Der Schluessel zum Glueck
und hinter der hüfthohen Abgrenzung verschwand, die den Wohnbereich von der Küche trennte.
Jilly tastete über die Beule, zog die Hand zurück und starrte auf ihre blutverschmierten Finger. Dann sah sie an sich hinab. Abgesehen von ein paar roten Flecken auf dem Mantel schien alles in Ordnung zu sein.
Will kehrte mit einem Eisbeutel und einem feuchten Tuch zurück, setzte sich auf die Bettkante und betupfte Jillys Stirn.
Sie verzog das Gesicht. „Lassen Sie mich…“
Er gab ihr das Tuch, und sie wischte das Blut ab. Dann reichte er ihr den Eisbeutel, und sie presste ihn auf die Schwellung. Die Kälte tat gut.
Will beugte sich über sie und betrachtete sie kritisch. „Wissen Sie, wer ich bin?“
Sie musste lächeln. „Als könnte ich das je vergessen.“
Er lächelte zurück – nun ja, fast. Aber seine Mundwinkel hingen immerhin nicht mehr herab. „Sagen Sie es mir.“
„Ihr Name ist Will Bravo. Danke, übrigens. Dafür, dass Sie mich hereingeholt haben.“
„Kein Problem. Haben Sie sonst noch Schmerzen, abgesehen von der Beule am Kopf?“
„Nein. Alles in Ordnung.“
„Haben Sie das Bewusstsein verloren?“
„Für ein paar Minuten, glaube ich.“
Will ging nach nebenan, kehrte mit einem Handy zurück, drückte auf eine Taste und hielt es sich ans Ohr. Dann schüttelte er den Kopf.
„Funktioniert nicht, was?“ fragte Jilly.
Er legte es hin. „Ich furchte, Sie haben Recht.“
„Meins geht auch nicht.“
„Wahrscheinlich liegt es am Schneesturm – nicht, dass man hier oben sonst eine gute Verbindung bekommt.“
„Sehr beruhigend.“
„Eigentlich wollte ich gerade den Notarzt rufen“, sagte Will und schaute Jilly dabei besorgt an.
„Nicht nötig. Es geht mir gut. Aber eine Kopfschmerztablette wäre nicht schlecht.“
Er runzelte die Stirn. „Besser nicht.“
Sie setzte sich auf. „Warum nicht?“
„Wir sollten lieber erst mal abwarten.“
„Abwarten?“ wiederholte sie.
„Ob Sie Symptome zeigen.“
„Symptome wovon?“
„Hirnverletzung.“
Jilly nahm den Eisbeutel von der Stirn. „Mit meinem Hirn ist alles in Ordnung.“
Sie sah ihn an. „Was sind denn das für Symptome?“
„Übelkeit, Schwindelgefühle, Orientierungslosigkeit, Anfälle, Erbrechen…“
„Und wenn ja?“ fragte sie. „Die Handys funktionieren nicht. Wir stecken in einem Schneesturm und können frühestens morgen aufbrechen.“
„Was wollen Sie damit sagen?“
„Mit mir ist schon alles in Ordnung. Und könnten Sie mir jetzt zwei Aspirin geben? Bitte!“
Will ging in die Küche und kehrte nach etwa zwei Minuten mit einem Glas Wasser und den erbetenen Tabletten wieder. Jilly nahm alles entgegen. „Danke.“
Er wartete, bis sie das Glas abgestellt hatte. „Wo sind die Sachen, die sie aus dem Wagen geholt haben?“
„Ich habe sie draußen gelassen. Unter dem Baum.“
„Was sind es für Dinge?“
Sie listete sie auf.
„Alles Sachen, die Sie unbedingt brauchen, ja?“ knurrte Will.
„Okay, ich habe übertrieben. Keine Angst, ich erwarte nicht, dass Sie…“
Aber er war schon auf dem Weg zur Tür. Jilly ließ ihn gehen. Dort draußen, zwischen der Hütte und den beiden Wagen, war es nicht wirklich gefährlich – es sei denn, man hatte das Pech, unter einem Baum zu stehen, der gerade einen schweren Ast verlor. Und dass das ein zweites Mal passieren würde, war höchst unwahrscheinlich, oder?
Na also. Will würde schon nichts zustoßen.
Sie behielt Recht. Einige Minuten später war er wieder da, mit ihrem Radiorecorder, den CDs und sogar der Mütze. „Ihre Käsestangen müssen weggeweht sein.“
Es hätte schlimmer kommen können. Jilly bedankte sich.
Er legte die Sachen auf den Küchentisch, und als er sich wieder umdrehte, sah er, dass sie aufstehen wollte. „Bleiben Sie, wo Sie sind.“
Sie verzog das Gesicht, gehorchte jedoch.
Will zog die Outdoor-Jacke aus. „Ruhen Sie sich eine Weile aus.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, ich…“
„Julian. Tun Sie mir den Gefallen.“ Er hängte die Jacke auf. „Ich möchte, dass sie etwa eine Stunde lang auf der Couch bleiben, damit ich Sie im Auge behalten kann.“
Ihr gefiel nicht, wie er das sagte. So, als wäre sie ein ungezogenes Kind, das in alle möglichen Schwierigkeiten geriet, wenn man nicht dauernd auf es aufpasste.
Natürlich konnte sie ihm nicht verdenken, dass er so dachte. Schließlich hatte sie sich in Gefahr gebracht und Glück gehabt, dass er ihr geholfen hatte. Sicher, sie hätte es auch allein bis in
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