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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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Bad und hängte den Mantel wieder neben die Tür, wobei sie darauf achtete, Will keines Blicks zu würdigen. Dann nahm sie das leere Wasserglas, das blutbefleckte Tuch und den Eisbeutel vom kleinen Tisch am Sofa. Sie spülte das Glas, säuberte das Tuch und hängte es über eins der Becken im Bad. Anschließend leerte sie den Eisbeutel, kehrte damit in die Küche zurück und legte ihn zum Trocknen neben das Glas.
    Jilly sehnte sich nach einem langen, heißen Bad in der altmodischen Wanne, die sie gesehen hatte. Aber dies war Wills Hütte – mehr oder weniger. Und irgendwie wäre es wohl unhöflich, ihr Badesalz zu holen und die Wanne voll laufen zu lassen, ohne ihn vorher zu fragen. Da sie nicht die geringste Lust hatte, mit ihm auch nur ein einziges Wort zu wechseln, kam ein Bad nicht in Frage. Also brachte sie den Radiorecorder und die CDs nach oben und ging mit der Kosmetiktasche wieder nach unten. Sie wusch sich das Gesicht, putzte die Zähne und machte das Beste aus ihrem widerspenstigen Haar.
    Danach trug sie die Katzentoilette und den Wassernapf ins Dachgeschoss und machte sich auf die Suche nach Missy. Wie Jilly befürchtet hatte, wollte die Katze sich zunächst nicht von ihrem neuen Freund trennen, aber zum Glück ließ das Tier sich mit ein paar Leckerbissen von Will weglocken und schließlich auf den Arm nehmen. Jilly trug ihren treulosen Vierbeiner nach oben.
    Kaum hatte sie Missy dort abgesetzt, raste die Katze die Treppe hinunter. Jilly war schlau genug gewesen, die Tür zur Küche hinter ihnen zu schließen, also holte sie seelenruhig ihren Schlafanzug aus ultraweichem Micro-Fleece heraus und zog ihn an. Am Fuß der Treppe begann Missy kläglich zu miauen.
    Pech für dich, dachte Jilly. Du wirst schon darüber hinwegkommen.
    Sie schob Ray Charles’ Weihnachts-CD in den Recorder, stellte die Lautstärke so leise ein, dass ihr unfreundlicher Gastgeber nicht gestört wurde, und holte die drei Romane heraus, die sie mitgebracht hatte.
    Es waren zwei heiße Liebesgeschichten und ein fesselnder Thriller. Jilly entschied sich für Letzteren, denn im Moment hatte sie wenig Lust, von Männern und Frauen zu lesen, die ihre Probleme bewältigten, tollen Sex hatten und die Liebe fürs Leben fanden.
    Jilly schlüpfte unter die Decke und schlug das Buch auf. Irgendwann verstummte Missy, kam die Treppe herauf, sprang aufs Bett, rollte sich zusammen und schlief ein. Draußen heulte der Wind noch immer, und der Schnee prasselte gegen das Fenster.
    Die CD war zu Ende, aber Jilly nahm es kaum wahr. Der Krimi hielt, was der Klappentext versprach. Es ging um einen Serienmörder, der junge Frauen auf grauenhafte Weise umbrachte. Er brach nachts in ihre einsam gelegenen Häuser ein, und ihre Hilfeschreie verhallten ungehört. Vielleicht hätte Jilly doch lieber einen Liebesroman nehmen sollen?
    „Du brauchst keine Angst zu haben“, machte sie sich flüsternd Mut, während sie den Thriller zuklappte und zur Seite legte. Sie lag sicher in einem warmen Bett.
    Draußen trieb sich kein Serienkiller umher – und wenn doch, müsste er längst erfroren sein. Die verrückte Mavis, der die Hütte gehört hatte, war tot, und Jilly glaubte nicht an Gespenster.
    Vorsichtshalber ließ sie die Lampe an.
    Sie kehrte dem Licht den Rücken zu. Hinter ihr lag Missy und schnurrte. Der Kopfschmerz war verschwunden. Jilly lächelte spöttisch. Siehst du, Will Bravo, dachte sie. Ich habe keinen Hirnschaden.
    Sie gähnte. Kurz darauf schlief sie ein.
    Einige Zeit später erwachte Jilly. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht im Kissen vergraben.
    Sie hob den Kopf und schaute blinzelnd aus dem Fenster. Die Wolken waren verschwunden, der Sturm vorüber. Der Vollmond tauchte das schmale
    Dachzimmer in silbriges Licht.
    Und… Augenblick mal! Die Lampe war aus. Eigenartig. Hatte sie sie denn nicht angelassen? Jilly setzte sich auf, schob sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und nahm ihre Armbanduhr vom Nachttisch.
    Mitternacht.
    Als sie die Uhr zurücklegte, sah sie Missy. Die Katze saß am Fußende des Bettes.
    Ihre goldenen Augen leuchteten im Mondschein. Jilly streckte eine Hand aus.
    Und Missy verschwand – genauer gesagt, sie verblasste, sie wurde erst durchsichtig, und dann war sie fort. Einfach so. Jilly kniff die Augen zusammen.
    Seltsam.
    Und wer war die magere Frau, die zum Vorschein kam, als die Katze weg war?
    Die in dem blauen Bademantel, mit einem altmodischen Haarnetz und einem Gesicht, das Caitlin Bravos ähnelte? Die mit Wills

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