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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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„Die Nadeln sind so schön dicht. Und dann dieses silbrige Grün. Oh, das liebe ich.“ Sie standen im knietiefen Schnee hinter der Hütte, in Mantel und Jacke, Stiefeln, Mützen und Handschuhen. Will hatte eine Axt aus dem Schuppen geholt.
    „Wir haben aber keine Genehmigung“, warnte er, und sein Atem war eine weiße Wolke in der klirrend kalten Luft. „Wir können nicht einfach in den Wald gehen und einen Baum fällen, der uns ins Auge sticht. Das hier ist ein Naturschutzgebiet, falls Sie es noch nicht bemerkt haben.“
    „Ach, Sie Spielverderber.“
    Will schwang sich die Axt über die Schulter. „Bin ich nicht.“
    Jilly hielt sich die Hand vor die Augen. Das Weiß um sie herum blendete sie. Der Waldrand war etwa zwanzig Meter entfernt, gleich dahinter ragte ein Berg auf, bis zum blauen Himmel, bewachsen mit dicht stehendem Grün. „Wie viel von diesem Land gehört Ihrer Familie?“
    „Warum fragen Sie?“
    Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Will…“
    „Zehn Hektar.“ Er zeigte zum Hang. „Und wie Sie sehen, liegt mindestens die Hälfte am Berg. Die Bäume dort haben ziemlich dicke Stämme, kahle Stellen und ungleichmäßige Äste. Nicht gerade das, was Sie sich ins Zimmer stellen wollen.“
    Jilly rieb sich die Hände. „Na, dann müssen wir wohl ganz besonders gründlich suchen.“
    „Wieso wusste ich, dass Sie das sagen würden?“
    Sie nahm eine Bewegung wahr. Am Fuß des Berges. „Haben Sie das gesehen?“
    Er kniff die Augen zusammen. „Ich sehe Bäume. Eine Menge Bäume.“
    „Nein, etwas, das sich bewegt hat. Ein Tier, glaube ich.“
    „Jetzt ist es weg. Wahrscheinlich ein Reh.“
    „Nein, es war kleiner.“
    „Jilly, hier oben gibt es Rehe und Waschbären und Braunbären und Berglöwen.
    Um nur ein paar zu nennen.“
    „Was immer es war, jetzt ist es fort.“ Sie fröstelte – und zwar nicht vor Kälte.
    „Ich hoffe, es war kein Puma. Die machen mir Angst. Man weiß nie, was sie tun.“
    „Sollen wir den Christbaum lieber vergessen?“ schlug Will hoffnungsvoll vor. „Ich könnte einfach mein Jagdgewehr holen, und wir heften uns an die Fersen des rätselhaften Tieres.“
    „Kommt nicht in Frage.“
    Sie brauchten etwa eine halbe Stunde, bis sie etwas Passendes gefunden hatten.
    Bis dahin fror Jilly so sehr, dass sie zu einem Kompromiss bereit war. Der Baum, für den sie sich entschied, stand dort, wo sie am Tag zuvor nach Missy gesucht hatten. Es war eine Douglas-Tanne, etwa zwei Meter hoch und an einer Seite ein wenig kahl.
    „Wir stellen Sie neben Ihren Sessel, vor das Fenster im Wohnbereich“, sagte sie.
    „Und wir drehen sie so, dass man die kahle Seite nicht sieht.“
    „Heißt das, ich soll sie schlagen?“ fragte Will.
    „Ja. Je früher wir sie aufstellen, desto früher können wir mit dem Schmücken anfangen.“
    Seine Miene wurde finster. „Schmücken wollen Sie das Ding auch noch?“
    „Ach, kommen Sie. Schließlich ist es ein Christbaum. Man stellt ihn auf und schmückt ihn. Und jetzt fangen Sie an, ja? Es ist kalt.“
    „Okay. Stellen Sie sich dorthin.“
    „Müssen Sie mich immer herumkommandieren?“
    „Jilly, dort drüben werden Sie nicht von umherfliegenden Spänen getroffen, und das blöde Ding wird Ihnen wahrscheinlich auch nicht auf den Kopf fallen.“
    „Na gut. Das klingt vernünftig.“ Sie ging zu der Stelle, auf die Will zeigte. Er hob die Axt, ließ sie wieder sinken und drehte sich zu Jilly um.
    „Ach, Will“, stöhnte sie. „Was ist denn jetzt schon wieder?“
    „In zwei Tagen ist der Weg geräumt. Sie werden doch nicht einfach davonfahren und mich mit dem Ding im Wohnzimmer zurücklassen, oder?“
    „Was wollen Sie hören?“
    „Dass Sie mir versprechen, den Baum mit mir wieder hinauszuschaffen. Und alles, was dazugehört.“
    „Da wir den Schmuck selbst anfertigen werden, wird es keine große Sache sein, ihn zu entsorgen“, erwiderte Jilly nüchtern.
    „Wir fertigen den Schmuck selber an?“
    „Haben Sie etwa einen besseren Vorschlag?“
    „Werden Sie mir denn nun helfen, das verdammte Ding aus der Hütte zu schaffen?“ fragte Will.
    „Okay, kein Problem.“
    „Vielen Dank.“
    „Nun fangen Sie endlich an.“
    Unter normalen Umständen hätte Jilly den Baum ins Wasser gestellt. Aber sie hatten nicht einmal einen richtigen Ständer, also nagelte Will die Tanne auf eine selbst gezimmerte Konstruktion. Im Schuppen hatten sie einige Bretter gefunden, die er dafür verarbeitet hatte. Danach trugen sie den Baum in die

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