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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Seite. Die übernächste Biegung war scharf wie eine Haarnadelkurve, die Leitplanke aufgerissen und der Abgrund dahinter ein offenes Grab. In die Erde war ein überdachtes Holzkreuz mit Marienstatue gerammt, von der die Farbe abblätterte. Die Kapuze klebte an seinen Haaren, und das Wasser rann ihm wie Schweiß übers Gesicht. Im Vorbeigehen fing seine Taschenlampe ein Schild ein: Beaulieu 2 km.
    Er blieb stehen. Zwei Kilometer, das waren mindestens zwanzig Minuten bis zum Ortseingang. Bis Èze waren es höchstens zehn Minuten.
    Er drehte auf dem Absatz um und hastete die Straße wieder hinauf, zurück nach Èze. Die Marienstatue starrte ihn gleichgültig aus schwarzen Augen an. Bergauf zu gehen war deutlich anstrengender, und er begann unter der Regenjacke zu schwitzen. Er dachte an Laura, Katy und Greg. Was um Himmels willen war den dreien zugestoßen? Noch einmal zog er sein Handy hervor und prüfte, ob er ein Netz hatte. Fehlanzeige. Als er den Blick hob, traute er seinen Augen nicht.
    Er verlangsamte seine Schritte, blieb stehen und starrte fassungslos auf die leere nasse Straße.
    Gregs schwarzer Cherokee war verschwunden.

Kapitel 5
    Èze – Côte d’Azur, 17. Oktober, 23:01 Uhr
    Jan hastete das letzte Stück der Straße hinab. Unten ragte das Haus seiner Eltern aus dem Fels wie ein zu kurzes Sprungbrett. Hinter dem Panoramafenster leuchtete es fahl. Als wollte der Regen ihn verspotten, wurde er auf den letzten Metern dünner. Grimmig sah Jan auf seine triefenden Hosenbeine. Das Wasser stand bereits in seinen Gummistiefeln. Er hob den Kopf und blieb stehen, als wäre er vor eine Wand gelaufen.
    Mitten auf dem Wendehammer vor dem Haus parkte der Cherokee.
    Wütend stapfte er an dem Geländewagen vorbei, die enge ausgetretene Treppe aus Bruchstein empor, ins Haus hinein und polterte in den Wohnraum.
    Mitten im Zimmer standen Katy, nur mit Slip bekleidet, die Haare feucht und strubbelig, und Greg, ebenfalls halbnackt, der ihren Oberkörper mit einem Handtuch warm rieb.
    Die beiden erstarrten, als Jan in die Hütte platzte.
    Greg ließ von Katy ab, und das Handtuch fiel zu Boden. »Scheiße, Mann. Hast du mich erschreckt«, knurrte er.
    »Erschreckt, aha!«, sagte Jan giftig. »Kannst du mir mal sagen, was das alles soll?«
    Katy kniff die Augen zusammen. »Jetzt mach aber mal halblang, das ist ja wohl meine Angelegenheit, oder?« Sie hob das Handtuch auf und bedeckte sich. »Ich war nass bis auf die Knochen, und mir ist eiskalt. Das ist alles.«
    Jan sah von Katy zu Greg und wieder zurück. Er musste an ihren Mann Sören denken und an die Zwillinge, Anna und Nele. Jan mochte seine Nichten, besonders Nele, die stillere von beiden, die den Platz auf seinen schmalen Schultern bei jedem Ausflug eingefordert hatte, nicht etwa indem sie es sagte, sondern indem sie ihn ansah, mit blauen Augen inmitten von Sommersprossen. Schweden-Blick nannte Katy das, in Anspielung auf Sören. »Das ist alles, ja«, brummte Jan.
    Katy hob warnend die Augenbrauen. Ihr Slip war feucht, saß schief auf ihren Hüften, und ein dunkles Dreieck zeichnete sich darunter ab.
    »Von mir aus«, sagte Jan verärgert, »lass dich abtrocknen, von wem du willst. Ich will nur wissen, wo ihr wart, Mensch! Ich hab mir Sorgen gemacht, nach deinem Anruf. Ich bin los und hab euch gesucht.«
    »Du bist was ?«, fragte Katy konsterniert. »Bei dem Wetter?«
    »Sieht so aus, oder?« Er deutete auf seine durch und durch nassen Sachen. »Wo ist Laura?«
    Katy warf Greg einen unsicheren Blick zu. »Ist sie nicht bei dir?«
    »Würde ich sonst fragen?«
    Katy schwieg betreten und sah abermals zu Greg hinüber. Jan beschlich plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Wir … haben uns gestritten«, sagte Katy.
    »Wer?«
    »Na, Laura und –«
    »Wir waren stinksauer«, unterbrach Greg Katy. »Sie ist einfach abgehauen, unten beim Supermarkt, ohne ein Wort zu sagen. Wir haben uns dumm und dämlich gesucht, und dann kommt sie zurück, als wäre nichts gewesen. Sie hätte auf Toilette gemusst. Eine halbe Stunde lang!«
    »Zwanzig Minuten, Greg. Es waren zwanzig Minuten«, warf Katy ein.
    Greg streckte in gespielter Ratlosigkeit die Handflächen nach außen.
    »Ja und dann?«, fragte Jan.
    Greg zuckte mit den Achseln. »Zickenterror.«
    »Bitte?«
    »Sie hat ihre Tage«, murmelte Katy.
    »Kommt ihr jetzt bitte mal auf den Punkt«, sagte Jan aufgebracht. »Ich will wissen, wo sie ist. Oder bin ich hier etwa der Einzige, der sich dafür

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