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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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sie etwas am Hals. Durch ihren Körper zuckte ein stechender Schmerz. Sie taumelte, fiel aber nicht, sondern lief weiter.
    Sie registrierte, dass ihre Beine langsamer wurden.
    Nicht nachlassen!, dachte sie. Sonst erwischt er dich mit dem zweiten Schuss.
    Doch ihre Muskeln schienen im vollen Lauf einzufrieren, als würde sie durch metertiefes Eiswasser rennen, und ihre Kraft schwand von Sekunde zu Sekunde.
    Er hat die Halsschlagader getroffen, dachte sie panisch, deswegen habe ich keine Kraft mehr! Aber müsste dann nicht Blut aus ihrem Hals schießen?
    Dann knickte sie ein, ließ sich auf die nasse Straße sinken. Sie drehte sich um, zwang sich, den Mann im Auge zu behalten, vielleicht würde sie ja seinem nächsten Schuss ausweichen können …
    Ihr Gesicht lag mit der Wange auf der Straße. An ihrem Hals pochte es, sie spürte es fließen, wusste nur nicht, ob es ihr Blut war oder Wasser oder beides.
    Und jetzt hatte sie diese Kopfschmerzen, und es machte keinen Unterschied, ob sie die Augen öffnete oder schloss. Alles war schwarz.
    Plötzlich flammte Licht auf.
    Jemand näherte sich.
    Ein Stoß Atemluft wehte ihr ins Gesicht. Es roch nach Fäulnis und vergeblich benutztem Mundwasser.
    Sie schlug die Augen auf.
    Helle Lichtflecken brannten auf ihrer Netzhaut. Sie kniff die Lider zusammen, blinzelte und sah durch die Wimpern wie durch einen schützenden Filter. Alles war unscharf. Direkt vor ihr schwebte etwas Ovales, schwarz und weiß wie Zebrafell, und es kam näher – viel zu nah. Eine weitere Atemwolke stieß ihr ins Gesicht, der widerwärtige Geruch drang tief in ihre Nase. Ihre Lider flatterten, ihr Blick wurde schärfer.
    Unmittelbar vor ihr, auf Augenhöhe, war ein Mund, männlich, blassrosa, leicht geöffnet, mit spröden Lippen. Kinn, Mundpartie und Wangen waren glatt rasiert und von einem symmetrischen Muster aus breiten schwarzen Tattoo-Streifen überzogen, als hätte jemand die Streifen aus einem Zebra geschnitten, sie akribisch neu geordnet, zurechtgebogen und mit dem eigenen Gesicht verschmolzen. Die blanken Hautstreifen zwischen den Ornamenten wirkten wie weiß angemalt.
    Laura runzelte benommen die Stirn. Das hier war nicht real, sie war in einem Traum gefangen.
    Sie wollte den Kopf heben, dem Mann in die Augen sehen, doch eine Art Lehne verhinderte, dass sie den Hals nach hinten beugen konnte. Die Nasenflügel des Mannes waren gebläht wie Nüstern, und er schien ihren Geruch durch die Nase zu inhalieren. Um die Mundwinkel spielte ein Lächeln, konzentriert, ekstatisch und entrückt.
    Er hielt die Luft an – und stieß wieder Atem aus. Laura keuchte. Versuchte, sich zu bewegen. Aber es ging nicht. Sie saß nackt auf einem Holzstuhl mit Armlehnen und war wie festgewachsen. Straff gespannte Folie, die ihr nicht einen Millimeter Spielraum ließ, fixierte ihre Glieder.
    Laura wollte aus dem Traum aussteigen. Einfach aufwachen, auf der staubigen Matratze in Frankreich, im Haus von Jans Vater. Wo war eigentlich Jan? Plötzlich erinnerte sie sich an den Abend, an die Fahrt zum Supermarkt, an die Rückfahrt und …
    Plötzlich wurde ihr eiskalt.
    Der SUV.
    Der Mann am Steuer, das groteske Gesicht.
    Mit einem Ruck sprang ihr Verstand ins Gleis. Das war kein Traum. Schlagartig kam die Angst und verbiss sich in ihre Eingeweide.
    Der Mann musste es bemerkt haben. Sein Lächeln wurde intensiver, und er atmete schneller. »Willkommen«, flüsterte er. »Willkommen in meiner Galerie.« Er trat beiseite und gab Laura den Blick frei auf einen großen fensterlosen Raum. Trotz weißer Wände herrschte Dämmerlicht. Unter der Decke hingen zig verschiedene Spotlights, die helle Punkte auf die umliegenden Wände warfen, auf mannshohe weißlich schimmernde Objekte, die links und rechts von ihr in die Wände eingelassen waren.
    Der Mann trat wieder in ihr Blickfeld, in der Pose eines Galeristen bei einer Vernissage, der von seinem Publikum eine Reaktion erwartet.
    Er war groß, ganz in Weiß gekleidet und hatte einen kahlrasierten Schädel. Die schwarzen Streifen erstreckten sich nicht nur über sein Gesicht, sondern auch über die Kopfhaut, wie bei einer Ganzkörpertätowierung.
    Er breitete die Arme aus und zeigte auf die Wände. »Sieh sie dir an. Sind sie nicht atemberaubend?«
    Erst jetzt hatten sich Lauras Pupillen so weit an die Lichtverhältnisse gewöhnt, dass sie Details erkennen konnte. Im Abstand von etwa eineinhalb Metern waren massive transparente Blöcke in die Wand eingemauert, insgesamt mehr als ein

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