzen.
»Um was für ein Verbrechen handelt es sich?« wollte der Detektiv wissen.
Das werde ich dir bestimmt nicht erzählen, dachte Vandam. »Wir glauben, daß sie mit jemandem unter einer Decke steckt, der gefälschte Pfundnoten in Kairo verbreitet.«
»Sie möchten also erfahren, wer kommt und geht, ob die Besucher etwas bei sich haben, ob Treffen an Bord des Hausbootes abgehalten
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